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FRANZÖSISCH/035: Carnet - Mäuse, Piepen, Zaster, Knete (SB)


Carnet Français - Teil 11


Mäuse, Piepen, Zaster, Knete



« Pour la réparer, fallait des sous, et Madjid n'en avait pas. »
("Le thé au harem d'Archi Achmed", Mehdi Charef)

Umgangssprachliche Begriffe für Geld sind im Französischen so häufig wie im Deutschen und ihre Herkunft ähnlich vielfältig.

Asche, Mäuse, Piepen, Kröten, Kies, Knete, Pappe, Kohle, Kohlen, Zaster, Pinkepinke, Pinke, Moos, Moneten, Penunse, Penunze, Pulver, Märker, Mücken, Scheine ...

Wohl am gebräuchlichsten in der populär/familiären Alltagssprache ist « le fric » (möglicherweise Verbindung zu le fric-frac P = Einbruch) und entspricht im norddeutschen Gebrauch momentan am ehesten « Kohle ».

Die « sous » (f) im obigen Beispiel - Sou, das französische 5-Centimes- Stück - sind ebenfalls populär und üblich, dazu gesellt sich noch « monnaie ». Natürlich ist und bleibt das gängigste in jeder Lebenslage « l'argent » (m).


Einige Entsprechungen:

Während Zaster (1) und Pinke (2) eher einen Anstrich von Gaunersprache haben, scheinen die « Moneten » ihrer Herkunft nach ein wenig mehr etabliert. Sie sind aus der Studentensprache in die allgemeine Umgangssprache aufgenommen worden. In deutschen Texten findet man sie seit dem 18. Jahrhundert und sie gehen auf lateinisch « moneta » (Mehrzahl monetae): Münze(n) zurück. Der Heller, der nur noch in Redewendungen auftaucht, ist eine alte Münze, die nach ihrem ersten Prägeort, Schwäbisch-Hall (etwa 2000), zunächst Haller pfenninc genannt und dann später auf Heller gekürzt wurde.

Die folgenden Zusammenstellungen entsprechen sich in ihrer jeweiligen Wertig- bzw. Gebräuchlichkeit. Während Kies, Moneten und ihre Entsprechungen als populäre Ausdrücke gelten, zeigen die französischen Entsprechungen für Zaster und Pinke eine deutliche Neigung ins Argot und damit noch weniger "korrekte" Französisch.

Kies (3):
la galette P (flacher Kuchen - galetteux P = reich. Vorstellbar ist eine Herkunft wie: Wer reich ist, kann sich Kuchen leisten und je reicher, desto mehr Kuchen)
la braise P (glühende Kohlen, Kohlenglut. Wo es Kohlen gibt und der Herd raucht, ist auch Geld zu finden)
le pognon P (la pogne = Hand)


Moneten:
le blé P (Weizen), le fric P, la galette P, la braise P, le pognon P, les pépettes P f, les picaillons P m (quelques picaillons - ein paar Kröten)

Zaster:
le pognon P, l'oseille * f (Sauerampfer), galette P, la braise P, le fric P, les picaillons P m, le pèze*, le pèse* (möglicherweise von « peser » wiegen, schwer wiegen = Geld auf der Tasche haben. pèse heißt auch Waage.)

Pinke:
le fric P, le grisbi*, le pognon P, le pèse*, le pèze*, la galette P, la braise P, les pépètes P f

Raute

Einige (bildhafte) Wendungen:

Kleingeld:
- de la mitraille

Geld wie Heu haben:
- bourré de fric P/V
- plein aux as oder être aux as P (as = hist. Gewicht, Münze)
- avoir des ronds F
- avoir de la galette P ("Kuchen" haben)
- rouler sur l'or F/P
- avoir du foin dans ses bottes (Heu in den Stiefeln) F/P
- remuer l'argent à la pelle (Schaufel, Schippe) F


etwas (ein paar Kröten) springen lassen:
- lâcher des sous P
- dépenser du pognon P
- claquer du fric P
- faire danser les écus F (écu = Taler, veralteter Begriff)

keinen Pfennig haben/keinen (roten) Heller haben:
- Il n'a pas un rond dans sa poche F
- n'avoir pas le sou F
- être sans le sou F
- n'avoir pas un sou vaillant F
- n'avoir ni sou ni maille (ehem. kleine Kupfermünze) F

Pleite, abgebrannt sein:
- être à sec F/P
- être dans la mouise P (mouise = Misere, Elend)
- être fauché F/P (faucher = u.a. (ab)mähen. -> abgegrast, abgeerntet)


alles auf einmal ausgeben/auf den Kopf hauen:
- fricasser tout son bien F

etwas für bare Münze nehmen:
- prendre qc pour argent comptant

sich Geld verschaffen:
- battre monnaie F

sein Geld im voraus ausgeben:
- manger son blé en herbe

es jemandem mit gleicher Münze heimzahlen:
- rendre la monnaie de sa pièce à qn
- payer qn à la même monnaie

keinen Heller wert sein:
- ne pas valoir un sou F
- ne pas valoir un fifrelin F (Pfifferling?)
- ne pas valoir tripette F
- ne pas valoir la chipette F
- ne pas valoir la chique F/P (Kautabak)


Wer die Münzen für Automaten oder für's Telefon kennt, « le jeton »:
avoir les jetons hat mit Geld nichts zu tun, sondern heißt: Angst haben.


*


Anmerkungen:

P = populär
F = familiär
V = vulgär
* = Argot (4)
f = femininum
m = maskulinum
hebr = Hebräisch
hist. = historisch
zigeun = zigeunersprachlich
Rotw = Rotwelsch

Wendungen, die nicht mit F, P, V oder * gekennzeichnet sind, entsprechen "korrektem" Französisch und sind in jedem Fall unbedenklich.

(1) Zaster m 1. Geld, Sold. Stammt aus zigeun "sáster = Eisen". Rotw seit dem frühen 19 Jh; sold 1870 ff (aus: Pons-Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, Ernst Klett Verlage GmbH u. Co KG, Stuttgart 1987)

(2) Pinke f 1. Spielkasse. Lautmalend für den Klang der Münzen. Seit dem 19. Jh. 2. Geld, Geldmünzen. 1840 ff. (ebenda)

(3) Kies m 1. Geld. Geht entweder zurück auf hebr "kiß = Geldbeutel" oder ist Parallelbildung zu "Stein". Seit dem 18. Jh. (ebenda)

(4) "Argot [argo:, frz.], Sondersprache eines ständisch, beruflich oder örtlich begrenzten Personenkreises, dem engl. Slang, dem deutschen Rotwelsch entsprechend. Seit dem M.A. ist der A. der Gauner und Diebe bezeugt, später haben Studenten, Soldaten u.a. einen eigenen A. entwickelt. L'Argot parisien, die Pariser Vorstadtsprache." (aus: dtv-Lexikon)



Erstveröffentlichung am 2. Juli 1996


11. Mai 2007