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AKTION/521: Urgent Action - Honduras - Wieder eine Anwältin bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-228/2010-1, AI-Index: AMR 37/003/2011, Datum: 4. Februar 2011 - am

HONDURAS
Wieder eine Anwältin bedroht

Weitere Informationen zu UA-228/2010 (AMR 37/015/2010, 29. Oktober 2010)


ANWÄLTIN (Name ist Amnesty bekannt)

Eine Anwältin, die für die honduranische Menschenrechtsorganisation Asociación para una Sociedad más justa (ASJ) arbeitet, hat Drohungen per SMS erhalten. Sie ist in Gefahr. Dies ist bereits das zweite Mal, dass eine Mitarbeiterin der Organisation aufgrund ihrer Arbeit zur Bekämpfung der Straflosigkeit in Honduras bedroht wurde.

Die honduranische Anwältin, die zu ihrem Schutz nicht namentlich genannt werden möchte, hat am 31. Januar eine SMS erhalten, die anonym über das Internet versendet wurde. Darin wurde sie mit ihrem Namen angesprochen und aufgefordert, "ihre Nase nicht in fremde Angelegenheiten zu stecken" (".dege de estar metiendo sus narices donde no deve"). In der Nachricht wurde außerdem auf einen vorherigen Fall verwiesen, bei dem eine andere Mitarbeiterin von ASJ im Oktober 2010 von unbekannten Männern entführt und mit dem Tod bedroht worden war (siehe Ursprungs-UA). Die Männer hatten sie dabei wiederholt über ihre Arbeit für die Organisation ausgefragt.

Amnesty International geht davon aus, dass beide Vorfälle eng mit dem Einsatz der ASJ für die Menschenrechte und ihrer Arbeit zur Bekämpfung der Straflosigkeit in Honduras verbunden sind. Nachdem Amnesty International im Oktober 2010 bereits eine Eilaktion für die andere Anwältin gestartet hatte, wurden zwar verstärkt Schutzmaßnahmen für die Organisation ergriffen. Die bisherigen Vorfälle hat man jedoch nicht weiter untersucht, und die AnwältInnen von ASJ werden bis heute bedroht. Die für die Entführungen und Drohungen Verantwortlichen sind nicht ermittelt worden und befinden sich auf freiem Fuß. Die honduranische Anwältin ist ebenso wie andere MitarbeiterInnen der ASJ auch weiterhin in Gefahr.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Bereits am 19. Oktober 2010 wurde eine für ASJ arbeitende Anwältin in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa von zwei unbekannten Männern entführt, die sie in ein Taxi gezwungen hatten. Während dieser 40 Minuten andauernden Tortur bedrohte man die Anwältin mit dem Tod. Bis heute haben die Behörden niemanden für die Tat verantwortlich gemacht und vor Gericht gestellt.

Dionisio Díaz García, ein Anwalt, der auch für ASJ arbeitete, war am 4. Dezember 2006 von dem Beifahrer eines Motorrads erschossen worden. Der Anwalt vertrat zu der Zeit eine Reihe ehemaliger Sicherheitsleute, die angaben, ungerecht entlassen worden zu sein. Im Dezember 2006 startete Amnesty International mehrere Eilaktionen zu diesem Fall, in denen die Organisation auf die Drohungen hinwies, die andere Angehörige von ASJ nach dem Tod von Dionisio Díaz García erhalten hatten. Infolge der Ermordung von Dionisio Díaz García wurde die ASJ von der Inter-Amerikanischen Kommission für Menschenrechte 2007 unter Schutz gestellt.

Die Ermittlungen und die Gerichtsverfahren im Fall Dionisio Díaz García fanden von 2007 bis 2009 statt und führten zu der Verurteilung eines ehemaligen Sicherheitsangestellten, der für SETECH gearbeitet hatte, und eines Polizeibeamten wegen der Tötung von Dionisio Díaz García.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Führen Sie bitte umgehend eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Vorfälle und Drohungen gegen die für die Organisation Asociación para una Sociedad más justa (ASJ) arbeitende Anwältin durch, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

- Ich fordere Sie auf, die Übergriffe gegen MitarbeiterInnen der ASJ vollständig zu untersuchen und dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen nicht länger Straflosigkeit genießen.

- Ich möchte Sie an das Recht von MenschenrechtsverteidigerInnen erinnern, ihre Arbeit ohne Angst vor Repressalien und unfaire Einschränkungen auszuüben, wie in der UN-Erklärung über die Menschenrechtsverteidiger festgelegt.


APPELLE AN

MINISTERIN FÜR JUSTIZ UND MENSCHENRECHTE
Sra. Doña
Ana Pineda
Ministra de Justicia y Derechos Humanos
Casa Presidencial
Boulevard Juan Pablo Segundo
Palacio José Cecilio del Valle
Tegucigalpa, M.D.C.
HONDURAS
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimada Sra. Ministra)
Fax: (00 504) 2290 5129

GENERALSTAATSANWALT
Sr. Don
Luis Alberto Rubí
Fiscal General de la República
Lomas del Guijarro, Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa
HONDURAS
(korrekte Anrede: Dear Attorney General/ Estimado Sr.Fiscal)
Fax: (00 504) 2221 5667


KOPIEN AN

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Verein für eine gerechtere Gesellschaft
Asociación para una Sociedad más Justa (ASJ)
Apartado 30676
Tegucigalpa
HONDURAS

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S.E. Herrn Efrain Anibal Diaz Arrivillaga
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: (030) 397 49 712
E-Mail: embahonduras@ngi.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort.
Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 18. März 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Calling for an independent, thorough and impartial investigation into the incident and the threats against the ASJ lawyer, with the results made public and those responsible brought to justice;

- Calling on the authorities to fully investigate the incidents against the ASJ and end impunity for attacks against human rights defenders;

- Reminding the authorities that human rights defenders have a right to carry out their activities without any unfair restrictions or fear of reprisals, as set out in the UN Declaration on Human Rights Defenders.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-228/2010-1, AI-Index: AMR 37/003/2011, Datum: 4. Februar 2011 - am
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2011