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BUCHTIP/1035: "Ich fühle, also bin ich?" (idw)


Kunsthochschule für Medien Köln - 19.04.2007

Marie-Luise Angerer "Vom Begehren nach dem Affekt"
Neuerscheinung 2007

"Ich fühle, also bin ich?" - Zur Faszination von Affekt und Begehren in Kunst, Medien und Gesellschaft


Was hat ein Phänomen wie das Public Viewing während der Fußball-WM 2006 mit Neurobiologie und Hirnforschung, oder der Bewegung des Cyberfeminismus zu tun? Sehr viel, wenn die heutige mediale Fetischisierung von Emotionen mit der Faszination durch den Affekt zusammengedacht wird, in deren Bann sowohl die Neurowissenschaften als auch die Theorie stehen. Die Wahrheit des Subjekts, falls sie bzw. es überhaupt existiert, liegt danach in seiner affektiven Verfasstheit und Ansprechbarkeit.

Die Analyse jener Kräfte, die das Begehren nach dem Affekt antreiben, führt Marie-Luise Angerer von den Wissensanordnungen des 18. Jahrhunderts über die Physik und Physiologie des 19. Jahrhunderts, über Freuds Herrschaft des Unbewussten und die kybernetische Reg(ul)ierung bis zu den flottierenden Signifikanten und der Proklamation einer transhumanen Epoche in unseren Tagen.

Dabei kann der Wandel von der Wahrheit der Sexualität zu einer ?Wahrheit des Affektiven? festgestellt werden. An die Stelle der Kastrationsangst der Moderne tritt ein posthumanes Tierwerden, die psychoanalytische ?Angst als Affekt? wird zum ?affektiven Überlebenstraining?, und das filmische ?Affektbild? löst sich im affektiven Körper als neuem Zentrum einer digitalen Bilderwelt auf.

Aus dem Humanen als einer sprachlichen Existenz wird ein affektiver Organismus, der sich in die Reihe animalischer und digitaler Kulturen einordnet. Dieser Wandel im Dispositiv (Foucault) zeitigt eine "Politik des Affektiven", deren tiefgreifende Auswirkungen nicht zuletzt auf Gesellschaft und Ökonomie schon heute sichtbar sind.

Angerer hingegen plädiert für die Sexualisierung des Affekts und, damit zusammenhängend, für die Wiedereinsetzung der Sprache in ihre Funktion als Artikulation des Subjekts und seiner "Wahrheit".

Die Autorin Marie-Luise Angerer (*1958) ist Professorin für Medien- und Kulturwissenschaften [Gender] an der Kunsthochschule für Medien Köln und seit 2007 Rektorin der Hochschule. Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in den USA, Kanada, Australien sowie Berlin, Bochum, Budapest, Ljubljana und Zürich. Weitere biografische Angaben gibt www.khm.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution161


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Kunsthochschule für Medien Köln, Regina Maas, 19.04.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2007