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AKTION/1134: Urgent Action - Kolumbien, Zivilbevölkerung in Gefahr


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-206/2012, AI-Index: AMR 23/026/2012, Datum: 17. Juli 2012 - ar

Kolumbien
Zivilbevölkerung in Gefahr



Frau MARTHA GIRALDO, Mitglied der Menschenrechtsorganisation MOVICE
Herr WALTER AGREDO, Mitglied des Solidaritätskomitees CSPP
WEITERE MITGLIEDER VON MOVICE UND CSPP
MITGLIEDER DER INDIGENENVEREINIGUNG ACIN
MITGLIEDER DER GEWERKSCHAFTEN CUT UND SINTRAUNICOL
WEITERE BEWOHNERINNEN DES DEPARTAMENTO CAUCA

In den zurückliegenden Wochen ist der bewaffnete Konflikt zwischen den kolumbianischen Sicherheitskräften und der Guerillabewegung FARC im südlichen Departamento Cauca eskaliert. Dadurch sind mehrere Zivilpersonen verletzt und Tausende vertrieben worden.

Über eine Woche lang trugen die Sicherheitskräfte und die Guerillabewegung "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia - FARC) in den Verwaltungsbezirken Toribío, Jambaló, Caldono, Silva, Caloto, Miranda, Suárez, Morales und Argelia im Departamento Cauca Kämpfe aus. Dabei gerieten Zivilpersonen, darunter Angehörige indigener und afro-kolumbianischer Gemeinschaften sowie kleinbäuerliche Gemeinden, in die direkte Schusslinie. Laut Angaben des Büros des Ombudsmanns für Menschenrechte wurden in Toribío, einem Verwaltungsbezirk mit einem hohen indigenen Bevölkerungsanteil, mindestens 14 Zivilpersonen verletzt, darunter auch MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens. Darüber hinaus sollen 400 Personen vertrieben und mehr als 80 Häuser beschädigt worden sein. Die Verletzungen wurden vermutlich durch von der FARC eingesetzte Sprengkörper verursacht. Wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz berichtete, wurden in Argelia bei einer solchen Explosion ein Junge getötet und mehrere Personen - darunter ein junges Mädchen - verletzt. Weitere 1.500 Menschen mussten dort aus ihren Häusern fliehen, und an 74 Häusern, einer Schule und zwei Gemeindezentren entstanden schwere Schäden. Der Ombudsmann für Menschenrechte hat vor einer humanitären Krise gewarnt.

Die Vereinigung der indigenen Räte von Nord-Cauca (Asociación Cabildeo Indígenas del Norte de Cauca - ACIN) hat die Sicherheitskräfte und die FARC dazu aufgerufen, die Kampfhandlungen einzustellen und die indigenen Territorien zu verlassen. Äußerungen des Verteidigungsministers, die FARC hätte die indigene Bewegung infiltriert, haben dazu geführt, dass die Zivilbevölkerung, und insbesondere die indigene Bevölkerung, in einem bereits stark angespannten Umfeld noch stärker von Angriffen bedroht ist. Die ACIN sowie mehrere Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften im Departamento Cauca erhielten ebenfalls unlängst Drohungen und wurden beschuldigt, "UnterstützerInnen der Guerillas" zu sein.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Alle Parteien des langjährigen bewaffneten Konflikts in Kolumbien missachten regelmäßig das Recht der Zivilbevölkerung, nicht in den Konflikt hineingezogen zu werden. Schwere Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht sind an der Tagesordnung. Amnesty International hat beide Seiten - die Guerillagruppen und die Sicherheitskräfte - bereits mehrfach aufgefordert, den Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht unverzüglich und bedingungslos ein Ende zu setzen.

Die kolumbianischen Sicherheitskräfte und Paramilitärs bezeichnen Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften sowie Angehörige indigener und afro-kolumbianischer Gemeinschaften häufig als Kollaborateure oder UnterstützerInnen von Guerillagruppen. In der Folge werden diese häufig bedroht oder getötet. Guerillagruppen haben zudem in der Vergangenheit MenschenrechtsverteidigerInnen und GewerkschafterInnen sowie Angehörige indigener und afro-kolumbianischer Gemeinschaften bedroht oder getötet, wenn sie der Ansicht waren, diese würden mit ihren GegnerInnen zusammenarbeiten.

Am Abend des 9. Juli erhielten Martha Giraldo, Mitglied der Sektion Valle del Cauca der Nationalen Bewegung für Opfer von staatlichen Verbrechen (Movimiento Nacional de Víctimas de Crímenes de Estado - MOVICE), und Walter Agredo, Mitglied der Sektion Valle del Cauca des Solidaritätskomitees für politische Gefangene (Comité de Solidaridad con los Presos Políticos - CSPP), jeweils dieselbe SMS-Kurznachricht. Darin wurden Morddrohungen gegen Angehörige zahlreicher Organisationen ausgesprochen, darunter die ACIN, das CSPP, MOVICE, der Gewerkschaftsverband Central Unitaria de Trabajadores (CUT) und die Gewerkschaft der ArbeiterInnen und Angestellten der Universitäten Kolumbiens (Sindicato de Trabajadores y Empleados Universitarios de Colombia - SINTRAUNICOL).


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte Sie an Ihre Verpflichtung unter dem humanitären Völkerrecht erinnern, den Schutz von Zivilpersonen zu gewährleisten. Dazu gehört auch das Prinzip der Unterscheidung, d. h. das Recht der Zivilbevölkerung, nicht in den bewaffneten Konflikt hineingezogen zu werden.
  • Ich verurteile die Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, die von Sicherheitskräften und Guerillagruppen begangen werden.
  • Leiten Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Morddrohungen gegen Martha Giraldo und Walter Agredo sowie weitere Mitglieder der Organisationen ACIN, CSPP, MOVICE, CUT und SINTRAUNICOL ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Señor Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident / Dear President Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Juan Carlos Pinzón
Ministerio de Defensa
Carrera 54, No. 26-29, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Sr. Ministro Pinzón / Sehr geehrter Herr Minister / Dear Minister Pinzón)
Fax: (00 57) 1 266 1003

AUSSENMINISTERIN
María ‘ngela Holguín
Ministerio de Relaciones Exteriores
Palacio San Carlos
Calle 10 No. 5-51, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Estimada Señora Ministra / Sehr geehrte Frau Ministerin / Dear Minister)
Fax: (00 57 1 381 4742)


KOPIEN AN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S.E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. August 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Reminding the authorities of their obligation to protect civilians in line with international humanitarian law (IHL), including the right of civilians not to be drawn into the hostilities, thereby respecting the principle of distinction.
  • Condemning human rights abuses and violations of IHL committed by the security forces and guerrilla groups.
  • Calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the threats against ACIN, CSPP, MOVICE, CUT and SINTRAUNICOL; and asking that they publish the results and bring those responsible to justice.

*

Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-206/2012, AI-Index: AMR 23/026/2012, Datum: 17. Juli 2012 - ar
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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Heerstr. 178, 53111 Bonn
Telefon:+ 49 228 98373-0, Fax: +49 228 630036
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2012