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SPRACHE/717: Respektsperson oder Respektperson? Forschungsprojekt untersucht Sprachvarianten (idw)


Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 30.09.2010

Respektsperson oder Respektperson? Neues Forschungsprojekt untersucht Sprachvarianten

Kick-off-Treffen zu dem Projekt "Determinanten sprachlicher Variation" am 4. und 5. Oktober 2010


Reden wir von einer "Respektsperson" oder von einer "Respektperson"? Schreiben wir "Carla's Taverne" oder "Carlas Taverne"? Heißt es "to commit oneself to doing something" oder "to commit to doing something"? Sprachen kennen eine Vielzahl von Varianten, die teilweise lange nebeneinander bestehen, teilweise aber auch dem beständigen Sprachwandel unterliegen. Manche Varianten, die im Sprachgebrauch üblich sind, entsprechen nicht den offiziellen Regeln, andere Varianten setzen sich durch und werden in das Regelwerk übernommen oder gehörten schon immer dazu. Was es genau mit den Sprachvarianten auf sich hat, wie Variation entsteht und was die Wahl einer bestimmten Variante steuert, untersucht ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, das von Univ.-Prof. Dr. Britta Mondorf (Department of English and Linguistics) und Univ.-Prof. Dr. Damaris Nübling (Deutsches Institut) initiiert wurde. Mit einem Kick-off-Treffen am 4. und 5. Oktober geht das Projekt "Determinanten sprachlicher Variation" offiziell an den Start.

"Das Thema ist bewusst breit gewählt, um das interdisziplinäre Potenzial hier in Mainz zu nutzen und damit auch parallele Phänomene in sprachübergreifenden Kooperationen zu untersuchen", erläutert Dr. Matthias Eitelmann, der das Projekt koordiniert. Denn neben zwei germanistischen Teilprojekten sind auch drei anglistische Teilprojekte sowie ein translationswissenschaftliches an den Untersuchungen beteiligt. Das Forschungsvorhaben wird inneruniversitär gefördert. Insgesamt sind sechs Projekte aus den Disziplinen der englischen und deutschen Sprachwissenschaft, Fremdsprachenerwerbsforschung und Translationswissenschaft eingebunden.

Ob wir "Respektsperson" oder "Respektperson", "Einkommenssteuer" oder "Einkommensteuer" sagen: Fragen nach dem Fugen-s gehören zu den am häufigsten nachgefragten Punkten bei der Sprachberatung. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Damaris Nübling werden diese Schwankungsfälle untersucht und die dahinterstehenden Prinzipien unter die Lupe genommen. Was es mit den kleinen Hilfszeichen wie beispielsweise Apostroph oder Bindestrich auf sich hat, untersucht ein anderes Teilprojekt. "Wir wissen immer noch sehr wenig über diese kleinen Hilfszeichen", erklärt Univ.-Prof. Dr. Jochen Geilfuß-Wolfgang dazu. Warum backen Wiesbadener Bäcker ein WeltjugendTag's-Brot und nicht einfach ein Weltjugendtagsbrot? Eine populäre Vermutung ist, dass sich die Menschen vermehrt an englischen Schreibweisen orientieren, eine andere, dass durch eine nicht regelgerechte Schreibung Aufmerksamkeit erregt werden soll, besonders im Werbebereich. Solchen Phänomenen möchten die Sprachwissenschaftler unter anderem anhand von umfangreichem Belegmaterial und Experimenten auf den Grund gehen.

Die verschiedenen Möglichkeiten, um ein und dasselbe auszudrücken oder zu schreiben, beschränken sich natürlich nicht auf das Deutsche. Anglistische Sprachwissenschaftler/-innen werden im Rahmen eines Teilprojekts sogenannte Transitivierungsstrategien untersuchen und dabei etwa die Varianten "She worked her way to the top" und "She worked herself to the top" gegenüberstellen. Andere Projekte beschäftigen sich mit Leonard Talmys Kognitiver Semantik und der Frage nach Variation bei Übersetzungen und beim Erwerb bzw. der Anwendung von fortgeschrittenen Fremdsprachenkenntnissen.

Bei dem Kick-off-Treffen werden die einzelnen Teilbereiche am 4. und 5. Oktober ihre Forschungsvorhaben vorstellen. Die Veranstaltung findet in der Info-Box auf dem Uni-Campus statt.

Weitere Informationen unter:
http://www.variationsprojekt.uni-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution218


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 30.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2010