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AKTION/1905: Briefe gegen das Vergessen, April 2019


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats April 2019

- Honduras - Berta Cáceres / COPINH
- Türkei - Samstagsmütter
- China - Guligeina Tashimaimaiti


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


HONDURAS

Berta Cáceres / COPINH

Die honduranische Menschenrechtsverteidigerin Berta Cáceres wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 in ihrem Haus erschossen. Als Sprecherin und Gründungsmitglied der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) hatte sie sich gegen den Bau des Wasserkraftwerkes Agua-Zarca am Fluss Gualcarque und auf dem Land der indigenen Gemeinschaft der Lenca eingesetzt.

Aufgrund ihres Einsatzes für die Rechte indigener Gemeinden und gegen die rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen waren Berta Cáceres und COPINH immer wieder Drohungen, tätlichen Angriffen und Einschüchterungen ausgesetzt. Zudem versuchte man, ihre Arbeit zu kriminalisieren. Neun Personen, die für die Ermordung von Berta Cáceres verantwortlich sein sollen, wurden festgenommen, darunter auch Personen, die mit dem Betreiberunternehmen des Agua-Zarca-Staudamms (DESA) oder der Armee in Verbindung stehen sollen. Doch sowohl COPINH als auch eine internationale Expertengruppe gehen davon aus, dass noch weitere Personen an dem Mord beteiligt waren.

Bitte schreiben Sie bis zum 31. Mai 2019 höflich formulierte Briefe an den Generalstaatsanwalt und bitten Sie sie darum, dafür zu sorgen, dass umgehend gegen diejenigen genaue und unparteiische Ermittlungen eingeleitet werden, die mutmaßlich an der Anordnung zur Ermordung von Berta Cáceres beteiligt waren.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Generalstaatsanwalt Óscar Fernando Chinchilla
Ministerio Público República de Honduras
Edificio Lomas Plaza II, Col. Lomas del Guijarro
Ave. República Dominicana
Tegucigalpa, HONDURAS
E-Mail: mprelacionespublicas@gmail.com oder
oscarfernando@protonmail.ch
(Anrede: Dear Attorney General / Estimado Señor Fiscal General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Honduras
I. E. Frau Christa Castro Varela
Cuxhavener Straße 14, 10555 Berlin
Fax: 030 397 49 712
E-Mail: embajadahonduras.de@gmail.com
(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,

die honduranische Menschenrechtsverteidigerin Berta Cáceres wurde in der Nacht vom 2. auf den 3.März 2016 in ihrem Haus erschossen. Als Sprecherin und Gründungsmitglied der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) hatte sie sich gegen den Bau des Wasserkraftwerkes Agua-Zarca am Fluss Gualcarque und auf dem Land der indigenen Gemeinschaft der Lenca eingesetzt. Neun Personen, die für die Ermordung von Berta Cáceres verantwortlich sein sollen, wurden festgenommen, darunter auch Personen, die mit dem Betreiberunternehmen des Agua-Zarca-Staudamms (DESA) oder der Armee in Verbindung stehen sollen. Doch sowohl COPINH als auch eine internationale Expertengruppe gehen davon aus, dass noch weitere Personen an dem Mord beteiligt waren.

Ich bitte Sie, dafür zu sorgen, dass umgehend gegen diejenigen genaue und unparteiische Ermittlungen eingeleitet werden, die mutmaßlich an der Anordnung zur Ermordung von Berta Cáceres beteiligt waren.

Mit freundlichen Grüßen


TÜRKEI

Samstagsmütter

Seit 1995 kamen die sogenannten Samstagsmütter Woche für Woche in Istanbul zusammen und forderten Gerechtigkeit für ihre "verschwundenen" Angehörigen. Am 25. August 2018 jedoch löste die Polizei den friedlichen Protest der Frauen mit Tränengas, Plastikgeschossen und Wasserwerfern auf.

An diesem Tag fand die Mahnwache seit ihrem Beginn 1995 zum 700sten Mal statt. Zahlreiche Teilnehmende, darunter auch ältere Angehörige von Menschen, die dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen sind, wurden misshandelt. Zusätzlich nahm die Polizei 47 Menschen fest und ließ sie erst später am Tag wieder frei.

Seitdem verhindern die türkischen Behörden die Mahnwache, obwohl die Versammlungen der Gruppe und ihre Reden immer friedlich waren und nie zu Gewalt aufgefordert wurde.

Als der heutige Präsident Recep Tayyip Erdogan das Amt des Ministerpräsidenten innehatte, traf er sich 2011 mit einen Angehörigen von "Verschwundenen" und versprach, dass seine Regierung sich des Themas Verschwindenlassen annehmen werde. Nun wollen die Samstagsmütter erneut mit ihm sprechen, um ihn an sein Versprechen zu erinnnern.

