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AFRIKA/442: Südsudan - Vereinte Nationen legen Menschenrechtsbericht vor


Presseerklärung vom 23. Februar 2014

Südsudan: Vereinte Nationen legen Menschenrechtsbericht vor

- Zivilisten müssen geschont werden
- Straflosigkeit beenden
- Mehr als eine Million Menschen auf der Flucht



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Konfliktparteien im Bürgerkrieg im Südsudan aufgefordert, die Zivilbevölkerung zu schonen. Auch müssen die Straflosigkeit beendet und die Verantwortlichen für schwere Übergriffe auf Zivilisten vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die GfbV. "Mehr als eine Million Menschen sind im Südsudan seit Mitte Dezember 2013 vor willkürlichen Erschießungen und Verhaftungen, Massenmorden, Folter, Vergewaltigung und Brandschatzung geflohen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Besonders Frauen, Kinder, Kranke, alte Leute und behinderte Menschen fallen der Gewalt von regulären Soldaten und Rebellen zum Opfer. Alle Konfliktparteien verletzen nach Belieben humanitäres Völkerrecht. Der Südsudan erlebt nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern auch eine menschenrechtliche Tragödie."

Am Freitagabend hatte die im Südsudan tätige Friedensmission der Vereinten Nationen (UNMISS) dem Weltsicherheitsrat einen Zwischenbericht über die Menschenrechtslage in dem umkämpften Staat übermittelt. Der Bericht deckt den Zeitraum vom 15. Dezember 2013 bis zum 31. Januar 2014 ab und basiert auf mehr als 500 Interviews mit Augenzeugen und Opfern von Übergriffen. Die meisten Opfer würden allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung gezielt verfolgt oder erschossen, wird in dem Report festgestellt. Betroffen von den schweren Menschenrechtsverletzungen seien vor allem gebrechliche Menschen sowie Frauen und Kinder, die nicht schnell genug vor den Angreifern fliehen konnten. Opfer würden sowohl Angehörige der Volksgruppe der Dinka, als auch Nuer und Südsudanesen anderer ethnischer Abstammung. Zahlreiche Ausländerinnen seien vergewaltigt worden. Einen endgültigen Report zur Lage der Menschenrechte will UNMISS im April 2014 dem Weltsicherheitsrat übermitteln.

Auch in den letzten Tagen haben trotz der Unterzeichnung eines Waffenstillstands-Abkommens am 23. Januar 2014 die Übergriffe weiter angehalten. So wurden am letzten Donnerstag in der Umgebung des UN-Lagers in der umkämpften Stadt Malakal zwei Kinder gezielt erschossen. Tags zuvor waren zehn unbewaffnete Dinka im Krankenhaus von Malakal von Rebellen getötet worden. "Niemand weiß genau, wie viele Menschen bereits dem Morden seit Mitte Dezember zum Opfer gefallen sind", erklärte Delius. "Selbst Mitarbeiterinnen der anglikanischen Kirche wurden vergewaltigt und danach erschossen. In der Diözese Bor wurden auch fast alle Kirchen zerstört. Alleine in der Stadt Bor wurden inzwischen mehr als 2.000 Leichen geborgen. "Zweifelsohne sind tausende Zivilisten zu Tode gekommen. Doch niemand will für ihren gewaltsamen Tod die Verantwortung übernehmen." Regierungsarmee und Rebellen bezichtigen sich wechselseitig der Gewalt.

Seit Mitte Dezember sind rund 1,1 Millionen Südsudanesen vor der Gewalt geflohen. Von ihnen leben 740.000 Menschen noch immer im Südsudan, 372.000 haben in den Nachbarländern Zuflucht gesucht. Unter dem Schutz der Vereinten Nationen halten sich 76.000 Binnenflüchtlinge in Camps der UNMISS auf.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. Februar 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2014