Schattenblick → INFOPOOL → BILDUNG UND KULTUR → FAKTEN


UNIVERSITÄT/205: Gefährdete türkische Wissenschaftlerin forscht an der Universität Osnabrück (idw)


Universität Osnabrück - 15.12.2016

Gefährdete türkische Wissenschaftlerin forscht an der Universität Osnabrück


OSNABRÜCK. - Gefährdete Forscherinnen und Forscher, die in ihren Heimatländern von Krieg und Verfolgung bedroht sind, werden von der Philipp Schwartz-Initiative für jeweils zwei Jahre mit einem Vollstipendium gefördert. Ein Stipendium wurde jetzt an die türkische Wissenschaftlerin Dr. Bediz Yilmaz Bayraktar vergeben, die damit künftig an der Universität Osnabrück am Institut für Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) tätig sein kann.


Die ausgewählte Wissenschaftlerin Yilmaz Bayraktar arbeitete seit 2007 als Assistenz-Professorin an der Mersin Universität (Türkei). Im Januar hatte sie eine Friedenspetition unterschrieben, in der sie die Regierung aufforderte, das harte Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten des Landes zu beenden. Seitdem ermittelt die türkische Staatsanwaltschaft. Im August wurde Yilmaz Bayraktar im Rahmen des landesweiten Beschäftigungsverbotes aus dem universitären Dienst entfernt. Die in New York ansässige Stiftung »Scholars at Risk« hat sie als gefährdete Wissenschaftlerin anerkannt.

»Wir haben zwischenzeitlich mit dem International Office und der Forschungsförderung ein Konzept erarbeitet, wie die Universität Osnabrück über ihre Koordinierungsstelle refugees@uos die Integration bedrohter und verfolgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler realisieren kann«, schildert Prof. Dr. Helen Schwenken die Vorbereitungen.

Vom 1. Februar 2017 bis 31. Dezember 2018 wird die türkische Wissenschaftlerin Yilmaz Bayraktar am IMIS in den Bereichen Urban Studies und Migrations-/Fluchtforschung arbeiten. »Speziell kann Frau Bayraktar ihre Forschungen zur superdiversen Stadt Mersin im Südosten der Türkei sowie zur Arbeitsmarktintegration von geflüchteten syrischen Frauen fortsetzen«, erläutert Schwenken. Auch werde sie sich an dem vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium geförderten Verbundprojekt 'Geschlecht - Flucht - Aufnahmepolitiken' beteiligen.

»Die Freiheit der Wissenschaft ist ein sehr hohes Gut, das es zu verteidigen gilt«, macht Vizepräsident Prof. Dr. Joachim Härtling deutlich. »Wir freuen uns, gefährdeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Zukunft eine Perspektive an der Universität Osnabrück bieten zu können.« Die Universität nimmt erstmals geflüchtete und gefährdete Wissenschaftler in ihre Forschungsprojekte auf.

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Deutschlandweit wurden jetzt zum zweiten Mal Stipendien an 46 Forscherinnen und Forscher vergeben. Die Initiative ist nach dem jüdischen Arzt Philipp Schwartz benannt, der 1933 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste und die »Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland« gründete. Finanziert wird diese Initiative durch das Auswärtige Amt, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung, die Robert Bosch Stiftung sowie die Stiftung Mercator.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution66

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Osnabrück, Dr. Utz Lederbogen, 15.12.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang