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AFRIKA/398: Kenia - Muslimen und Flüchtlingen aus Somalia drohen mehr Ausgrenzung und Diskriminierung


Presseerklärung vom 24. September 2013

Nach dem Terroranschlag in Nairobi

Kenias Muslimen und Flüchtlingen aus Somalia drohen mehr Ausgrenzung und Diskriminierung



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fürchtet, dass der schreckliche Terroranschlag von Nairobi schwerwiegende Folgen für die muslimische Bevölkerung Kenias und für die Flüchtlinge aus Somalia haben wird, die im Nachbarland Schutz gesucht haben. "Muslime drohen in Kenia nun pauschal zu Terror-Verdächtigen abgestempelt zu werden, obwohl sich der Oberste Rat der Muslime klar von der Gewalt distanziert hat", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Ihre jahrelangen Bemühungen um ein Ende von Diskriminierung und Missachtung drohen durch den importierten Terror somalischer Extremisten zunichte gemacht zu werden."

Die seit Jahrhunderten in Kenia ansässigen Muslime stellen rund elf Prozent der 40 Millionen Einwohner des ostafrikanischen Landes. Gerade haben die Muslime begonnen, sich politisch zu emanzipieren und als eigenständige Gruppe Forderungen an kenianische Behörden und Politiker zu formulieren. So wollen sie nicht länger als Bürger zweiter Klasse behandelt werden und verlangen gleichen Zugang zu Arbeit und gesellschaftlicher Anerkennung. Nachdrücklich hat der Verband der muslimischen Organisationen in Kenia aber auch eine Lockerung des Antiterror-Gesetzes gefordert, um pauschale Diskriminierungen von Muslimen im Antiterror-Kampf zu verhindern. "Eine Liberalisierung der Politik der Inneren Sicherheit ist heute aber unwahrscheinlicher als je zuvor, da Staatspräsident Uhuru Kenyatta nun angesichts der terroristischen Bedrohung Stärke demonstrieren will", sagte Delius.

Auch somalische Flüchtlinge müssen damit rechnen, dass in ihren Camps die Willkür kenianischer Sicherheitskräfte und Verhaftungen zunehmen werden. "Doch jede Willkür gegen die Flüchtlinge schürt den Kreislauf der Gewalt und treibt der extremistischen Al Shabab-Miliz neue Kämpfer in die Arme", warnte Delius. "Systematisch versucht das Terrornetzwerk seit Jahren, unter den zehntausenden Jugendlichen in den Lagern neue Kämpfer zu rekrutieren. Wirksam eindämmen kann man den Einfluss von Al Shabab in den Camps nur, in dem mehr für die Aus- und Fortbildung der jungen Flüchtlinge getan wird und ihnen wirtschaftliche Perspektiven in Kenia oder Somalia geboten werden."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. September 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2013