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AKTION/1291: Urgent Action - Jemen, Student angeschossen


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-341/2012, AI-Index: MDE 31/015/2012, Datum: 29. November 2012 - jw

Jemen
Student angeschossen



Herr ABDUL RAOUF HASSAN ZAIN AL-SAQQAF

Der Student und politische Aktivist Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf ist am 23. November in Aden, einer Stadt im Süden des Jemen, brutal zusammengeschlagen worden. Zwei Tage später wurde er durch Schüsse verletzt. Amnesty International ist der Auffassung, dass er wegen seines politischen Engagements angegriffen wird. Er befindet sich in Lebensgefahr.

Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf ist Student der Universität von Aden und Mitglied der politischen Bewegung Southern Movement. Am 25. November überlebte er im Bezirk al-Mu'alla in Aden ein Attentat. Seinen Berichten zufolge verfolgten ihn bewaffnete, maskierte Männer in einem Auto auf seinem Weg zur Universität. Sie zwangen ihn, anzuhalten und aus seinem Fahrzeug auszusteigen und versuchten dann, ihn zu entführen. Als er sich wehrte, schoss einer der Bewaffneten zweimal in seine Richtung. Eine Kugel verfehlte ihn nur knapp, hinterließ eine oberflächliche Wunde an seinem Bauch und schlug dann in sein Auto ein. Fotos, die Amnesty International vorliegen, zeigen zwei Einschusslöcher an seinem Auto.

Nur zwei Tage vor dem Entführungsversuch, am 23. November, war Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf in al-Mu'alla von Männern mit mutmaßlichen Verbindungen zur Islah-Partei brutal zusammengeschlagen worden. Nach Angaben von Southern-Movement-AktivistInnen wurden sie bei einer friedlichen Demonstration von AktivistInnen der Islah gestört. Die Islah-AnhängerInnen griffen die DemonstrantInnen an und verletzten vier von ihnen. Einen der Aktivisten der Southern Movement, Muhammad Mehmash, brachte man in ein Büro der Islah-Partei, wo man ihn verprügelte. Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf gab an, dass er aufgefordert wurde, Muhammad Mehmash dort abzuholen. Als er in dem Büro eintraf, wurde auch er zusammengeschlagen und trug mehrere Kopfverletzungen davon.

Die Bewegung Southern Movement, auch bekannt als al-Hirak (eine Abkürzung des arabischen Namens), ist ein loser Zusammenschluss politischer Gruppen, von denen viele die friedliche Loslösung des südlichen Jemens fordern, dass vor seiner Vereinigung mit dem Norden im Jahr 1990 unabhängig war.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Im südlichen Jemen kommt es seit 2007 immer wieder zu Protesten. Es begann mit Demonstrationen von pensionierten SoldatInnen aus dem Süden, die sich darüber beschwerten, dass sie hinsichtlich Anstellung, Vergütung und Rentenzahlungen gegenüber den SoldatInnen aus dem Norden benachteiligt werden. Die meisten der pensionierten SoldatInnen gehörten der Armee der ehemaligen Demokratischen Volksrepublik Jemen (Südjemen) an. Nach der Vereinigung des Landes im Jahr 1990 waren die beiden Armeen der Demokratischen Volksrepublik Jemen (Südjemen) und der Arabischen Republik Jemen (Nordjemen) zu den Streitkräften der neuen Republik Jemen zusammengeschlossen worden. Nach dem Bürgerkrieg von 1994, der mit einer Niederlage des Südens endete, wurden jedoch viele SoldatInnen des früheren Südjemen aus der Armee entlassen. Diese ehemaligen Angehörigen der Streitkräfte, aber auch diejenigen, die noch einen Teil der jetzigen Armee bilden, beklagen eine Benachteiligung gegenüber SoldatInnen des ehemaligen Nordjemen.

