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REZENSION/480: Langenscheidt Großwörterbuch Französisch Sachs-Villatte (SB)


Langenscheidt Großwörterbuch Französisch


K. Sachs. C. Villatte

Ein Wörterbuch mit langer Tradition...



Französisch als Lingua franca

Angesichts des Vormarschs der englischen Sprache bzw. dessen, was davon übrigbleibt, wenn sie globalisiert durch viele Hände geht, könnte man fast schon vergessen, daß das Französische im 17. bis hinein ins 19. Jahrhundert als die Lingua franca der Herrscherhäuser und des gebildeten Bürgertums weit über Europa verbreitet war. Viel mehr als auf die englische wurde zu dieser Zeit in unseren Breiten Bezug auf die französische Kultur und Gesellschaft genommen. Man braucht nur einmal wahllos einen Roman von Fontane oder eines seiner Zeitgenossen - falls nicht vorhanden auch ein Fremdwörterbuch - aufzuschlagen und trifft auf eine Vielzahl französisch(stämmig)er Wörter, die heute aus den unterschiedlichsten Gründen bereits wieder aus unserem Sprachgebrauch verschwunden sind.

Kuvert: Briefumschlag
Embonpoint: Wohlbeleibtheit, Körperfülle
doublieren: doppeln
Billet: kurze Mitteilung
Cachenez: (seidenes) Halstuch
düpieren: foppen, betrügen, täuschen
Pläsanterie: Scherz, Belustigung
rikoschettieren: aufschlagen, abprallen (von Vollkugeln; Mil.)
Savoir-faire: Gewandtheit

Viele andere sind darüber hinaus im Verschwinden aus der persönlichen Erinnerung begriffen:

Trottoir,
Mannequin,
brüskieren,
kokett,
Savoir-vivre,
Prise...

Im allgemeinen wenig bekannt ist zudem, daß man auch in England über eine lange Periode Französisch bzw. den normannisch-französischen Dialekt sprechen mußte, den Wilhelm der Eroberer nach erfolgreicher Schlacht bei seiner Thronbesteigung 1066 zur offiziellen Landessprache erhob. Über fast dreieinhalb Jahrhunderte spielte das Französische in England eine prägende Rolle, bis es im frühen 15. Jahrhundert den Status einer gewöhnlichen Fremdsprache erreicht hatte. Im heutigen Englisch sind noch viele Begriffe zu finden, die aus dem Altfranzösischen stammen. Ein kleines Beispiel: Mindestens drei der vielen Varianten, Menschen um ihre Freiheit zu bringen und einzusperren, entsprechen sich im Englischen und Französischen.

prison vom französischen prison, abgeleitet von prendre/pris - genommen, gefangen(genommen)
incarceration - incarcération (von lat. carcer, entlehnt aus got. karkara)
penitentiary - pénitentiaire
(von lat. paenitentia: Reue, auch Schamgefühl, Verschämtheit. paeniteo - bereuen, Reue empfinden)

Zu bedenken ist allerdings, daß man es auf dem Gebiet des späteren Frankreich zu jener Zeit mit französischen Regionalsprachen sowie diversen anderen Idiomen - nicht unerheblich war der Einfluß des Lateinischen, das Französische kann als ein Nachkomme gelten - und Dialekten tun hatte, die in das spätere Französisch Einzug fanden. Das Franzische, zunächst ein regionaler Dialekt wie viele andere auch, wurde nach der militärischen Eroberung und Zwangseinigung des französischen Reichsgebietes abschließend durch die königliche Ordonnance de Villers-Cotterêts 1539 zur Nationalsprache erhoben. Das bedeutete, daß Regionalsprachen wie das Bretonische oder das Okzitanische sowie die lateinische Sprache in Verwaltung und vor Gericht nicht weiter verwendet werden durften. Das klassische Französisch, wie wir es heute kennen, entwickelte sich erst in der Folge dieser Anordnung. Während sich bis dahin - nicht zuletzt im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen und Eroberungszüge - das Französische durch Aufnahme neuer Wörter und Ideen lebendig entwickelt hatte und lt. Klein/Strohmeier "noch eine krause, überreiche, mit mittelalterlichen, italienischen, lateinischen und griechischen Elementen durchsetzte Sprache von großer Ausdruckskraft, aber geringer Ordnung und Klarheit" [S. 61] war, konnte sich im 16., 17. Jahrhundert für die literarische Sprache eine repressive Tendenz durchsetzen, die diese von einer "allzu willkürlichen persönlichen Wortbildung und von allzu vulgären Elementen zu befreien" [ebd.] suchte. An deren Stelle sollten Wortschatz und Sprachgebrauch des Hofes und des "feingebildeten" Edelmannes treten, alle "niedrigen" und "realistischen" Wörter wurden verbannt. "Auf diese Weise verarmte die Sprache in starkem Maße." [ebd.] Bleibt noch zu erwähnen, daß im Frankreich des 19. Jahrhundert eine starke Gegenbewegung erfolgte.

