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UNIVERSITÄT/165: Baltische Sprachen als neuer Studienschwerpunkt (Goethe-Uni Frankfurt)


Goethe-Universität Frankfurt am Main - 22.10.2015

Baltische Sprachen als neuer Studienschwerpunkt

Die Empirischen Sprachwissenschaften an der Goethe-Universität erweitern ihr Angebot.


FRANKFURT. Seit 2005 werden an der Goethe-Universität am Institut für Empirische Sprachwissenschaft auch die baltischen Sprachen gelehrt. Neuerdings kann man auch einen Abschluss in Baltistik machen, nämlich im Rahmen eines Schwerpunktstudiums.

Englisch, Französisch, Spanisch - diese Sprachen werden von vielen Millionen Menschen auf der Welt gesprochen, von vielen Millionen Menschen auf der Welt gelernt. Doch auch "kleine Sprachen" haben viel zu bieten: Wer sich zum Beispiel mit dem Baltischen beschäftigt, kommt dem Ursprung aller Indogermanischen Sprachen sehr nahe und lernt viel darüber, wie Sprache an sich funktioniert.

"Das Litauische ist eine der wenigen lebenden Sprachen, die sich die Komplexität des Indogermanischen erhalten haben", sagt Jolanta Gelumbeckaitė, die seit März 2013 als Juniorprofessorin am Institut für Vergleichende Sprachwissenschaften des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität lehrt. "Wenn man hören möchte, wie Indogermanisch geklungen haben könnte, sollte sich mit den baltischen Sprachen beschäftigen", so Gelumbeckaitė.

Lettisch, Litauisch und das ausgestorbene Altpreußische - sie weisen einen Formenreichtum auf, wie er im Deutschen allenfalls in seiner frühen Stufe, dem Althochdeutschen, zu finden ist. Ein interessanter Forschungsgegenstand, auch wenn es nur rund fünf Millionen Sprecher des Baltischen gibt. Nach der Öffnung der osteuropäischen Grenzen war die Euphorie zunächst groß, und es gab viel Unterstützung für die osteuropäischen Philologien. Das habe sich inzwischen geändert, sagt Jolanta Gelumbeckaitė. Aus finanziellen Gründen mussten etliche Angebote wieder eingestellt werden. In Greifswald kann man zwar noch Baltistik studieren, allerdings mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung.

Nach Frankfurt gelangte die Baltistik mit Jolanta Gelumbeckaitė: Die gebürtige Litauerin kam 2005 als Gastdozentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an den Main. Unterstützt wird sie durch eine Lektorin, die vom litauischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird. "Ohne das Geld aus Litauen hätten wir den Schwerpunkt nicht machen können", so die Professorin.

Die Wissenschaft ist nur für wenige Absolventen eine Option. Aber es gibt auch andere Anwendungsmöglichkeiten, etwa im Bereich der Politik. Um sich möglichst früh im Studium zu orientieren, können die Studierenden bei der Suche nach Praktikumsplätzen Unterstützung bekommen. Hilfreich ist hierbei auch die Partnerschaft des Frankfurter Fachbereichs Rechtswissenschaft mit der Juristischen Fakultät in Vilnius. Zudem soll der Schwerpunkt zu einem internationalen Studiengang ausgebaut werden, so dass die Studierenden auch in Pisa und Stockholm, wo ebenfalls Baltistik angeboten wird, Kurse belegen können. An der Universität Vilnius können die Studierenden eine sprachpraktische Prüfung ablegen.

Längst seien es nicht mehr nur diejenigen, die "eine Oma aus Ostpreußen" haben, die sich für ein Studium der Baltistik entschieden, sondern auch einfach junge Leute, die einen breiteren Blick auf die Welt suchten. Ein Massenstudienfach wird Baltistik dennoch wohl kaum werden, die Zahl der Studierenden bleibt überschaubar und das Studium somit weiterhin maßgeschneidert.


Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto "Wissenschaft für die Gesellschaft" in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution131

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anke Sauter, 22.10.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2015

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