Aus diesen Protesten scheint die Bewegung Southern Movement hervorgegangen zu sein, die dann begann, eigene Protestveranstaltungen zu organisieren, da es nach ihrer Wahrnehmung der Regierung nicht gelungen war, der Diskriminierung von Menschen aus dem Südjemen ein Ende zu bereiten. Die Regierung ist gegen diese Proteste rigoros vorgegangen. Zahlreiche TeilnehmerInnen wurden von den Sicherheitskräften am Ort oder in der Nähe der Demonstrationen getötet. Vielfach scheint es sich um ungesetzliche Tötungen gehandelt zu haben, da von den Opfern keine Gefahr für das Leben der Einsatzkräfte oder anderer Menschen ausgegangen war. Seit Beginn der Proteste im Jahr 2007 haben die Sicherheitskräfte neben führenden Mitgliedern und AktivistInnen der Bewegung Southern Movement auch mehrere tausend Demonstrierende und unbeteiligte PassantInnen festgenommen und inhaftiert, viele von ihnen in willkürlicher Weise. Seit Februar 2011 fordern Protestierende insbesondere in Aden eine Ablösung der Regierung und den Rücktritt des Staatspräsidenten. Weitere Demonstrationen in Aden und anderen Teilen des Südjemen verfolgen das Ziel, eine Abspaltung des Südjemen vom übrigen Teil des Landes herbeizuführen. Diesen Protesten wird oft mit exzessiver Gewalt begegnet - Einen englischsprachigen Artikel zu diesem Thema vom 09.07.2012 finden sie hier:
http://www.amnesty.org/en/news/yemen-must-investigate-sniper-killings-protesters-2012-07-09

StudentInnenen und andere politische AktivistInnenen, die sich an den friedlichen Protesten im Süden des Landes beteiligen, sind ebenfalls zum Ziel der Sicherheitskräfte im Jemen geworden. Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf ist im Jahr 2012 im Zusammenhang mit seinem politischen Engagement bereits zweimal festgenommen worden. Weitere Informationen finden Sie in einem englischsprachigen Artikel vom 30. August 2012 unter
http://www.amnesty.org/en/news/yemen-must-end-intimidation-southern-activists-2012-08-30


SCHREIBEN SIE BITTE

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte garantieren Sie die Sicherheit von Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf.
  • Ich fordere Sie auf, eine sofortige, unabhängige und vollständige Untersuchung der Angriffe auf Abdul Raouf Hassan Zain Al-Saqqaf und andere Personen zwischen dem 23. und 25. November durchzuführen und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.
  • Sorgen Sie bitte für die Sicherheit aller AktivistInnen, die friedlich Gebrauch von ihren Rechten auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit machen.

APPELLE AN

INNENMINISTER
His Excellency Abdul-Qader Qahtan
Ministry of Interior
Sana'a
JEMEN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 967) 1 331 899
E-Mail: moi@yemen.net.ye

GOUVERNEUR VON ADEN
Waheed Ali Rasheed
PO Box: 6013, Khormaksar
Aden, JEMEN
(Anrede: Dear Mr Waheed Ali Rasheed / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 967) 2 2246996


KOPIEN AN

MINISTERIN FÜR MENSCHENRECHTE
Her Excellency Houriah Ahmed Mashhour
Ministry for Human Rights
Sana'a
JEMEN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 967) 1 444 833,
E-Mail: mshr@y.net.ye

BOTSCHAFT DER REPUBLIK JEMEN
Herr Gamal Omar Hassan Alakbari, Gesandter (Geschäftsträger a.i.)
Budapester Str. 37, 10787 Berlin
Fax: 030-8973 0562
E-Mail: info@botschaft-jemen.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 10. Januar 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Urging the authorities to ensure Abdul Raouf Hassan Zain al-Saqqaf's safety.
  • Calling on them to order an immediate, impartial and thorough investigation into the attacks carried out on Abdul Raouf Hassan Zain al-Saqqaf and others on 23 and 25 November, and bring those responsible to justice.
  • Asking them to guarantee the security of all other activists peacefully exercising their rights to freedom of expression or assembly.

*

Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-341/2012, AI-Index: MDE 31/015/2012, Datum: 29. November 2012 - jw
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2012