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ASIEN/277: Indische Bischöfe kritisieren mangelhaften Schutz für Christen


Presseerklärung vom 4. November 2008

Indien: Gewalt gegen Christen
Indische Bischöfe kritisieren mangelhaften Schutz für Christen


Sechs Bischöfe aus dem indischen Bundesstaat Orissa haben den Behörden vorgeworfen, Christen nicht ausreichend vor Übergriffen geschützt zu haben. "Es erfüllt uns mit Schmerz, dass sowohl die Landesregierung als auch die Bundesregierung so spät auf die anhaltende Gewalt gegen Christen in Orissa reagiert haben", erklären Bischof Thomas Thiruthalil, Vorsitzender des Regionalen Rates der Bischöfe von Orissa sowie fünf weitere Bischöfe aus dem Bundesstaat in einem am Wochenende verlesenen Gemeindebrief. "Wir sind traurig darüber, dass die beiden Regierungen so erbärmlich versagt haben bei der Umsetzung der ihnen verfassungsrechtlich obliegenden Pflichten." Rund 60 Menschen wurden nach Angaben der Katholischen Bischofskonferenz Indiens seit dem 23. August 2008 durch Attacken fanatisierter Hindus getötet.

In ihrem Gemeindebrief betonen die Bischöfe die soziale Dimension der pogromartigen Übergriffe gegen Christen. Die Kirche unterstütze die Armen und Ausgegrenzten, die nun Rechte einforderten. Von den Mächtigen im Land werde dieses Engagement gefürchtet, da es ihren Einfluss in Frage stelle. Sie hätten zur Gewalt gegriffen, um ihre Machtstellung auch weiterhin zu sichern.

"Tatsächlich sind die meisten der in Orissa verfolgten Christen verarmte und diskriminierte Adivasi-Ureinwohner, die sowohl aufgrund ihres religiösen Bekenntnisses als auch aufgrund ihrer ethnischen Abstammung verfolgt werden", sagte Ulrich Delius, Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. In Orissa sei die Lage der Adivasi besonders dramatisch. Nach jahrzehntelanger Marginalisierung würden die Ureinwohner dort nun auch noch um ihre Landrechte betrogen, um die weitere Industrialisierung der Region voranzutreiben. So würden immer mehr Menschen vom Land ihrer Vorfahren vertrieben, um Indiens Wirtschaftsboom zu fördern.

In keinem anderen Bundesstaat Indiens gibt es so viele ethnische Konflikte wie in Orissa, berichtete Delius. Nach Informationen des indischen Innenministeriums wurden zwischen Januar und September 2008 in ganz Indien 695 ethnische Konflikte registriert. Die Spitzenposition nahm mit 159 Fällen Orissa ein.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 4. November 2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. November 2008