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SF-JOURNAL/048: Per Anhalter zur letzten Reise ... (SB)


Die letzte Reise mit dem unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive...

Zum Tod von Douglas Adams


Im Alter von 49 Jahren erlag der wohl auflagenstärkste britische Schriftsteller Douglas Adams am 11.5.2001 in seiner derzeitigen Wahlheimat Santa Monica in Kalifornien während des Trainings auf dem Hometrainer einem Herzinfarkt. Dreimal die Woche hatte er sich im Fitness-Studio aufgehalten, obwohl er sich in letzter Zeit über Schmerzen in der Brust beklagt hatte, wie Freunde erklärten.

Vielleicht hatte er sich zu viel vorgenommen und damit genau das getan, wogegen er eigentlich anschrieb, nämlich sich von geschäftlichen Kalkulationen stressen zu lassen:

Dieser Planet hatte [...] ein Problem: die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Vorschläge gemacht, aber die drehten sich meistens um das Hin und Her kleiner bedruckter Papierscheinchen, und das ist einfach drollig, weil es im großen und ganzen ja nicht die kleinen bedruckten Papierscheinchen waren, die sich unglücklich fühlten.
(aus Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis, 1981 by Rogner & Bernhard, 1979 by Douglas Adams, Ffm, aus dem Englischen übersetzt von Benjamin Schwarz, S. 7)

Nach dem nun schon fast 25 Jahre zurückliegenden Welterfolg hatte sich Douglas Adams vom Schriftsteller zum Multimedia-Geschäftsmann entwickelt. Schreiben sei ihm immer ein Greuel gewesen, behauptete er - was für seine Qualitäten als Dichter spricht: "Die Bücher waren nicht leicht zu schreiben. Und am allerschwierigsten war es, ihnen den Anschein zu geben, daß sie ganz leicht zu schreiben gewesen wären."

Er steckte gerade mitten in der Arbeit an einem Drehbuch zur Verfilmung seines Lebenswerkes "Per Anhalter durch die Galaxis" durch die Disney-Tochterfirma "Hollywood Pictures". Zudem war er engagierter Gründer der Multimediafirma "The Digital Village" (http://www.tdv.com), denn die Zukunft der Welt lag für ihn in der digitalen Entwicklung.

Mit seinem Werk hinterläßt er einen unvergeßlichen Eindruck der Science Fiction-Literatur aus der Mitte der 70er Jahre. Alternative Utopien lagen damals in der Luft, Späthippie-Gefühle wurden in den Weltraum verlängert, und endlich verfaßte jemand eine witzige Spielart des Genres mit irrwitziger Logik und staubtrockenem englischen Humor. Die Zeit war reif für Sprüche-Philosophen mit gelegentlichem Drogenkonsum, die für die Frage nach dem Sinn des Lebens die erfrischend ernüchternde und sinnlose Antwort hatten: "42". Douglas Adams verkaufte in der ganzen bekannten Galaxis 14 Millionen Bücher samt diversen Fortsetzungen.

1952 wurde er in Cambridge, England, geboren. Dort studierte er auch und versuchte sich gleichzeitig im Umfeld der alternativen Comedy- Szene um die Monty-Python-Gruppe, zunächst allerdings ohne großen Erfolg. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zu dieser Zeit u.a. als Pförtner, Scheunenbauer und Leibwächter für die Familie eines arabischen Ölscheichs. Anfang 1977 gelang es ihm schließlich, bei der BBC Fuß zu fassen.

Von 1978 bis 1980 arbeitete er als Redakteur der BBC-Fernsehserie "Doctor Who" und schrieb auch selbst einige der Drehbücher. Seit 1980 war er als freischaffender Autor tätig. Er veröffentlichte ein skurriles Wörterbuch, zwei Detektiv-Fantasy-Horror-Romane und Artikel für Magazine über das Aussterben bedrohter Tierarten.

Aber mit keiner seiner späteren Aktivitäten traf er den Nerv der Zeit noch einmal so präzise wie damals, als er eines Nachts auf einem Campingplatz bei Innsbruck auf einer Wiese eine Idee gehabt hatte, nachdem er schon eine Weile durch Europa getrampt und knapp bei Kasse gewesen war. Er überlegte sich, auf dem Rücken im Gras liegend und zum Sternenhimmel aufblickend, wie ein Außerirdischer sein Geld verdienen könnte: Er trampt durchs Universum, besucht fremde Planeten und beschreibt sie als Vertragspartner für den Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis".

Nur, wer fragt heute noch einen Anhalter ...


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Ein ausführliches Autorenportrait von Douglas Adams befindet sich im Schattenblick unter BILDUNG UND KULTUR\LITERATUR:

SF-JOURNAL/040: Autoren... Douglas Adams, das Universum und der Rest


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Akzente
Hinweise auf
- Bemerkenswertes, Erfreuliches und Wissenswertes
- Höhepunkte und Tendenzen in der Entwicklung
- neue literarische Richtungen
- gesellschaftliche Einflüsse


Erstveröffentlichung am 30. Juni 2001

5. Januar 2007