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AKTION/1875: Briefe gegen das Vergessen, Mai 2017


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Mai 2017

- Guinea - Aissatou Lamarana Diallo
- Thailand - Jatupat "Pai" Boonpattararaksa
- Brasilien - Alexandre Anderson de Souza


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


GUINEA

Aissatou Lamarana Diallo

Aissatou Lamarana Diallo kämpft dafür, dass die Tötung ihres Ehemanns Thierno Sadou Diallo aufgeklärt wird, der am 7. Mai 2015 von Sicherheitskräften erschossen wurde. Bislang hat die 28-jährige Mutter von drei Kindern weder Gerechtigkeit erfahren noch eine Entschädigung erhalten. Gemeinsam mit ihrer Familie erstattete sie am 8. Mai 2015 Anzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft. Doch bis heute ist niemand wegen der Tötung ihres Mannes zur Rechenschaft gezogen worden, und sie hat keinerlei Erklärung erhalten, wie es zum Tod ihres Mannes kam.

Oppositionsparteien in Guinea hatten für den 7. Mai 2015 zu Protesten aufgerufen und gefordert, die Kommunalwahl vor der Präsidentschaftswahl abzuhalten. Thierno Sadou Diallo, der nicht an den Protesten teilgenommen hatte, befand sich gegen 19 Uhr auf dem Heimweg. Bei einer Durchsuchung seines Viertels begannen Angehörige der Gendarmerie, auf Thierno Sadou Diallo, seine Freund_innen und weitere Personen zu schießen. Dabei wurde Thierno Sadou Diallo angeschossen. Seine Freund_innen versuchten noch, ihn ins Krankenhaus zu bringen, doch die Gendarmerie blockierte mit ihren Fahrzeugen die Straßen. Als sie endlich das Krankenhaus erreichten, war Thierno Sadou Diallo bereits tot.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Justizminister von Guinea und fordern Sie ihn auf, die Umstände, die zum Tod von Thierno Sadou Diallo führten, unparteiisch untersuchen zu lassen. Bitten Sie ihn darum, sicherzustellen, dass Aissatou Lamarana Diallo umfassend entschädigt wird, sodass sie mit ihren Kindern unabhängig und in Würde leben kann. Fordern Sie ihn zudem auf, dafür zu sorgen, dass Menschenrechtsverletzungen in Guinea strafrechtlich verfolgt werden und das Land seinen Verpflichtungen gemäß dem Völkerrecht und internationalen Abkommen gerecht wird.

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Justizminister
Maître Cheick Sako
Ministry of Justice
Garde des Sceaux BP. 564
Conakry, GUINEA
(Anrede: Your Excellency / Sehr geehrter Herr Minister)
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Guinea
I. E. Frau Fatoumata Balde
Jägerstraße 67-69, 10117 Berlin
Fax: 030 - 200 74 33 33
E-Mail: info@amba-guinee.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)


THAILAND

Jatupat "Pai" Boonpattararaksa

Jatupat Boonpattararaksa, bekannt unter dem Namen "Pai", studiert Jura an der Universität Khon Kaen im Nordosten von Thailand. Er ist ein bekannter Menschenrechtsverteidiger und Demokratieverfechter, der seit dem Militärputsch in Thailand im Mai 2014 friedlich und öffentlich für bürgerliche und politische Rechte eintritt und deswegen von den Justizbehörden schikaniert wird.

Weil er sich an Protesten beteiligte, drohen Pai vier strafrechtliche Anklagen, u. a. wegen staatsgefährdender Aktivitäten, Verstoß gegen das Verbot politischer Versammlungen und Verstoß gegen das restriktive Gesetz über das Verfassungsreferendum. Falls es zu einer Anklage kommt, würde Pai in drei der vier Fälle vor ein Militärgericht gestellt. Er könnte zu insgesamt 25 Jahren Haft verurteilt werden.

Außerdem droht ihm ein weiteres Verfahren vor einem Militärgericht, das zu weiteren 15 Jahren Haft führen könnte, weil er auf Facebook einen Link zu einem BBC-Artikel gepostet hat, der von den Behörden als Kritik an Thailands neuem König aufgefasst wird. Amnesty International geht davon aus, dass die Vorwürfe politisch motiviert sind, weil mehr als 2.000 Personen den Artikel auf Facebook geteilt haben, ohne dafür strafrechtlich verfolgt zu werden.

