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AFRIKA/576: Sudan - Einsatz von Fassbomben verletzt Völkerrecht


Presseerklärung vom 26. April 2016

Europas Partner in der Flüchtlingspolitik begeht Kriegsverbrechen:

Sudan verletzt mit Einsatz von Fassbomben in den Nuba-Bergen das Völkerrecht


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Regierung des Sudan vorgeworfen, in den umkämpften Nuba-Bergen (Süd-Kordofan) schwere Kriegsverbrechen zu begehen. Die sudanesische Luftwaffe werfe Fassbomben über zivilen Zielen ab, um die Bevölkerung einzuschüchtern und in die Flucht zu treiben, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius berichtete am Dienstag in Göttingen: "Mindestens 587 Bomben wurden in den vergangenen 30 Tagen aus umgebauten ehemaligen Antonov-Transportmaschinen über bewohnten Dörfern in den Nuba-Bergen abgeworfen. Die meisten dieser Sprengsätze waren völkerrechtlich geächtete Fassbomben. Durch Angriffe der Luftwaffe, der Armee und verbündeter Milizen wurden nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Nuba Mountains Observatory for Human Rights 541 Zivilisten seit Anfang März 2016 getötet. Mindestens 20.000 Menschen mussten vor den Luftangriffen fliehen.

Der Einsatz von Fassbomben verletzt das humanitäre Völkerrecht, da aufgrund der Ungenauigkeit dieser Waffen eine Unterscheidung zwischen einem Einsatz gegen militärische oder zivile Ziele nicht möglich ist. Außerdem verletzt ihr Einsatz das völkerrechtliche Gebot der Verhältnismäßigkeit der Kriegsführung, da bewusst in Kauf genommen wird, dass auch zivile Ziele getroffen werden. Fassbomben gelten als billige Waffen. So werden in einfachen Metalltonnen Heizöl oder Düngemittel abgefüllt, um sie als Explosivstoff zu nutzen.

"Wo bleibt die Empörung und der Aufschrei der EU über diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den Nuba-Bergen? Als Syrien im Jahr 2015 der Einsatz von Fassbomben vorgeworfen wurde, rief die EU den Weltsicherheitsrat an und Frankreich wollte den Internationalen Strafgerichtshof einschalten", sagte Delius. "Die EU misst mit zweierlei Maß. Denn dem Sudan sagten die Europäer zeitgleich zu den Kriegsverbrechen Anfang April 2016 sogar noch 155 Millionen Euro für Flüchtlingsprojekte zu."

Zuletzt wurden am 21. April zwölf Bomben über den Orten Taulow, Umserdiba und Buram abgeworfen. Am 19. April waren zwei Fassbomben in dem Dorf Hajar-Katuka sowie vier weitere in Um Dorain explodiert. Am 17. April erschütterten sechs Bombenabwürfe die Siedlung Dalami. Noch intensivere Angriffe hatte es Anfang April 2016 gegeben, als im Rahmen einer Militäroffensive an manchen Tagen 30 Bomben abgeworfen wurden. Rund 25 Dörfer wurden durch die Bombardements und Bodenkämpfe zerstört.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 26. April 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2016

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