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NEUERSCHEINUNG/557: 08/07 · Simpsons Comics (130) "Robinson Crusoe" (SB)


Mary Trainor, John Costanza


Simpsons Comics (130)

"Die Simpson-Familie Robinson Crusoe"



Nachdem Marge Simpson in Heft #129 einen orientalischen König mit Geschichten aus "1001 gelbe Nacht" buchstäblich zu Tode langweilte, wird auch im August-Heft #130 die Literatur bemüht. Diesmal präsentiert Bongo-Comics eine Robinson Crusoe-Version der Simpsons. Verpackt in einen "Illustrierten Klassiker", erlebt die gelbe Familie einen unfreiwilligen Abenteuer-"Urlaub" auf einer, wie sich am Ende herausstellt, gar nicht so einsamen Insel. Doch wir wollen nicht vorgreifen ...

... denn das Abenteuer nimmt seinen Anfang, wie so oft, in einer völlig harmlosen Situation, in diesem Fall auf der heimischen Fernsehcouch, dem beliebtesten Treffpunkt der Familie. "Machen wir doch heute abend mal was zusammen, wie eine normale Familie", fordert Marge ihre Lieben auf, die zunächst jedoch nur wenig Begeisterung zeigen. Homer möchte in Ruhe sein Sandwich essen, Bart seinen Comic und Lisa ihr Buch lesen, und auch Klein-Maggie wirkt mit ihren Bauklötzchen sehr beschäftigt. Doch Marge bleibt hartnäckig und bittet Homer, der ganzen Familie aus Lisas Buch vorzulesen. Es handelt sich um "Die Schweizer Familie Robinson". Homer hebt schwungvoll an: "Kapitel Eins. Seit Tagen trieb uns der Sturm umher ...", doch er verliert schon bald die Puste. "Und das geht jetzt 384 Seiten so weiter!" - "Na los! Wir wollen die Geschichte hören!", "Sei gefälligst nicht so faul!", treiben ihn seine Kinder an; da kommt ihm die rettende Idee: "Okay. Aber ich hab eine VIEL bessere Version davon in der Garage." Minuten später präsentiert er einen "Illustrierten Klassiker". Während Homer vorliest, schlüpft die Familie in die Rollen der Robinsons und der Leser des Comics erlebt eine gelbe Version der Abenteuer jener Schweizer Familie ...

Was auf den ersten Blick wie eine arg abgedroschene, X-te Version des Robinson Crusoe-Themas erscheint, entwickelt sich auf den zweiten Blick zu einer reizvollen, eigenständigen Geschichte, zumal sich die Simpsons-Version nicht auf den Klassiker von Daniel Defoe bezieht, sondern auf den, von dem im Jahr 1719 erschienenen "Robinson Crusoe", inspirierten Roman "Die Schweizer Familie Robinson", des Berner Stadtpfarrers Johann David Wyss, der zwischen 1794 und 1798 entstand. Erfreulicherweise gibt das Comic-Info einiges an Hintergrundinformation zu diesem Buch frei, so zum Beispiel, daß Wyss dieses Buch ohne die Absicht schrieb, es zu veröffentlichen, sondern mit dessen Hilfe seinen Kindern naturkundliches und technisches Wissen vermitteln wollte. Deshalb waren die einzelnen Abenteuer von ausführlichen Beschreibungen durchzogen. Erst Wyss' Sohn entschloß sich 1812, eine überarbeitete Version zu veröffentlichen. Größere Bekanntheit erlangte die Familie Robinson durch zahlreiche Bearbeitungen, unter anderem einen Disney-Film (1960). Auch in einen "Illustrierten Klassiker", eine Comic-Reihe, die Klassiker der Weltliteratur in Comic-Form nacherzählt, wurde die Geschichte umgesetzt.

Die Simpsons-Version der "Robinsons" hat natürlich ein ausgesprochen originelles Ende. Anders als im Original, wo ein Schiff erscheint und einen Teil der Familie mit nach Europa nimmt (die anderen wollen auf der Insel bleiben), "retten" die Simpsons sich selbst: Als die Nebelwand, die die Insel, auf der sie gestrandet waren, tagelang eingehüllt hatte, endlich aufbricht, entdecken sie, daß sie auf einer Landzunge Schiffbruch erlitten hatten, gerade mal ein paar hundert Yards von der geschäftigen Stadt King's Sticky Pudding entfernt ...

29. August 2007


Simpsons Comics (130) "Die Simpson-Familie Robinson Crusoe"
Mary Trainor (Geschichte), John Costanza (Zeichnungen)
Panini, Stuttgart, August 2007
44 Seiten, Heft, 2,80 Euro
Mit Extra: aufblasbarer Donut