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AFRIKA/286: Somalia - USA verstärken Antiterror-Kampf - Exodus nimmt massiv zu


Presseerklärung vom 29. Juni 2011

USA verstärken Antiterror-Kampf in Somalia

100.000 Menschen flohen seit Januar 2011 vor Gewalt und Dürre aus Somalia


Der Exodus der Zivilbevölkerung aus Somalia hat im Juni 2011 massiv zugenommen, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. "Seit Anfang Juni 2011 flohen über 24.000 Menschen vor den Folgen der anhaltenden Dürre und dem Krieg aus Somalia", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Insgesamt suchten im Jahr 2011 bisher rund 100.000 Somalier in den Nachbarländern Zuflucht. "Dieser Exodus wird sich noch weiter zuspitzen, da sich kein Ende der Dürrekatastrophe abzeichnet und nun auch noch die USA den Antiterror-Kampf in Somalia verstärken. Neue Rüstungsgüter aus den USA werden die Kämpfe zwischen den radikal islamischen Milizen, der Übergangsregierung Somalias und der Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AMISOM) weiter anheizen", warnte Delius.

"Angesichts des Flüchtlingselends und der katastrophalen Situation der Zivilbevölkerung ist es völlig unverständlich, wie wenig Friedensinitiativen von der internationalen Staatengemeinschaft für Somalia entwickelt werden. Deutschland sollte die Chance seiner Präsidentschaft im Weltsicherheitsrat im Juli 2011 nutzen, um neue Friedensimpulse für dieses von Krieg und Klimawandel so schlimm getroffene Land zu geben," kritisierte Delius.

Das US-Verteidigungsministerium hat Ende letzter Woche Rüstungsgüter im Wert von 45 Millionen US-Dollars für den Antiterror-Kampf der AMISOM-Friedenstruppe in Somalia bewilligt. So sollen Soldaten aus Burundi und Uganda vier Dronen, Nachtsichtgeräte, Überwachungssysteme und Kommunikationseinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. In Somalia sind zurzeit rund 9.000 Soldaten aus Burundi und Uganda im Rahmen der AMISOM mit dem Schutz der Übergangsregierung vor Angriffen radikal islamischer Milizen und mit der Absicherung der humanitären Versorgung der Zivilbevölkerung betraut.

Während im Jahr 2010 nur durchschnittlich 6.000 bis 7.000 Flüchtlinge aus Somalia jeden Monat Zuflucht im Nachbarland Kenia suchten, hat sich diese Zahl in den ersten Monaten 2011 auf monatlich 10.000 Menschen erhöht. Innerhalb der letzten zwei Wochen ersuchten sogar 20.000 Somalier im Nordosten Kenias um Schutz. Hilfsorganisationen weisen darauf hin, dass unter neu eintreffenden Hilfesuchenden im kenianischen Flüchtlingscamp Dadaab momentan täglich rund 800 Kinder sind. Viele dieser Kinder sind unternährt und waren wochenlang auf der Flucht, bevor sie in den Camps in Kenia um Aufnahme baten. Mit rund 750.000 Flüchtlingen, die vor allem in den Nachbarstaaten leben, ist Somalia heute das dritthäufigste Herkunftsland von Flüchtlingen weltweit.

Auch die Anzahl der Binnenflüchtlinge in Somalia hat sich aufgrund der anhaltenden Dürre und der Kämpfe dramatisch erhöht auf etwa 1,5 Millionen Menschen. Allein in der somalischen Hauptstadt Mogadischu und einer benachbarten Region sind zurzeit 870.000 Somalier auf der Flucht, davon etwa 300.000 seit dem Jahr 2010.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 29. Juni 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2011