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FRANZÖSISCH/168: Französisch Hören & Sprechen - Der Audiowortschatz A1 (SB)


Langenscheidt


Französisch Hören & Sprechen - Der Audiowortschatz A1



Heute stehen beim Sprachenerwerb im Gegensatz zum früheren Allgemeinbildungsanspruch häufig Nutzanwendung und Freizeitspaß im Vordergrund. Abgesehen von dem Wunsch, sich im Urlaub oder mit Freunden aus dem Ausland verständigen zu können, möchte der Spracherwerbende sichergehen, daß er auch genau das lernt, was ihm später einmal abverlangt wird. Auf der anderen Seite stehen natürlich für Schule, Universität und Arbeitgeber der eigene Ruf oder Erfolg und damit die Einsetzbarkeit respektive Verwertbarkeit des Arbeitnehmers an erster Stelle. In diesem Zusammenhang - und nicht zuletzt in Reaktion auf die Ergebnisse der PISA-Tests und Vereinheitlichungstendenzen der EU - erfährt der Unterrichtsstoff, entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen, eine zunehmende Standardisierung. Das heißt, die Anforderungen werden spezifiziert und treten für die Mehrzahl der Menschen in Ausbildung und Beruf an die Stelle einer breiten Bildung, die einmal mindestens dem Anspruch nach möglichst allen Menschen zu jeder Zeit den Weg in eine ganz andere Richtung als die ursprünglich eingeschlagene ermöglichen sollte. Stattdessen beschreitet man als Sprachlernender einen engen Pfad und kann sicher sein, genau das - nicht mehr und nicht weniger - zu lernen, was der Test fordert, und darüber hinaus den Aufwand am Erfolg abmessen.

In diesem Rahmen läßt sich die neue Langenscheidt-Lernhilfe "Hören & Sprechen" Französisch verstehen, die den gesamten Audiowortschatz A1 nach TELC-Standard professionell gesprochen vorlegt. Die über 1.000 Wörter werden mit einfachen Beispielsätzen präsentiert und sind zudem nach Themenbereichen sortiert. Das erleichtert in der Tat das Lernen. Von Vorteil ist zudem die gewählte Sprachrichtung Deutsch-Französisch, denn auf diese Weise kann man beim Hören schon einmal kurz überlegen, wie man den Satz selbst übersetzen würde. Das fördert den aktiven Wortschatz und Überlegungen zum Satzbau. Die Pausen sind allerdings zum Teil, auch wenn es nur ums Nachsprechen geht, ein wenig knapp geraten. Manchmal reicht ein nur kurzes Zögern, und man hat den Einsatz verpaßt - da hilft die Pausentaste.

Während man bis in die 70er hinein auch dem Anfänger das gewählte Standardfranzösisch vermittelte, hat bald - auch in Zusammenhang damit, daß man sich der "Sprache des einfachen Volkes" zuwendete und der eine oder andere Schlenker, den man ins Argot vornehmen konnte, als mindestens interessant galt - eine Entwicklung eingesetzt, die zunehmend der Umgangssprache den Vorzug gibt. So entsteht zunächst der Eindruck einer größeren Authentizität.

Ins Hintertreffen gelangt allerdings von Anbeginn an das Bemühen um sprachliche Vielfalt. Das heißt, hier werden ganz sicher nur Vokabeln gepaukt in einem engen, der Anforderung entsprechenden Bedeutungsrahmen. Die Sätze sind im heute gesprochenen Umgangsfranzösisch gehalten und ohrenscheinlich so einfach wie möglich konstruiert. Das bedeutet beispielsweise, daß die Frageform des Satzes, auch wenn eine Frage gestellt wird, wegfällt: keine Inversion, keine Konstruktion mit der frageanzeigenden Wendung "est-ce que...". Das fällt, unterstützt durch die gute Darbietung der Sätze, zunächst beim Hören nicht ins Gewicht. Doch resultiert das wiederum selbstverständlich in der Neigung, den immer gleichen Satzbau - ob Aussagesatz oder Frage - zu bevorzugen.

Ein etwas eingehenderer Blick ins Beiheft lohnt. Das wünscht man sich: Tips zum Vokabellernen, die ein paar Ideen mehr liefern, als man selbst gewöhnlich spontan zur Hand hat. Folgt man diesen, könnte man gar auf Abwege geraten, die die Eintönigkeit der standardisierten Vokabeln unterbrechen - vielleicht auch einmal in ein Wörterbuch, wenn der gebotene Wortschatz für die aktuelle Unternehmung nicht ausreicht...

Sicherlich ist es, bei aller Kritik an der allgemeinen Sprachentwicklung, insbesondere der sprachlichen Verflachung, die auch am Französischen nicht vorbeigeht, angemessen, diese im Sprachenunterricht zu berücksichtigen. Wenn gesprochenes Französisch, lebendiges, gesprochenes Französisch vermittelt werden soll, kann man an diesem Trend nicht vorbeigehen. Dennoch ist all jenen, die eine Sprache lernen, um den eigenen Horizont zu erweitern und Menschen kennenzulernen, die aus einem anderen Land stammen, dessen Lebensverhältnisse, geschichtliche Entwicklung und Erfahrungsräume nicht dem unseren entsprechen, dringend anzuraten, sich nicht auf diese Weise zu beschränken. Neben der Einsicht, daß gewisse Grundlagen wie Grammatik und Vokabeln eben gelernt werden müssen - und da bevorzugt man dann den unaufwendigsten Weg -, ist es wichtig , sich von vornherein anderweitig umzutun. Unbedingt ratsam wäre es also, sich soviele Möglichkeiten, mit der französischen Sprache in Kontakt zu kommen, wie nur machbar zu erschließen: Radio hören, Fernsehen, Internet, Hörbücher,... Und nach wie vor gilt gerade für den vielfältigen Sprachenerwerb: lesen, lesen, lesen. Dabei schadet es nicht, wenn man sich im Niveau vergreift, zu leicht, zu schwierig, gerade richtig. Ein jedes bietet auf unterschiedliche Weise die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit der Sprache der Wahl. Oder, um noch einmal auf den Anfang zurückzukehren, man hält sich ans Programm und übt A1, kommt dann zu A2 ..., erfüllt seine Aufgabe zur Zufriedenheit und liefert ab, was gefordert wird...

27. April 2009


[1] "Langenscheidt ... Hören & Sprechen" gibt es auch für die Sprachen Englisch, Spanisch und Italienisch.

[2] A 1 bezieht sich auf das entsprechende Niveau des TELC-Sprachenzertifikats (TELC = The European Language Certificates) des Europarates. Dieses Zertifikat gehört mittlerweile zu den meist verbreiteten in Europa und ist international anerkannt. Zur Zeit gibt es vier Grundlagenniveaus: A1, A2, B1, B2. A1: Anfänger und Wiedereinsteiger Niveau 1. A2: Anfänger und Wiedereinsteiger Niveau 2. B1: Fortgeschrittene und Wiedereinsteiger Niveau 1. B2: Fortgeschrittene und Wiedereinsteiger Niveau 2.



Langenscheidt
Französisch Hören & Sprechen
3 Audio-CDs (ca. 190 Min.) mit Begleitheft (8 Seiten)
ISBN 978-3-468-20165-3
12.95 Euro