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NEUERSCHEINUNG/550: 05/07 · Futurama (27) "Robot-Robin Hood" (SB)


Ian Boothby, Mike Kazaleh


Futurama (27)

"Robot-Robin Hood"



In der Bongo-Comicschmiede scheint zur Zeit ein "Anspielungswettbewerb" zu laufen, dessen Auswüchse schon fast nicht mehr komisch sind. So waren die Simpsons Comics 127 eine Ansammlung von unzähligen Spruchweisheiten (die genaue Zahl wurde sogar stolz in den Redaktionsseiten vermerkt), während die Handlung - Nachbar Ned Flanders wird von Marge eingeladen, bei den Simpsons zu wohnen, während seine Kinder im Ferienlager sind, und er "diddelisiert" binnen kürzester Zeit erfolgreich die gesamte Familie mit seinen Redensarten und Lebensweisheiten - eher etwas dürftig daherkam und nurmehr als Vehikel für die Sprüche zu dienen schien. Auch Futurama 27 krankt an dieser Mode. "Gute Neuigkeiten, Ihr Lieben!", heißt es auf der Redaktionsseite: "Unser Autor Ian Boothby hat es endgültig geschafft: Mit dieser Ausgabe hat er gleich mehrere Rekorde aufgestellt, die zu jeder Zeit ihresgleichen suchen. Nicht nur, daß er spätestens mit diesem Heft offiziell als Autor mit den meisten Verweisen und Anspielungen auf die Popkultur angesehen werden muß, er kann in seinen Geschichten auch auf das häufigste Auftreten der amerikanischen Comic-Figur Richie Rich außerhalb dessen eigenen Comics verweisen. ..."

In der den Anspielungen unterlegten (ja, so kommt es einem vor), und selbst für einen utopischen Funny-Science-Fiction-Comic reichlich bemühten Story landen Fry, Bender und Leela nach einer absurden Vorgeschichte, in der ein Weltraumüberfall von Killerinsekten das Frachtschiff des Planet Express vom Kurs abbringt, auf einem merkwürdigen, mittelalterlich anmutenden Planeten, auf dem Menschen und Roboter einträchtig zusammenleben, ganz wie im Neu-New York des 3. Jahrtausends auf der Erde. Von den Bewohnern erfahren die Schiffbrüchigen, daß sie sich hier in "Bottingham" befinden - ganz recht, Robin Hood läßt grüßen - und wie in der literarischen Vorlage gibt es auch hier einen fiesen Steuereintreiber, der den Ärmsten der Armen auch noch das letzte Fitzelchen abverlangt. Natürlich mischen die drei sich ein (und Zoidberg stößt später noch von irgendwoher dazu), schon allein, weil sie den Planeten wieder verlassen wollen und zu diesem Zweck Geldmittel benötigen, um ihr beschädigtes Raumschiff reparieren zu können. Man überfällt also den Steuereintreiber, weil bei ihm als einzigem (außer bei Richie Rich, der, einen Geldbeutel in der Hand, völlig unvermittelt durch den Forest wandert, aber der Überfall geht schief und stattdessen plumpst Dagobert Duck, von einem tödlichen Pfeil getroffen, zu Boden) etwas zu holen ist, was dieser natürlich nicht auf sich sitzen läßt. ...

Nach verschiedensten weiteren Anspielungen und damit einhergehenden Windungen wird zum Schluß alles gut, denn der ehrliche und aufrichtige "König Richard Linux-Herz", der den Machenschaften des (anscheinend unter Windows laufenden) Steuereintreibers ein Ende bereitet, tritt auf den Plan. Alle freuen sich - bis auf Zoidberg, der das abschließende Festmahl, genau wie stets der unglückliche Barde in den Asterix- Geschichten, gefesselt und geknebelt an einem Ast hängend verbringen muß ...

Wohlgemerkt, die eine oder andere pointierte Anspielung in einer Geschichte kann und darf gerade bei den Simpsons und bei Futurama nicht fehlen, doch ein zuviel des Guten, wie wir es zur Zeit erleben, erschlägt am Ende auch noch den witzigsten Gag.

6. Juli 2007


Futurama (27) "Robot-Robin Hood"
Ian Boothby (Autor), Mike Kazaleh (Zeichner)
Panini, Stuttgart, Mai 2007
36 Seiten, farbig, Heft im Kleinformat, 2,90 Euro