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MELDUNG/095: Neuer Amnesty-Bericht schildert exzessive Gewaltanwendung durch ägyptische Sicherheitskräfte


Amnesty International - Pressemmitteilung vom 17. August 2013

Neuer Amnesty-Bericht schildert exzessive Gewaltanwendung durch ägyptische Sicherheitskräfte

Einsatz von scharfer Munition / Keine Rücksichtnahme auf Verletzte und Unbeteiligte / Schüsse auf Krankenhäuser und Übergriffe auf das medizinische Personal



Aktuelle Augenzeugenberichte und andere Beweise, die Amnesty International in Kairo gesammelt hat, belegen, wie brutal die ägyptischen Sicherheitskräfte in den vergangenen Tagen gegen Protestierende vorgingen. "Die brutale Reaktion der Sicherheitskräfte war völlig unangemessen: Sie machten offensichtlich keinen Unterschied zwischen gewalttätigen und gewaltlosen Demonstrierenden. Die Gewalt traf selbst unbeteiligte Zuschauer", sagt Selmin Çaliskan, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. "Besonders schockierend ist der Einsatz scharfer Munition gegen Zivilisten."

Allein bei der gewaltsamen Auflösung der Pro-Mursi-Sit-ins am 14. August, dem blutigsten Tag seit Beginn der Revolution, waren über 600 Menschen getötet worden. Versprechen, die Demonstrierenden rechtzeitig und ausreichend zu warnen, wurden nicht eingehalten. Auch Verletzte konnten die Plätze nicht, wie angekündigt, sicher verlassen, um medizinische Versorgung zu erhalten.

Das Amnesty-Team besuchte in der vergangenen Woche zahlreiche Krankenhäuser und Leichenhallen in Kairo. Berichte durch das Personal belegen, wie häufig tödliche Schüsse gezielt auf Kopf und Brust abgegeben worden waren. Die Sicherheitskräfte drangen in Krankenhäuser ein. Dabei kam es zu Übergriffen auf das medizinische Personal.

"Das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte in den vergangenen Tagen muss sofort umfassend und unabhängig untersucht werden. Bisherige Menschenrechtsverletzungen von Sicherheitskräften wurden von den ägyptischen Behörden nur unzureichend verfolgt. Daher fordern wir, dass der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche, summarische und willkürliche Hinrichtungen ins Land gelassen wird", sagt Selmin Çaliskan. Angesichts der jüngsten alarmierenden Angriffe auf koptische Christen, fordert Amnesty die ägyptischen Behörden außerdem dazu auf, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz von Christen und anderen Minderheiten zu gewährleisten.

Am Montag, den 19. August, finden am Rande der Internationalen Ratstagung (ICM) von Amnesty International in Berlin zwei öffentliche Aktionen statt, bei der die Delegierten gemeinsam ein Ende des Blutvergießens in Ägypten fordern.

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Quelle:
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2013