Der Fall von Pai steht stellvertretend für das harte Vorgehen der Militärregierung gegen die thailändische Zivilgesellschaft. Thailändische Aktivist_innen befürchten, dass ein mögliches Strafverfahren gegen ihn nur das erste von vielen Verfahren gegen Aktivist_innen sein könnte.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Generalstaatsanwalt und fordern Sie ihn auf, alle gegen Jatupat Boonpattararaksa anhängigen Strafverfahren zu beenden und zu gewährleisten, dass weder er noch andere Aktivist_innen aufgrund der friedlichen Wahrnehmung von Rechten und Freiheiten angeklagt werden, die das Völkerrecht ihnen garantiert.

Schreiben Sie in gutem Thai, Englisch oder auf Deutsch an:
Generalstaatsanwalt
Pol. Sub. Lt. Pongniwat Yuthapanborparn
Office of the Attorney General
The Government Complex
Chaengwatthana Rd., Tungsonghong, Laksi
Bangkok 10210, THAILAND
(Anrede: Dear Attorney General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: 00 66 - 21 43 95 46
E-Mail: ictc@ago.go.th
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Königreichs Thailand
S. E. Herrn Dr. Dhiravat Bhumichitr
Lepsiusstr. 64-66, 12163 Berlin
Fax: 030 - 79 48 15 11 oder 030 - 79 48 12 51
E-Mail: general@thaiembassy.de
(Standardbrief: 0,70 Euro)


BRASILIEN

Alexandre Anderson de Souza

Alexandre Anderson de Souza ist Vorsitzender der Fischereigewerkschaft AHOMAR im Verwaltungsbezirk Magé im Bundesstaat Rio de Janeiro. Er engagiert sich seit Langem gegen eine große petrochemische Raffinerie, eine Ölplattform und mehrere Pipelines in der Guanabara-Bucht. Nach Ansicht der AHOMAR sind diese Vorhaben für schwere langfristige Umweltschäden verantwortlich, die die Lebensgrundlage ihrer Mitglieder gefährden. 2009 organisierte AHOMAR einen Protest, bei dem Gewerkschaftsmitglieder ihre Boote entlang der Pipeline verankerten und so den Förderbetrieb für 38 Tage blockierten. AHOMAR wendet sich außerdem gegen Pläne, den Fluss Guaxindiba auszubauen, um auf diesem Wege Petrochemieunternehmen zu beliefern. AHOMAR befürchtet, dass dies das Ökosystem des Flusses schädigen und die Fischereibetriebe vor Ort zerstören würde.

Alexandre Anderson de Souza und seine Frau Daize Menezes de Souza sind seit dem Protest im Jahr 2009 wiederholt bedroht worden. Der Gewerkschaftsvorsitzende hat eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren sechs Mordanschläge überlebt. Vier AHOMAR-Mitglieder wurden seit 2009 ermordet. Bislang wurden weder die für diese Morde Verantwortlichen vor Gericht gestellt, noch die Drohungen gegen Alexandre Anderson de Souza und seine Frau angemessen untersucht. Am 3. November 2012 mussten sie ihr Zuhause in der Gemeinde Magé wegen akuter Lebensgefahr verlassen. Sie leben seither in provisorischen Unterkünften und mussten mehrfach umziehen. Der größte Wunsch von Alexandre Anderson de Souza und seiner Familie ist es, in Sicherheit nach Magé zurückkehren zu können. Zudem müssen die AHOMAR-Mitglieder ihr Engagement fortsetzen können, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an die Ministerin für Menschenrechte, in denen Sie sie auffordern, in Absprache mit Alexandre Anderson de Souza und Daize Menezes de Souza umfassende Schutzmaßnahmen für sie und ihre Familienmitglieder zu ergreifen. Bitten Sie die Ministerin außerdem, Untersuchungen zu den Drohungen und Angriffen gegen AHOMAR-Mitglieder einzuleiten, die Morde umfassend und zielführend zu untersuchen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Portugiesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Ministerin für Menschenrechte
Sra. Ministra Ideli Salvatti
Secretaria de Direitos Humanos
Setor Comercial Sul,
Edifício Parque da Cidade Corporate
Quadra 9, Lote C, Torre A, 10º andar,
70.308-200 - Brasília/DF
BRASILIEN
(Anrede: Exma. Sra. Ministra / Dear Minister / Sehr geehrte Frau Ministerin)
Fax: (00 55) 61 2025 9414
(Standardbrief Luftpost: 0,90 Euro)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Föderativen Republik Brasilien
S. E. Herrn Mario Vilalva
Wallstraße 57, 10179 Berlin
Fax: 030 - 72 62 83 20 oder 030 - 72 62 83 21
E-Mail: brasem.berlim@itamaraty.gov.br

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2017

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