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AFRIKA/300: Libyens Berber kämpfen für die Anerkennung ihrer Rechte


Presseerklärung vom 23. August 2011

Ureinwohner maßgeblich an der Offensive auf Tripolis beteiligt

Libyens Berber kämpfen für die Anerkennung ihrer Rechte


Libyens Berber sind nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) maßgeblich an den Militäroffensiven auf die libysche Hauptstadt Tripolis beteiligt. "Viele Berber sind nach 42 Jahren der Unterdrückung durch das Gaddafi-Regime dazu bereit, ein sehr hohes Risiko auf sich zu nehmen. Sie wollen erreichen, dass ihre Sprache und grundlegenden Menschenrechte endlich anerkannt werden", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Die Berber, die sich selbst Masiren nennen, haben Anlass zur Hoffnung, dass eine neue Regierung ihre Rechte achten wird. Denn der Nationale Übergangsrat Libyens erkennt die große Bedeutung der nichtarabischen Minderheit für die Befreiung Libyens durchaus an. Das Gremium hat sich bereits im Frühjahr 2011 beim "Königlichen Institut der Berber-Kultur" in Marokko über geeignete Maßnahmen zur Förderung der Sprache der Masiren, in einem zukünftigen demokratischen Libyen informiert. Außerdem besuchten Anfang August 2011 führende Mitglieder des Übergangsrates gemeinsam mit dem Präsidenten des Weltkongresses der Masiren, Belkacem Lounes, und seinem Vizepräsident, Khalid Zerrari, Gebiete, die von aufständischen Berbern kontrolliert werden.

"Obwohl der Kampf gegen das Gaddafi-Regime noch nicht ausgefochten ist, hat der politische Frühling für die Masiren in Libyen bereits begonnen", berichtete Delius. Schon im Mai 2011 hat mit "Inghmissen" der erste Fernsehsender der Masiren seinen Betrieb aufgenommen. Er strahlt sein Programm in der Tamazigh-Sprache aus, die Masiren und Tuareg teilen. In den befreiten Gebieten wird an einigen Schulen bereits in Tamazigh unterrichtet. Libyens Staatssicherheit hatte noch im Dezember 2010 zwei junge Forscher verhaftet, die für das "Königliche Institut der Berber-Kultur" in Marokko die Situation der Masiren und ihrer Kultur untersuchen wollten. Auch Tuareg sind im Frühjahr 2011 mehrfach von libyschen Sicherheitsbeamten bedroht und verhaftet worden, weil sie sich für ihre Rechte engagierten.

"Libyens Berber und Tuareg haben aus den Erfahrungen der Berber in Algerien gelernt, die nach der Unabhängigkeit ihres Landes 1962 übergangen und arabisiert wurden", sagte Delius. "Während des Unabhängigkeitskampfes war den Ureinwohnern immer versprochen worden war, dass ihre Kultur in einem freien Algerien anerkannt wird."

Die Masiren stellen rund zehn Prozent der Bevölkerung Libyens und leben vor allem im Westen des Landes. In den ölreichen Wüstenregionen im Südwesten Libyens gibt es außerdem mehr als 10.000 Tuareg. Die nichtarabischen Ureinwohner Nordafrikas stellen vor allem in Marokko und Algerien einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung. Aber auch in Tunesien und im Westen Ägyptens leben viele Masiren. Sie alle werden durch den Weltkongress der Masiren vertreten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. August 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2011