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FRANZÖSISCH/020: Carnet - Auch in Frankreich ist der Teufel los (SB)


Carnet Français


"Le diable est déchâiné" - Auch in Frankreich ist der Teufel los



Der Begriff "diable - Teufel" geht über "diabolus/diabulus" aus dem Kirchenlatein auf das griechische diá-bolus "verleumdend, verschmähend, Verleumder" zurück. Das griechische Wort ist eine Bildung zu dia-bállein "durcheinanderwerfen; entzweien, verfeinden; schmähen, verleumden" (Herkunftswörterbuch).

Darüber hinaus ist der Teufel im volkstümlichen Denken eine durchaus schillernde Figur. Obwohl er eigentlich das für den Menschen absolut Böse verkörpern sollte, bringt man ihm doch manchmal eine gewisse Sympathie entgegen. Er symbolisiert die Faszination durch das Verbotene, eine Grenze, die zu überschreiten dem Menschen verwehrt ist - und er wird respektlos ins Lächerliche gezogen, wenn ihn Bauernschläue überlistet. Als Vergleich zieht man ihn in vielen Sprachen - so natürlich auch im Französischen - gern und in unterschiedlicher Weise heran.

Nicht immer findet sich im Deutschen oder umgekehrt im Französischen, eine Entsprechung: So taucht in "sich den Teufel um etwas scheren" im Deutschen der Teufel auf, im Französischen "Il s'en moque bien" oder "Je m'en bat l'oeil" (familiär) hat er nichts damit zu tun.


Ein Stück Faszination zeigen die Wendungen:

"ne craindre ni Dieu ni diable" - "vor nichts zurückschrecken", "Tod und Teufel nicht fürchten"

oder:

"Dieser Teufelskerl!" - "Ce diable d'homme!" (familiär),

oder:

"ein Teufelskerl sein" - "avoir du chien"

"den Teufel im Leib haben" oder "Den reitet der Teufel!", "des Teufels sein" - "avoir le diable au corps"

oder auch:

"sich wie ein Verrückter gebärden" - "se démener comme un diable dans un bénitier" (wörtlich: "sich wie der Teufel im Weihwasserbecken gebärden")

oder:

"einen Heidenlärm, ein Höllenspektakel machen" - "faire un pétard de tous les diables", "faire le diable (à quatre)", "tapage de tous les diables"


Auch in Frankreich ist der Teufel los:

"Le diable est déchâiné" (familiär), "tout se déchaîne" ("außer Rand und Band, entfesselt, zügellos"; wörtlich: "alles reißt sich von den Ketten")

und:

"in Teufels Küche" verblaßt im Französischen zu einem simplen: "être dans une mauvaise situation". Aber vielleicht läßt sich doch noch etwas finden...

"wie mit Hunden gehetzt", "als säße ihm der Teufel im Nacken" - "comme si le diable l'emportait"

"Man soll den Teufel nicht an die Wand malen" - "Il ne faut pas tenter le diable". Wenn man vom Teufel spricht... Wer fühlt sich nicht versucht?

"den Teufel mit dem Beelzebub austreiben" heißt hier: "Le remède est pire que le mal"

und:

"der Teufelskreis" ist ein "cercle vicieux" oder "cercle infernal" (also höllisch)

und:

"das Teufelswerk" - "l'oeuvre du diable"


Der Teufel ist für alles mögliche verantwortlich und gerade dann, wenn etwas schiefgeht, das eigentlich nicht schiefgehen kann:

"Es müßte mit dem Teufel zugehen..." - "à moins que le diable ne s'en mêle" (wörtlich: außer, der Teufel mischt sich ein) oder "C'est bien le diable si tu ne le trouve pas" (familiär)

"Was zum Teufel soll das bedeuten?" - "Que diable signifie cela?"

"Sein Vermögen ist zum Teufel" - "Sa fortune est perdue"


Zum Teufel wurden schon viele gewünscht, auch in Frankreich:

"Que le diable t'emporte!" "Va-t-on au diable!"

"Donner/envoyer/souhaiter qn au diable" ou "... à tous les diables"

"Qu'il aille à tous les diables! "Qu'elle fût au diable!"

Aber:

"Que le diable m'emporte!" - "Hol mich der Henker!"

"Zum Teufel mit ...!" - Malédiction sur ...!"

"Zum Teufel!" - "Diable!", "Diantre!"


Den lächerlichen Teufel, der in der Not Fliegen frißt, gibt es im Französischen nicht. Eine Entsprechung: "Faute de grives on mange des merles" (wörtlich: "Wenn man keine Drosseln hat, ißt man auch Amseln").