In kaum einer anderen Sprache als dem Französischen gibt es einen größeren Kontrast zwischen Literatur- und klassischer Standard- und Umgangssprache auf der einen und der Volkssprache auf der anderen Seite. 1635 wurde als zentraler Arm die Académie française gegründet, die das klassische Französisch, wie es bis heute im wesentlichen erhalten geblieben ist, festgelegt hat und seitdem die offiziellen Sprachzügel unverrückbar in Händen hält. Während bis zum Vormarsch der englischen Sprache, die übrigens spätestens im 19. Jahrhundert bereits mit einigen Begriffen Eingang ins Französische fand, Widerstand gegen diesen starren Verwaltungsakt plausibel erschien, könnte sich die Académie - trotz der damit in allen (vergangenen) Zeiten verbundenen Reduktion und Repression - in künftigen Zeiten als Bewahrerin letzten französischen Sprachgutes erweisen. Dennoch hat dieses Sprachgut, gemessen an seiner Entwicklungsgeschichte, eher etwas mit einem Gerippe zu tun, dem heute mit der Akzeptanz neuer Begriffe in den französischen Sprachkanon der eine oder andere Lumpen übergeworfen wird. Darüber hinaus wurde diese abgespeckte französische Sprache per Gewalt und Verwaltung noch auf Kosten regionaler Sprachen und Dialekte durchgesetzt und entwickelt, die entweder bereits ausgestorben oder bedroht sind - wie das Bretonische heute - und hat damit zu einer weiteren sprachlichen wie kulturellen Verarmung geführt. Die heute vorherrschenden Sprachen sind definitionsgemäß Siegersprachen und lassen Einöde zurück.

Der Rolle der französischen Sprache im 17.-19. Jahrhundert und der Nachwehen eingedenk ist es kein Zufall, daß der Begründer des Langescheidt-Verlags sich zuvorderst der französischen und erst im Nachrange der englischen Sprache gewidmet hat. Nachdem er keinen Verleger für seinen "Brieflichen Sprach- und Sprechunterricht für das Selbststudium der französischen Sprache mit der eigens entwickelten Lautschrift "Methode Toussaint-Langenscheidt" gefunden hatte, gründete er 1856 einen eigenen Verlag. 1863 gab er ein Französisch-Wörterbuch in Auftrag, das 1869-1880 als vierbändiges "Enzyklopädisches französisch-deutsches und deutsch-französisches Wörterbuch" erschien, nach den Autoren kurz Sachs-Villatte genannt, den Vorläufer des hier vorliegenden heutigen, allerdings gekürzten "Großwörterbuchs". Erst 1869 projektierte Langenscheidt ein solches Werk für die englische Sprache.

Auch wenn der kleine Nachfahre dieses Projektes nun in lediglich zwei Bänden im Handel ist, stellt er ein nicht zu verachtendes Schwergewicht für all jene dar, die die französische Sprache nicht nur deshalb lernen wollen, weil gewisse - überschaubare - Anforderungen in Schule und Beruf bestehen, sondern sich darüber hinaus mit der Geschichte und Entwicklung der französischen Gesellschaft, der französischen Kultur und insbesondere Literatur und Lyrik beschäftigen möchten, um größtmögliche Annäherung und Verständnis wie Verständigung zu erreichen sowie die Möglichkeit entwickeln, sich jedem gedanklichen Winkelzugs entsprechend, den man in der Muttersprache zu vollführen vermag, mit einem Franzosen verständigen zu können und umgekehrt. Wer dieses wünscht, hat höchste Ansprüche an ein Wörterbuch und sollte sich dementsprechend auch nicht bescheiden. So ist, außer man möchte sich eine ganze Enzyklopädie anschaffen, das vorliegende Großwörterbuch sicherlich das Mittel der Wahl. Aufgrund der großen Zahl der Einträge bietet es die Begriffe auch in ihren zahlreichen, sich leicht unterscheidenden Ableitungen mit den deutschen Erklärungen. Ein wahllos herausgegriffenes Beispiel im Vergleich mit dem Praktischen Wörterbuch Französisch von Langenscheidt von 2007:

Auf der Suche nach einer Übersetzung für den Begriff "aberrer", nachgeschlagen im Praktischen Wörterbuch: Es gibt kein "aberrer", aber

aberrant: abwegig, aberwitzig
aberration: Verirrung, Absurdität

Diese Übersetzungen haben alle eine bestimmte Tendenz: das Irrsinnige in einer leichten Form. Die einfache "Abweichung" fehlt hier im Eintrag, was, wenn der Nutzer nicht findig genug ist, zu Mißverständnissen führen kann.

