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AKTION/194: Offener Brief - Menschenrechte iranischer Flüchtlinge im Irak achten!


Presseerklärung vom 3. August 2009

Offener Brief an den Staatspräsidenten der Republik Irak Herrn Jalal Talabani

Menschenrechte der iranischen Flüchtlinge im Irak achten!
Erstürmung des Lagers Ashraf sollte untersucht werden


Exzellenz, sehr geehrter Herr Talabani,

seit fast vier Jahrzehnten engagiert sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) für die Durchsetzung der Menschenrechte der Kurden im Irak. Kontinuierlich haben wir die Genozidverbrechen an Kurden dokumentiert und international bekannt gemacht, uns vor deutschen Gerichten mit Giftgasfirmen auseinandergesetzt und kurdische Flüchtlinge betreut. Bis heute freuen wir uns Tag für Tag darüber, dass Sie als Persönlichkeit, die jahrzehntelang die Terrorherrschaft Saddams Husseins bekämpft hat, der erste demokratisch gewählte Präsident der Republik Irak geworden sind.

Bitte unterstützen Sie unser folgendes Anliegen:

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in großer Sorge über die Übergriffe irakischer Sicherheitskräfte auf Angehörige der iranischen oppositionellen Gruppe "Volksmujaheddin" im Lager Ashraf in der irakischen Provinz Diala. In der Nacht zum vergangenen Mittwoch (29.07.) hatten irakische Polizisten das Lager gestürmt. Bei den anschließenden Auseinsetzungen mit den Lagerinsassen soll es acht Tote und 455 Verletzte gegeben haben. Unter den Opfern sollen sowohl Iraner als auch Iraker sein.

Im Namen unserer Menschenrechtsorganisation appelliere ich dringend an Sie, dafür zu sorgen, dass alle verletzten Iraner ausreichende medizinische Hilfe erhalten und allen Hilfsorganisationen Zugang zum Lager Ashraf ermöglicht wird. Das Lager, in dem sich mindestens 3500 Iraner aufhalten sollen, liegt auf dem Territorium Ihres Landes. Daher trägt Ihre Regierung die volle Verantwortung für die Sicherheit der Angehörigen dieser iranischen politischen Gruppierung.

Da diesen iranischen Flüchtlingen als Angehörigen der "Volksmujaheddin" in der Islamischen Republik Iran Tod, Gefängnis und Folter drohen, bitte ich Sie, allen Insassen des Lagers zu ermöglichen, in westlichen Ländern Asyl zu suchen. Diese Menschen dürfen niemals gegen ihren Willen in den Iran oder in ein anderes Land abgeschoben werden.

Sollten sich Berichte bestätigen, dass sich auch iranische Regierungsangehörige an dem Angriff auf das Lager beteiligt haben, wäre dies eine massive Verletzung alle internationalen Menschenrechtsstandards. Deshalb bitten wir Sie ferner, die Umstände der Erstürmung des Lagers von einer unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen.

Auch wenn sich diese totalitär strukturierte Organisation der iranischen "Volksmujaheddin" auf Seiten Saddam Husseins an der Verfolgung von Kurden und Schiiten und an dem Angriffskrieg des Iraks auf den Iran 1980-1988 beteiligt hat, dürfen die Menschenrechte der Angehörigen dieser Organisation nicht verletzt werden.

Eine Auskunft über Ihre Bemühungen würde uns sehr freuen.


Mit freundlichen Grüßen

gez. Tilman Zülch, Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker international


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. August 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2009