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BUCHTIP/1028: Flucht aus dem Paradies (amnesty journal)


amnesty journal 3/2007 - Das Magazin für die Menschenrechte

Flucht aus dem Paradies
Ein Roman schildert, wie ein Zwölfjähriger aus Sri Lanka nach Deutschland flüchtete

Von Katja Köhne


Es ist keine alltägliche Geschichte: Eine Mutter schickt ihr minderjähriges Kind Tausende von Kilometer weit in die Ferne, um sein Leben zu schützen. Für viele Kinderflüchtlinge, vor allem aus Kriegsgebieten, ist es Realität. Stellvertretend für sie erzählt Umeswaran Arunagirinathan in seinem autobiographischen Roman "Allein auf der Flucht - Wie ein tamilischer Junge nach Deutschland kam", wie der Bürgerkrieg auf Sri Lanka sein Leben beeinflusst hat.

Als Zwölfjähriger verlässt er seine Heimat in Richtung Europa, wo er schließlich nach einer Odyssee über Stationen in Asien und Afrika am Flughafen in Frankfurt/Main ankommt. Von nun an plagt ihn nicht nur die Angst um seine Eltern, die er zurücklassen musste, sondern auch die Angst um seinen Aufenthaltsstatus. Eindringlich schildert Umeswaran Arunagirinathan, der heute in Lübeck lebt und dort Medizin studiert, die Hintergründe und Stationen seiner Flucht, aber auch die Situation von Kinderflüchtlingen und jungen Ausländern in Deutschland.

Landeskundliche Aspekte spielen neben lebhaften und bisweilen sehr persönlichen Situationsschilderungen eine große Rolle in dem Roman, der bei aller Tragik des Geschilderten auch amüsante Episoden beinhaltet. Während eines erzwungenen Aufenthalts in einem togolesischen Schlepperlager vergnügt sich der Flüchtlingsjunge beispielsweise damit, afrikanischen Marktfrauen indische Tempeltänze vorzuführen.

Frei von Selbstmitleid oder einseitigen Schuldzuweisungen beschreibt Arunagirinathan seine ersten Lebensjahre im Nordosten Sri Lankas: "Zu meinen frühen Kindheitserinnerungen gehören Gespräche darüber, wie man das Land am besten verlassen und wohin man flüchten könnte. Meine Heimat, mein Zuhause, war nicht sicher", heißt es in dem Roman über Sri Lanka, wo seit mehr als zwei Jahrzehnten blutige Auseinandersetzungen zwischen Singhalesen und Tamilen beinahe täglich Menschen das Leben kosten: "Man war immer in Lebensgefahr. Die meisten Menschen wollten nur weg."

Dass Information notwendig ist, steht außer Zweifel: Der Bürgerkrieg in Sri Lanka spielt sich weitgehend unbemerkt von den Medien ab. Erst als der Tsunami auch auf Sri Lanka zu großflächigen Verheerungen führte, stand das Land kurzfristig im Fokus der Weltöffentlichkeit.

An der Lage der rund 300.000 Binnenflüchtlinge, die wegen der andauernden Kampfhandlungen zwischen Regierungstruppen und tamilischen Separatisten seit Jahren in provisorischen Flüchtlingscamps leben, hat sich trotz der Spenden nichts geändert. Im Rahmen der noch bis März 2007 laufenden Kampagne "Waiting to go home - The plight of the internally displaced,", weist amnesty international auf ihre unzumutbaren Lebensbedingungen hin.

Als Mitglied der ai-Hochschulgruppe Lübeck lässt Umeswaran Arunagirinathan keine Gelegenheit aus, sich für die Menschenrechte in seinem Heimatland zu engagieren.

Wer Interesse an Kampagnenmaterial oder einer Lesung mit Umeswaran Arunagirinathan hat, kann Kontakt zur Sri Lanka-Koordinatorin der deutschen ai-Sektion aufnehmen: katja.koehne@web.de


Umeswaran Arunagirinathan
Allein auf der Flucht -
Wie ein tamilischer Junge nach Deutschland kam.
Konkret Literatur Verlag,
Hamburg 2006, 140 S., 12,50 Euro


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Quelle:
amnesty journal, März 2007, S. 30
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30
E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2007