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AKTION/218: Atomkraft - Uran-Herkunftsnachweis gefordert - Abbau verseucht Ureinwohnergebiete


Presseerklärung vom 11. März 2011

Anti-Atom-Demonstration in Neckarwestheim (12.03.2011)

GfbV fordert Herkunftsnachweis für Uran für deutsche AKW: Uranabbau verseucht Ureinwohner-Gebiete!


Am Vortag der Anti-Atom-Menschenkette von Neckarwestheim nach Stuttgart erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) daran, dass bereits ganz am Anfang des Urankreislaufs Menschen hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. "Die Uranminen befinden sich meist im Gebiet von Ureinwohnergemeinschaften wie bei den Adivasi in Indien, den Tuareg in Niger, den Aborigines in Australien oder den Lubicon-Cree-Indianern in Kanada", berichtete die in Göttingen ansässige internationale Menschenrechtsorganisation am Freitag. "Für diese indigenen Völker ist der begehrte Rohstoff längst zum Fluch geworden: Ihr Land ist verstrahlt, ihr Wasser verseucht. Die Menschen werden krank und sterben jung. Viele Kinder kommen missgebildet zur Welt." Die GfbV fordert einen Herkunftsnachweis für das Uran in deutschen Atomkraftwerken und ein Regelwerk nach deutschem Standard zum Schutz der in den Uranabbaugebieten lebenden Bevölkerung.

"Die Bundesregierung muss nach der Verlängerung der AKW-Laufzeiten endlich dafür sorgen, dass in Deutschland nachprüfbar nur Uran verwendet wird, das unter Beachtung strenger Schutzmaßnahmen für Mensch und Umwelt gewonnen wurde", sagt die Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. Bisher legen deutsche Energieversorger nicht detailliert offen, in welchen Ländern das Uran für ihre AKW gewonnen wird. Ein Teil soll aus Kasachstan kommen, ein Teil über französische Energiekonzerne, die wiederum in mehreren Ländern - darunter Niger, Kanada und das autonome Inuit-Gebiet Nunavut - an der Uranförderung beteiligt sind.

Mehr als 70 Prozent der weltweiten Uranvorkommen finden sich in Regionen, in denen indigene Völker beheimatet sind. So wurde das Land der Tuareg in Niger durch die Uranförderung verstrahlt. In einigen ihrer Siedlungen sind die zulässigen Strahlenwerte um das Hundertfache überschritten. Das Grundwasser ist radioaktiv verseucht. In Australien bedroht die geplante Erweiterung von Uranminen die Mirrar-Aborigines. Bei den Lakota-Indianern in den USA ist die Krebsrate erschreckend hoch. In Teilen ihrer traditionellen Gebiete ist das Grundwasser vergiftet, weil dort unzählige kleiner Uranminen und Bohrlöcher ungesichert offen liegen. In Indien hantieren Adivasi als einfache Arbeiter ohne Schutzkleidung mit Uran-Fässern, brechen erzhaltiges Gestein in den Minen. Hochgiftiger Staub und Abraum verseuchen ihre Felder und Flüsse. Aber auch Inuit in Kanada, Sami in Schweden, Tibeter, Uiguren und Mongolen in China, Papua in Westpapua/Indonesien und indigene Völker in Vietnam sind durch den Abbau von Uran bedroht.

Fast überall sind die Ureinwohner den verheerenden Folgen der Uranförderung schutzlos ausgesetzt. Die meisten wissen nicht einmal, wie gefährlich es für sie ist, in einer Mine zu arbeiten oder in der Nähe einer Abraumhalde zu leben. Oft sparen sich Bergwerksbetreiber teure Sicherheitsvorkehrungen und profitieren von billigen Arbeitskräften, für deren Gesundheit und Leben sie keine Verantwortung übernehmen wollen. Für einen Adivasi-Sprecher aus Indien organisierte die GfbV deshalb ein erstes Informationsgespräch mit dem Bundesamt für Strahlenschutz in Frankfurt über Sicherheitsbestimmungen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. März 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2011