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ANTIQUARIAT/107: "Die Schienenmenschen" von Chauvel und Simon (SB)


David Chauvel, Fred Simon


Die Schienenmenschen

Band 4 "Fluchtwege"



"Die Schienenmenschen" spielt in einem zukünftigen Nordamerika, das von verschiedenen, meist farbigen Gangs terrorisiert wird, die in gigantischen, gepanzerten und mit Waffen ausgestatteten Zügen durch das Land jagen und sich gegenseitig bekriegen. Wolf Pearse, ein farbiger Cop und aus diesem Grunde bei seinen weißen Kollegen nicht gerade beliebt, wird darauf angesetzt, sich in eine dieser Gangs einzuschleichen. Es ist bekannt, daß von einer derartigen Mission bisher noch niemand zurückgekehrt ist ...

Mit dem vierten Band "Fluchtwege" findet die Reihe ihren krönenden Abschluß. Pearse, der bei den "Söhnen Juda" Aufnahme gefunden hatte, wurde beim Kampf um deren Stadt von den "Weißen Garden" gefangengenommen und wird nun in einem ihrer Züge festgehalten. Dort wartet eine Überraschung auf ihn, denn er muß feststellen, daß Captain Davis, sein eigener Auftraggeber, mit einigen seiner Leute bei den "Weißen Garden" eingestiegen ist. Sein Ziel dabei ist, diese am Ende zu legalisieren und so ein gewaltiges Machtpotential an sich zu reißen. Davis wird jedoch enttarnt, und es gelingt ihm gerade noch, mit seinen Leuten zu entkommen. In dem Getümmel gelingt es auch Pearse zu fliehen.

Auf freier Strecke wird Davis Zug bald von seinen Verfolgern eingeholt. Der korrupte Cop greift zu einem seiner fiesen Tricks: Er läßt den Zug stoppen und gibt vor, sich stellen zu wollen, um so wenigstens seine Leute zu retten. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Davis tritt zwar aus dem Zugabteil heraus, wirft sich jedoch sofort zu Boden und opfert seine Untergebenen, die mit Verhandlungen gerechnet haben und dem Feuerhagel der "Weißen Garden" in der nächtlichen Schneewüste wehrlos ausgeliefert sind.

Doch dies ist natürlich nicht die letzte Überraschung, mit der dieses mitreißende Album, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite bei der Stange hält, aufwartet. Doch soll hier nicht alles im voraus verraten werden, da sonst zuviel von der Spannung verloren gehen würde.

Besonders gelungen ist Zeichner Fred Simon der Stil, den er für die Darstellung seiner Figuren gefunden hat. Er verfremdet sie in angemessener Weise, so daß die Personen zwar dem actionmäßigen Charakter der Handlung entsprechend realistische Züge tragen, andererseits aber auch nicht zu "naturgetreu" geraten. Auch die Idee der wehrhaften Outlaws, die, modernen Zigeunern gleich, auf den Schienen dahinjagen, spricht die Phantasie einer abenteuerlustigen Leserschaft auf gelungene Weise an. Kurz, die "Schienenmenschen" lassen nichts zu wünschen übrig, sie sind auch über zehn Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen noch überaus sehens-, lesens- und lobenswert.

11. Dezember 2008


Die Schienenmenschen, Band 4 "Fluchtwege"
David Chauvel (Autor), Fred Simon (Zeichner)
Carlsen Verlag, Hamburg, März 1997
48 S., Softcover, farbig, damaliger Preis DM 16,90
ISBN 3-551-72244-7

Band 1 "Die Jaguar-Gang"
Band 2 "Angriff der weißen Garde"
Band 3 "Der Turm des Löwen"