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AFRIKA/460: Sudan - Hochschwangere Konvertitin zum Tode verurteilt


Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. - Presseerklärung vom 13. Mai 2014

Sudan: Hochschwangere Konvertitin zum Tode verurteilt

Bundeskanzlerin soll Hinrichtung von christlicher Ärztin verhindern



Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Christoph Strässer, appelliert, das Leben einer hochschwangeren Christin im Sudan zu retten, die wegen ihres vermeintlichen Abfalls vom islamischen Glauben und wegen Ehebruchs hingerichtet werden soll. "Meriam Yahia Ibrahim darf nicht sterben, nur weil es im Sudan immer weniger Glaubensfreiheit gibt und die Islamisierung des Landes vorangetrieben wird", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Der Fall der hochschwangeren Ärztin ist besonders tragisch, weil sie den muslimischen Glauben niemals tatsächlich praktiziert hat." Die 27 Jahre alte Mutter eines 20 Monate alten Sohnes wurde am Muttertag von dem El-Haj-Yousif-Strafgericht in Khartum zum Tode verurteilt. Zuvor soll sie 100 Peitschenhiebe erhalten. Die Strafen drohen ihr nach der Entbindung.

Ein Verwandter hatte die Ärztin angezeigt. Am 17. Februar wurde sie mit ihrem kleinen Sohn Martin Wani inhaftiert. Die hochschwangere Mutter wurde im Gefängnis geschlagen. Ihr und ihrem kleinen Sohn wurde eine angemessene medizinische Betreuung verweigert. Zwar haben drei Zeugen in einer Anhörung vor Gericht am 18. April ausgesagt, Meriam Yahia Ibrahim sei in einer christlichen Familie aufgewachsen, doch dies genügte den Richtern nicht. Die junge Frau ist Tochter einer orthodoxen Christin aus Äthiopien und eines muslimischen Sudanesen. Ihr Vater verschwand, als sie sechs Jahre alt war. So wurde sie als Christin erzogen und heiratete im Jahr 2012 den christlichen Südsudanesen Daniel Wani, der seit einigen Jahren US-Staatsbürger ist. Doch nach islamischem Recht gehört sie als Tochter eines Muslims dem Islam an und gilt als nicht verheiratet, da eine Ehe zwischen einer Muslimin und einem nicht-muslimischen Ehemann offiziell nicht anerkannt wird. Da sie bereits ein Kind zur Welt gebracht hat, wurde sie nun auch noch wegen vermeintlichen "Ehebruchs" verurteilt.

"Der Fall der jungen Mutter macht deutlich, wie schwierig die Lage vieler Christen im Sudan geworden ist", sagte Delius. "Seit der Ausrufung eines unabhängigen Staates Südsudan im Juli 2011 setzt der Sudan noch gezielter auf eine Politik der Islamisierung." Aus dem Südsudan stammende Christen, die während des 37 Jahre andauernden Krieges zwischen Nord- und Südsudanesen in Khartum Zuflucht gesucht hatten, werden nun gedrängt, in den überwiegend christlichen Südsudan überzusiedeln. Gezielt werden Christen gezwungen, Namen von Konvertiten zu nennen, gegen die dann Ermittlungsverfahren wegen strafrechtlich verbotener Konversion eingeleitet werden. Willkürlich werden Kirchen von den Behörden geschlossen, Genehmigungen für den Bau neuer Gotteshäuser werden verweigert.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 13. Mai 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2014