Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

RUSSLAND/059: Der Kreml knebelt Medien und NGOs


Pressemitteilung vom 26. Februar 2008

Der Kreml knebelt Medien und NGOs


Berlin, 26. Februar 2008 - Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit: In Russland ist dafür immer weniger Raum, erst recht vor den Präsidentenwahlen am 02. März. Das belegt ein neuer Bericht von amnesty international (ai), den Friederike Behr, ai-Researcherin in Moskau, heute in Berlin vorgestellt hat. In dem Bericht dokumentiert ai anhand von Einzelbeispielen, wie der Kreml Medien und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in ihrer Arbeit behindert. "Wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf Versammlungsfreiheit beschnitten werden, sind auch andere Menschenrechte in Gefahr", sagte ai-Expertin Behr. "Aus langjähriger Erfahrung weiß ai: Öffentliches Schweigen leistet Menschenrechtsverletzungen Vorschub!"

Kritiker der Regierung von Wladimir Putin haben kaum eine Chance, ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. "Während Putin-Anhänger ungehindert öffentlich auftreten können, löst die Polizei immer wieder Kundgebungen der Opposition auf. Um die Arbeit unabhängiger Journalisten und NGOs zu erschweren, bedienen sich die Behörden vage formulierter Gesetze und Verordnungen, die willkürlich ausgelegt werden können", sagte ai-Expertin Behr. "Die russische Regierung hat die gesetzlichen Möglichkeiten zur Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit Schritt für Schritt ausgeweitet."

Unter Verweis auf das Gesetz "zur Bekämpfung extremistischer Aktivitäten" forderte die Staatsanwaltschaft beispielsweise Manuskripte des Radiosenders "Echo Moskvy" an, um zu prüfen, ob der Sender "extremistische Sichtweisen" verbreite. Vielen NGOs ist es wegen der bürokratischen Auflagen des NGO-Gesetzes schier unmöglich, ihrer Arbeit nachzukommen. Die Organisation "Golos" in Samara, die sich für faire Wahlen engagiert und Wahlbeobachter ausbildet, musste ihre eigentliche Arbeit beinahe einstellen, da sie fast alle personellen und finanziellen Ressourcen benötigte, um die Schließung der Organisation zu verhindern.

ai fordert die russische Regierung auf, das NGO-Gesetz zu reformieren und weder dieses noch das Gesetz "zur Bekämpfung extremistischer Aktivitäten" zur Unterdrückung der Meinungs-, Presse und Versammlungsfreiheit zu missbrauchen.


*


Quelle:
ai-Pressemitteilung vom 26. Februar 2008
amnesty international, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306 oder 030/42 02 48-314
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2008