Bitte schreiben Sie bis zum 31. Mai 2019 höflich formulierte Briefe an den türkischen Präsidenten und bitten Sie ihn, dafür zu sorgen, dass die Mahnwache zukünftig ohne rechtswidrige Einschränkungen abgehalten werden kann und dass die Teilnehmenden ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung ausüben können. Fordern Sie ihn außerdem dazu auf, das Gesprächsangebot der Samstagsmütter anzunehmen und sich mit ihnen zu treffen.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Türkisch oder auf Deutsch an:
Präsident Recep Tayyip Erdogan
Cumhurbaskanligi Külliyesi
Bestepe - Ankara, TÜRKEI
Fax: (0090) 312 525 58 31
E-Mail: contact@tccb.gov.tr
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Türkei
S. E. Herrn Ali Kemal Aydin
Tiergartenstr. 19-21
10785 Berlin
Fax: 030 275 90 915
E-Mail: botschaft.berlin@mfa.gov.tr
(Standardbrief: 0,70 Euro)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Präsident,

seit 1995 kamen die sogenannten Samstagsmütter Woche für Woche in Istanbul zusammen und forderten Gerechtigkeit für ihre "verschwundenen" Angehörigen. Am 25. August 2018 jedoch löste die Polizei den friedlichen Protest der Frauen mit Tränengas, Plastikgeschossen und Wasserwerfern auf. Sie selber haben sich 2011 als Ministerpräsident mit Angehörigen von "Verschwundenen" getroffen und versprochen, dass ihre Regierung sich des Themas Verschwindenlassen annehmen werde. Nun wollen die Samstagsmütter erneut mit Ihnen sprechen, um ihn an sein Versprechen zu erinnnern.

Hiermit bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass die Mahnwache zukünftig ohne rechtswidrige Einschränkungen abgehalten werden kann und dass die Teilnehmenden ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung ausüben können. Bitte nehmen Sie das Gesprächsangebot der Samstagsmütter an und treffen Sie sich mit ihnen.

Mit freundlichen Grüßen


CHINA

Guligeina Tashimaimaiti

Guligeina Tashimaimaiti ist Doktorandin an der Technischen Universität Malaysia. Zuletzt wurde sie am 26. Dezember 2017 von ihrem Freund Sammy (geänderter Name, um seine Identität zu schützen) am Flughafen Senai International Airport in Malaysia gesehen, von wo aus sie in ihre Heimatstadt im Bezirk Ili der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang geflogen ist. Seitdem wird sie vermisst. Vor dem Hintergrund des andauernden und beispiellosen scharfen Vorgehens gegen Uigur_innen und andere ethnische Minderheiten in der Autonomen Region Xinjiang, befürchtet ihre Familie, dass die Doktorandin in einem Umerziehungslager festgehalten wird und Folter und anderen Misshandlungen ausgesetzt ist.

Dieses Jahr am 29. März jährt sich zum zweiten Mal die Einführung der "Antiextremismus-Verordnung", in deren Folge viele Haftanstalten in der Autonomen Region Xinjiang errichtet wurden. Sie tragen Namen wie "Antiextremismuszentrum", "Zentrum für politische Studien" oder "Zentrum für Bildung und Umerziehung". Dort werden Menschen auf unbestimmte Zeit willkürlich inhaftiert und gezwungen, sich Wissen über chinesische Rechtsprechung und Politik anzueignen. Betroffen sind vor allem Uigur_innen und andere vorwiegend muslimische Gruppen, wie Menschen aus Kasachstan oder Kirgisistan.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Parteisekretär der Autonomen Region Xinjiang-Uigur und dringen Sie darauf, dass er über den Verbleib von Guligeina Tashimaimaiti Auskunft gibt. Er soll außerdem dafür sorgen, dass die sogenannten "Antiextremismuszentren" geschlossen und die willkürlichen Festnahmen von Uigur_innen und anderen Angehörigen muslimischer Minderheiten in der Region gestoppt werden.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Chinesisch oder auf Deutsch an:
Parteisekretär der Autonomen Region Xinjiang-Uigur
Chen Quanguo
479 Zhongshan Lu
Wulumuqi Shi, Xinjiang
VOLKSREPUBLIK CHINA
(Anrede: Dear Secretary / Sehr geehrter Herr Parteisekretär)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an: Botschaft der Volksrepublik China Herr Junhui Zhang, Gesandter (Geschäftsträger a.i.) Märkisches Ufer 54 10179 Berlin Fax: 030-27 58 82 21 E-Mail: chinaemb_de@mfa.gov.cn oder presse.botschaftchina@gmail.com


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Parteisekretär,

ich möchte Sie heute auf das Schicksal von Guligeina Tashimaimaiti aufmerksam machen. Guligeina Tashimaimaiti ist Doktorandin an der Technischen Universität Malaysia. Zuletzt wurde sie am 26. Dezember 2017 am Flughafen Senai International Airport in Malaysia gesehen, von wo aus sie in ihre Heimatstadt im Bezirk Ili der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang geflogen ist. Seitdem wird sie vermisst.

Ich bitte Sie, über den Verbleib von Guligeina Tashimaimaiti Auskunft zu geben. Außerdem möchte ich Sie eindringlich bitten, dafür zu sorgen, dass die sogenannten "Antiextremismuszentren" geschlossen und die willkürlichen Festnahmen von Uigur_innen und anderen Angehörigen muslimischer Minderheiten in der Region gestoppt werden.

Mit freundlichen Grüßen

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2019

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