Nachgeschlagen im Großwörterbuch findet sich nach "aberrant" und "aberration" auch "aberrer" - abweichen.

abberrant: 1. Idee, Verhalten etc. abwegig; irrig; p/for irrsinnig; absurd; 2. (von der Norm) abweichend; sc aber'rant; phénomène ∝ abweichende Erscheinung

aberration: 1. Verirrung; Verblendung; Geistesverwirrung; par ext. Absurdität; quelle ∝! was für e-e Verirrung!; pathmentale Geistesverwirrung, -störung; 2. astr Aberrati'on; ∝ annuelle, diurne jährliche, tägliche Aberration; constante de l'∝ Aberrationskonstante; 3. optchromatique chromatische Aberration; Farbabweichung; Farbfehler; ∝ sphérique od de sphéricité sphärische aberration; Öffnungsfehler; 4.biolchromosomique Chromosomenaberration

aberrer abweichen; fig (sich) irren; sich täuschen

Aus der Größe bzw. hier der Knappheit eines Eintrages kann man keinesfalls auf dessen Bedeutung schließen. Auch, wenn es zur "aberration" mehr zu erklären zu geben scheint, ist die Abweichung vom Wege oder gar der Irrtum oder Fehler nicht unwichtiger oder seltener gebräuchlich. Nachgeschlagen bei der Académie française (Eintrag stark gekürzt) steht diese Variante an erster Stelle:

ABERRER, verbe intrans.
A. Sens propre. [Le suj. est un animé hum.] Aberrer dans la foule. S'égarer dans la foule. [Le suj. est un inanimé capable de mouvement (un astre, un rayon lumineux)] S'écarter de la voie normale, dévier.
B. Au fig. [Le suj. désigne un animé hum.] S'écarter de la vérité, de la bonne règle, se tromper:

1. Je crois avoir écrit bien lisiblement mes corrections; elles sont absolument définitives. Si vous voulez bien, je vérifierai moi- même leur mise en pages; ce serait l'affaire d'une heure, avec vous, soit à Asnières soit chez vous, attendu qu'il serait fâcheux d'aberrer quand on se donne (comme moi dans cette étude) de petits airs scientifiques.
Ph.-A.-M. DE VILLIERS DE L'ISLE-ADAM, Correspondance générale, 1886, p. 150.
Rem. 1. Le verbe aberrer ne s'emploie pratiquement qu'à l'inf. (ex. 1). 2. La docum. fournit un ex. de part. passé empl. comme subst.: un aberré (cf. un égaré):

2. Mais si l'on peut admettre que ce sommeil de plomb est l'une des phases connues de cet état encore mal observé du vampirisme; si l'on peut croire que Gilles de Rais fut un aberré des sens génésiques, un virtuose en douleurs et en meurtres, il faut avouer qu'il se distingue des plus fastueux des criminels, des plus délirants des sadiques, par un détail qui semble extrahumain, tant il est horrible!

Schon dieser kurze Blick auf ein einfaches Wort verrät: Ein umfangreicheres Wörterbuch sagt nicht nur hinsichtlich der Quantität mehr. Im Zweifelsfall ist es sogar ratsam, mehr als ein einziges Nachschlagewerk zu konsultieren, eine Etymologie bietet weitere Hintergründe, die das Verständnis erleichtern.

Was man sich mit Hilfe von passivem Wortschatz und ein wenig Einfühlungsvermögen noch zu denken vermag, wenn man ein französisches Wort sucht und lediglich einen ähnlichen Eintrag findet, wird in der Richtung Deutsch-Französisch schon schwieriger, da man sich nicht sicher sein kann, die genaue französische Variante zu finden. Betrachten wir als Beispiel die Wendung "in Erscheinung treten" in dem Satz: Sie führt leider das Dasein eines Mauerblümchens, ich wünschte, sie träte mehr in Erscheinung. Das Praktische Wörterbuch bietet die folgenden Einträge:

erscheinen I (sichtbar werden), Buch paraître; Person, Geist apparaître; II es erscheint mir merkwürdig, dass il me semble étonnant que (+ subj)

