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AKTION/1210: Urgent Action - Mexiko, Sorge um MigrantInnen


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-274/2012, AI-Index: AMR 41/069/2012, Datum: 5. Oktober 2012 - we

Mexiko
Sorge um MigrantInnen



ETWA 40 MIGRANTiNNEN OHNE REGULÄREN AUFENTHALTSSTAUS

Am 3. Oktober wurden mindestens 40 MigrantInnen ohne regulären Aufenthaltsstatus aus einem Güterzug verschleppt. Der Verbleib der Männer und Frauen, die sich auf der Durchreise durch Mexiko befanden, ist unbekannt. Möglicherwiese steckt eine kriminelle Bande hinter der Entführung. Es muss um die Sicherheit der MigrantInnen gefürchtet werden. In einem Nachbarstaat drohen weiteren MigrantInnen, die keinen regulären Aufenthaltsstatus haben, im Rahmen von Einwanderungskontrollen Misshandlungen.

Laut Aussage von AugenzeugInnen wurden etwa 40 MigrantInnen ohne regulären Aufenthaltsstatus aus einem Güterzug in Medias Aguas, im mexikanischen Bundesstaat Veracruz, entführt. Der Verbleib der Männer und Frauen ist bislang unbekannt. Tausende MigrantInnen sind in der Vergangenheit von kriminellen Banden verschleppt, vergewaltigt, misshandelt und oftmals sogar getötet worden. Häufig geschehen diese Verbrechen mit dem Einverständnis der staatlichen Behörden.

Das mexikanische Einwanderungsinstitut (Instituto Nacional de Migración - INM) hat im Nachbarstaat Tabasco wieder damit begonnen, zahlreiche MigrantInnen ohne regulären Aufenthaltsstatus festzunehmen. Viele von ihnen werden in Gewahrsam Opfer von Misshandlungen. Laut MenschenrechtsverteidigerInnen aus einer Migrantenunterkunft in Tenosique wurde dort am 3. Oktober eine Frau verletzt, als MitarbeiterInnen des Einwanderungsinstituts MigrantInnen verhaftete, die gerade einen Güterzug besteigen wollten. Ein anderes Mal, soll ein Mann aus Honduras von Angehörigen des INM in der Gemeinde San Isidro Guasiván, in der Nähe von Tenosique, verfolgt worden sein und sich dabei Verletzungen zugezogen haben. Ein weiterer Migrant, der bei diesem Einsatz von INM-MitarbeiterInnen in die Rippen geschlagen wurde, hat bei der Generalstaatsanwaltschaft Mexikos (Procuraduría General de la República) Klage eingereicht.

Am 4. Oktober ketteten sich Bruder Tómas González, Leiter der Migrantenherberge in Tenosique, und Rubén Figueroa, ein Verfechter der Rechte von MigrantInnen, für 12 Stunden an die Eingangstore der örtlichen INM-Niederlassung, um so gegen die Vorgehensweise der Angestellten der Einwanderungsbehörde zu protestieren. Diese entspricht in vielen Fällen nicht den internationalen Mindestgrundsätzen für die Behandlung von Gefangenen. Die beiden Menschenrechtsverteidiger protestierten außerdem gegen die Unterlassung der INM, MitarbeiterInnen zur Verantwortung zu ziehen, die am sexuellen Missbrauch eines Migranten-Kindes beteiligt waren, wie der Bericht der Nationalen Menschenrechtskommission vom 28. September bestätigte.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Jedes Jahr versuchen hunderttausende Menschen aus mittel- und südamerikanischen Ländern ohne Visum über Mexiko in die USA zu gelangen. Viele von ihnen werden von den mexikanischen Einwanderungsbehörden inhaftiert und in ihre Heimatländer zurückgeführt. Amnesty International hat Mexiko kürzlich bereist, um Berichte über Menschenrechtsverletzungen an dieser Personengruppe zu prüfen. Bei dem Besuch fand Amnesty International heraus, dass viele MigrantInnen von Banden verschleppt werden und dies manchmal in Mittäterschaft mit lokalen BehördenvertreterInnen geschieht. Die Straflosigkeit bei Menschenrechtsverletzungen an MigrantInnen, die sich in einer besonders gefährdeten Lage befinden, hat zu einem Anstieg dieser Verbrechen geführt, obwohl sich die Regierung verpflichtet hat, die Rechte von MigrantInnen zu schützen.

Amnesty International hat vor Kurzem eine Aktion ins Leben gerufen, um auf die Notlage aufmerksam zu machen, in der sich MigrantInnen während der Reise durch Mexiko befinden, und um dafür zu sorgen, dass den MigrantInnen die Hilfe geboten wird, die sie bei der Durchquerung des Landes dringend benötigen. Sie können sich unter
http://sendsocks.org/
an der Aktion beteiligen.


SCHREIBEN SIE BITTE

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie auf, umgehend eine Untersuchung zu den in Medias Aguas verschleppten MigrantInnen einzuleiten und ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Stellen Sie dabei bitte den Schutz von ZeugInnen sicher.
  • Überprüfen Sie bitte die Vorgehensweisen des Einwanderungsinstituts INM bei der Inhaftierung von MigrantInnen ohne regulären Aufenthaltsstatus und stellen Sie sicher, dass diese den Mindestgrundsätzen für die Behandlung von Gefangenen entsprechen. Sorgen Sie bitte zudem dafür, dass angemessene Maßnahmen ergriffen werden, um den Schutz der MigrantInnen zu gewährleisten.
  • Ich fordere Sie darüber hinaus auf, die Vorwürfe zu untersuchen, denen zufolge MigrantInnen bei Einsätzen des INM unter anderem durch Schläge verletzt wurden.

APPELLE AN

LEITER DES AMTES FÜR MIGRATION
Salvador Beltrán del Río
Homero No. 1832
Col. Los Morales Polanco
Delegación Miguel Hidalgo
México DF, C.P. 11510, MEXIKO
(Anrede: Dear Commissioner / Sehr geehrter Herr Beltrán del Río Madrid)
Fax: (00 52) 55 5557 9865 (Sagen Sie: "Fax"/ "Me da tono de fax, por favor")
E-Mail: sbeltrandelrio@inami.gob.mx

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Marisela Morales Ibáñez
Av. Paseo de la Reforma 211-213
Col. Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06500
MEXIKO
(Anrede: Dear Attorney General / Sehr geehrte Generalstaatsanwältin)
Fax: (0052) 55 5346 0908 (Sagen Sie: "Fax"/ "Me da tono de fax, por favor")
E-Mail: ofproc@pgr.gob.mx


KOPIEN AN

MIGRANTENUNTERKUNFT
Casa del Migrante "Hermanos en el Camino"
E-Mail: albertodonis@hermanosenelcamino.org

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23 700
E-Mail: mail@mexale.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 16. November 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Demanding authorities to investigate and locate report of migrants abducted at Medias Aguas, and ensure the safety of witnesses.
  • Urging authorities to review INM police and practice on detention of irregular migrants to ensure that they are in line with standards on minimum use of force and all reasonable measures are taken to avoid placing migrants at risk of harm.
  • Demanding authorities to investigate allegations that INM operations have resulted in injuries to migrants, including beatings.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-274/2012, AI-Index: AMR 41/069/2012, Datum: 5. Oktober 2012 - we
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2012