Aber es gibt:

"un bon diable" - "einen guten Kerl"

"un petit diable" - "einen Wildfang, Racker" oder eben "kleinen Teufel"

"un diablotin" - "ein Teufelchen" oder "einen Schlingel"

"un pauvre diable" -"einen armen Schlucker oder Teufel"

oder:

man kann ihn auch im Geldbeutel beherbergen: "loger le diable dans sa bourse" - "nicht einen Pfennig in der Tasche haben"

oder:

"man wirkt wie ein netter Kerl" - "on a l'air bon diable"

oder ist einfach nur:

"ein langer Kerl" - "un grand diable"


Und er taucht wie im Deutschen in solchen Wendungen auf wie:

"diable incarne" - "ein hundsgemeiner Mensch", "eine Inkarnation des Teufels"

"une diable d'affaire" - "eine verteufelte Geschichte"

"C'est là le diable!" - "Da haben wir's!"

oder:

"C'est le diable de le comprendre" - "Es ist verteufelt schwer zu verstehen"

"C'est le diable à confesser" - "Das ist eine verdammt schwierige Sache"

oder im Gegenteil:

"Ce n'est pas le diable" - "Das ist nicht so schwer"

"Er tut mehr als er soll" - "Il est comme, il fait le valet du diable"

aber:

"Dazu könnten mich keine zehn Pferde bringen" - "Le diable ne me ferait pas faire cela"

oder:

"nicht um alles in der Welt" - "par pour un (beau) diable"

"Warum um alles in der Welt?", "Warum zum Teufel?" - "Pourquoi diable?"


Sehr schlecht oder miserabel ist "à la diable"

und:

"la beauté du diable" ist "der Reiz jugendlicher Frische"


Wohnt man am Ende der Welt, hat man in Frankreich den Teufel zum Nachbarn:

"J'habite au diable (vert)" - "Ich wohne am Ende der Welt"

oder:

"C'est au diable vauvert." - "Das liegt verdammt weit weg, am anderen Ende der Welt"

Das "Hundewetter" ist ein "diable de temps"

und ein:

table du diable" ist ein "Hünengrab"

Und die Moral:

"Ce qui vient du diable retourne au diable" - "Unrecht Gut gedeihet nicht"

"ne pas valoir le diable" - "nichts wert sein"


Um einen, der keinen Pfennig Geld in der Tasche hat und mitsamt seinen Kindern am Hungertuch nagt, geht es in der folgenden kurzen Geschichte.

"Le pauvre loge (oder: a) le diable dans sa bourse" (wörtlich: Der Arme hat den Teufel im Geldbeutel)

oder:

"Er zieht den Teufel am Schwanz (wörtlich), "Il tire le diable par la queue"

Aber ist er auch:

"mit dem Teufel im Bunde?" - "Est-ce qu'il a vendu son âme au diable?"


*


Le diable dupé

Un jour, un homme pauvre, qui avait beaucoup d'enfants qu'il ne pouvait plus nourrir, se décida de devenir voleur pour se procurer ce dont il avait besoin. Par une nuit noire, il se mit en route pour voler de l'or de son voisin riche. Chemin faisant, il rencontra un autre homme. Un peu surpris, il lui demanda:

- Mais qui êtes-vous?

- Moi, je suis le diable. Et qu'est-ce que tu fais dehors dans cette nuit sombre?

- Je veux voler de l'or de mon voisin riche, parce que je ne peux plus nourrir mes enfants.

- Ça me conviens bien, dit le diable. Moi, je veux voler son âme. On peut s'y rendre ensemble.

- Voler son âme? Comment est-ce que tu fais cela?

- C'est très simple. D'abord, je m'introduis dans sa chambre et j'ouvre la fenêtre. Il va avoir froid et puis, il va éternuer. Quand personne ne dit « à vos souhaits! », il va s'éternuer à mort et je peux emporter son âme.

Mais l'homme pauvre avait pitié du riche et il cria « à vos souhaits! » à haute voix. Le diable sauta hors du fenêtre. Il écumait de rage, mais il ne pouvait plus rien faire, parce que le pauvre fis le signe de la croix. Quand le riche avait appris toute l'histoire, il remercia son pauvre voisin et lui donna une bourse de l'or.

Alors, il faut toujours dire « à vos souhaits! » quand une personne éternue - on ne sait jamais.


*


Quellen:
* Der große Duden, Herkunftswörterbuch, Mannheim
* Langenscheidts großes Schulwörterbuch, Langenscheidt,
   Berlin und München
* Wörterbuch der französischen und deutschen Sprache,
   Ernst Klett Verlag, Stuttgart
* Larousse Élémentaire, Larousse/Langenscheidt,
   Berlin und München


Erstveröffentlichung am 14. September 1995


21. Februar 2007