Erscheinen e-s Buches parution; publication; e-r Person; apparition; um zahlreiches Erscheinen wird gebeten vous êtes priés de venir nombreux

Erscheinung (Natur∝, Phänomen) phénomène; äußere apparences; (Vision) vision; apparition; in Erscheinung treten se montrer; se manifester

Schlägt man unter "se montrer" und "se manifester" nach, zeigt sich sogleich, daß diese Variante nicht bedacht ist, also etwas schwieriger wird. Das Großwörterbuch sieht diese zwar auch nicht vor, bietet jedoch wenigstens eine kleine Spur, die man auf dem Weg zur passenden Übersetzung weiterverfolgen kann. Geschlechterrollengemäß (stereotyp wie das Mauerblümchen-Beispiel zugegebenermaßen auch) findet man hier zusammen mit weiteren Einträgen zu dem Begriff Erscheinung zum einen sie ist e-e anziehende ∝ c'est une personne attirante und zum anderen er ist e-e glänzende ∝ il présente bien. Zurück zu unserem Satz "Sie führt leider das Dasein eines Mauerblümchens, ich wünschte, sie träte mehr in Erscheinung." Malheureusement elle ne fait que tapisserie, il serait souhaitable qu'elle présente mieux. Mehr noch als im Deutschen hat dieser Satz allerdings den unangenehmen Beigeschmack der Ware, die nicht funktioniert. Vielleicht so: Malheureusement elle ne fait que tapisserie, je lui souhaiterais qu'elle présente mieux. Und immer noch stimmt der Satz nicht ganz, aber die Richtung ist schon besser.

Nur wenn man den Anspruch der begrifflichen Genauigkeit aufgibt und davon ausgeht, daß ähnliche oder gar heute synonym verwendete Worte sich in ihrer Bedeutung unwesentlich unterscheiden, kann man vielleicht auf die Idee kommen, daß ein Wörterbuch, das sich um größtmögliche Vielfalt bemüht, überlebt hat oder erübrigt. Gerade die größtmögliche Variantenbreite - und an die lebendige Sprache wird auch das umfassendste Wörterbuch niemals heranreichen können - ermöglicht den differenzierten Ausdruck, die Präzision, die man in der Unterscheidung herzustellen bemüht ist. Hier mag noch einmal das häufig bemühte Beispiel des Schnees dienen, der, bei uns in seinen Varianten recht kurz abgehandelt ist, bei den Inuit hingegen in beeindruckend großer Wortfülle vertreten sein soll - bei denen Auskünfte über den Zustand des Schnees und damit Wetter, Temperatur, Jagdaussichten usw. lebenswichtig sind -, oder eine Passage aus Herman Melvilles Roman "Taipi - Abenteuer in der Südsee" über die Kokosnuß:

Die Taipis haben mindestens zwanzig verschiedene Bezeichnungen, um ebenso viele aufeinanderfolgende Stadien im Wachstum der Nuß zu bezeichnen. Viele von ihnen mögen die Frucht überhaupt nur in einem bestimmten Reifezustand. Und so unglaublich das klingen mag, sie schienen ihn bis auf die Stunde genau bestimmen zu können.

Doch nicht allein der Umfang eines Wörterbuchs ist ausschlaggebend. Wenn man sich mit Erzählungen, Romanen und anderen literarischen wie Sachtexten aus vergangenen Zeiten beschäftigt, kann auch - wie kürzlich anläßlich eines Gedichtes von Rimbaud festgestellt, ein "veraltetes" Taschenwörterbuch das große schlagen. So war in dem Exemplar von Langenscheidt aus dem Jahr 1965 noch die figürliche Bedeutung von poivrer: "über den Tisch ziehen" zu finden, während man sich ansonsten angesichts der "pays poivrés" fragen könnte, warum diese nun mit Pfeffer bestreut werden oder man sich Auswege sucht wie: dort, wo der Pfeffer wächst...

"Le drapeau va au paysage immonde, et notre patois étouffe le tambour.
"Aux centres nous alimenterons la plus cynique prostitution. Nous massacrerons les révoltes logiques.
"Aux pays poivrés et détrempés! - au service des plus monstrueuses exploitations industrielles ou militaires. ..."

"Die Fahne gerät in dreckiges Land, und unser Kauderwelsch erstickt die Trommel.
In den Zentren züchten wir die zynischste Prostitution. Wir massakrieren dann die logisch folgenden Revolten.
Auf in die gepfefferten und weichgemachten Länder! - im Dienst der monströsesten Ausbeutungen von Industrie oder Militär.
..." [Arthur Rimbaud: "Illuminations / Illuminationen", Urs Engeler Editor 2004]

Berücksichtigt man die figürliche Bedeutung, macht der Satz erst Sinn: "In die betrogenen und geschwächten Länder!"

Zugleich wird deutlich, daß ein Wörterbuch seine Grenzen hat und zudem ein Kind seiner Zeit ist. Es ersetzt nicht - wie man an Übersetzungsversuchen leicht merken kann - die lebendige Auseinandersetzung mit der fremden Sprache und Kultur. Es bietet eine Hilfestellung, nicht mehr und nicht weniger. In vielen Fällen kann auch das, was man als Eintrag findet, den vorliegenden Text nicht entschlüsseln. Vielfach ist eine Eigenleistung nötig, um die ganz spezielle, gemeinte Bedeutungsvarianz mit Hilfe der dargebotenen Begriffe zu entwickeln. Eine genau abgeglichene Eins-zu-eins-Übersetzung wird schon aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsgeschichte von Deutschen und Franzosen schwierig, und möglicherweise erreicht man lediglich einen Annäherungswert an das, was gemeint sein könnte. Noch, muß man vielleicht einschränkend hinzufügen. Denn steht nicht zu befürchten, daß angesichts der sprachlichen Verarmung einhergehend mit einer weiteren Nivellierung von Inhalten durch die Adaption des globalisierten Englisch, der genaue Abgleich denkbar wird? Dem entgegen stünde eine Bewegung, die sich im ersten kleinen Schritt um Präzision im Sinne einer bisher nicht gekannten Zuwendung zur fremden Sprache, Kultur und Denkweise bemüht. Denn, wenn man Sprache als Mittel begreift, die Wirklichkeit zu erfassen, zu verändern (oder auch nur zu beschreiben), ist kein Wort zuviel.

Daß es sich bei diesem Wörterbuch um die 13. Auflage von 1979 bzw. die 19. Auflage von 1968 mit Nachtrag von 1979 handelt, ist eher als Qualitätsausweis zu sehen. Die Nachschlagemöglichkeit, die der Französischfortgeschrittene braucht, ist eher eine für die klassische Lektüre und für schwierige Texte, in denen ein großer Differenzierungsgrad mit komplexem Satzbau vorliegt. Für die zeitaktuelle französische Sprache, die neueren Vokabeln also, liegt das e-Handbuch, Stand 2008, bei - eine gute Idee. Noch besser wäre es allerdings, wenn diese auch für Linux zur Verfügung stünde, das zunehmend an Bedeutung gewinnt.

5. Mai 2009


Anmerkungen:
Die Wörterbucheinträge werden hier nicht eins-zu-eins übernommen, es fehlt z.B. die Lautschrift
Lingua Franca = italienisch für die fränkische Sprache bedeutet Verkehrssprache
Wolfgang Viereck, Karin Viereck und Heinrich Ramisch: dtv-Atlas Englische Sprache, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002
Winfried Engler: Geschichte der französischen Literatur im Überblick, Philipp Reclam jun. Stuttgard, 2000
H. W. Klein und F. Strohmeyer: Französische Sprachlehre, Ernst Klett Verlag, 1973
"150 Jahre Langenscheidt - 1856-2006", Langenscheidt KG, Berlin und München, 2005
Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, Dr. Hermann Menge, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung, 1908
The Concise Oxford Dictionary of English Etymology, Oxford University Press, 2003
Wörterbuch der Académie Française - Online
http://atilf.atilf.fr/dendien/scripts/tlfiv4/showps.exe?p=combi.htm;java=no
Herman Melville: Taipi - Abenteuer in der Südsee, 1842
Arthur Rimbaud: "Illuminations / Illuminationen", übersetzt von Rainer G. Schmidt, Urs Engeler Editor 2004



Langenscheidt Großwörterbuch Französisch Sachs-Villatte

K. Sachs. C. Villatte

Französisch-Deutsch, 13. Auflage der Ausgabe 1979, 1079 S.

+ e-Handwörterbuch Französisch-Deutsch/Deutsch-Französisch auf CD-ROM


(System: Win), ISBN 978-3-468-02151-0V, 129,- Euro

Deutsch-Französisch, 19. Auflage der Ausgabe 1968, mit Nachtrag 1979
1109 S.

+ e-Handwörterbuch Französisch-Deutsch/Deutsch-Französisch auf CD-ROM


(System: Win), ISBN 978-3-468-02156-5V, 129,- Euro