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ASIEN/438: Zwangsarbeit in Burma noch immer alltäglich - ILO muss Druck auf Burma verstärken


Presseerklärung vom 13. Juni 2012

Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zur ILO-Konferenz in Genf erwartet (14.6.2012)

Zwangsarbeit in Burma noch immer alltäglich - ILO muss Druck auf Burma verstärken!



In Burma müssen viele Menschen bis heute Zwangsarbeit leisten. Darauf weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich der geplanten Rede von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi vor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf hin. Die Menschenrechtsorganisation forderte die ILO am Mittwoch ausdrücklich dazu auf, ihren Druck auf Burma zu verstärken, damit Zwangsarbeit dort endlich abgeschafft wird. "Vor allem in den Nationalitätengebieten der Rohingya und Shan werden Dorfbewohner ständig zu Frondiensten gezwungen", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Die GfbV widersprach damit einem im Mai 2012 veröffentlichten ILO-Bericht, der dem südost-asiatischen Staat spürbare Fortschritte im Kampf gegen die Zwangsarbeit bescheinigte. Die erste Rede der Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi vor der ILO am kommenden Donnerstag wird mit Spannung erwartet. Denn von den ILO-Empfehlungen wird auch abhängen, ob die internationale Gemeinschaft ihre Sanktionen gegen Burma weiter verringert.

Während in den Städten Burmas Zwangsarbeit schon seit Jahren verschwunden ist, werden Dorfbewohner in den Nationalitätengebieten der Rohingya und Shan regelmäßig von der Armee und den Grenzsicherungstruppen NaSaKa zwangsweise als Träger und für den Bau von Infrastruktureinrichtungen herangezogen. Vor allem im Norden des Bundestaates Arakan (offiziell: Rakhaine) müssen sie Straßen und Brücken bauen oder beschädigte Straßen reparieren. So mussten Dorfbewohner jüngst Straßen entlang der Grenze zu Bangladesch nach Beschädigungen durch den Monsun auf Anordnung der NaSaKa wieder in Ordnung bringen. Außerdem mussten Bauern Verbindungsstraßen zwischen verschiedenen Militärlagern erneuern. In abgelegenen Bergregionen werden Zivilisten als Träger für die Armee genutzt. Eingesetzt wurden Dorfbewohner auch für den Bau eines 70 Kilometer langen Grenzzaunes zum Nachbarland Bangladesch. Die Grenzbefestigung soll in Burma diskriminierte Rohingya an einer Flucht nach Bangladesch hindern.

In einer Ansprache zum 1. Mai 2012 hat Staatspräsident Thein Sein zugesichert, die Zwangsarbeit bis zum Jahr 2015 abzuschaffen. "Das verspricht die Regierung Burmas schon seit Jahren und in vielen Nationalitätengebieten hat es trotzdem keine Erleichterung gegeben", kritisierte Delius. Zwar hat Burma im Februar 2007 erlaubt, dass Betroffene ihre Beschwerden vor ILO-Vertretern vortragen können. Diese Regelung brachte jedoch auch keine Fortschritte, denn die Zwangsarbeiter haben meist viel zu viel Angst, die Missstände anzuprangern und dafür bestraft zu werden. Außerdem wurden ILO-Mitarbeiter ausgewiesen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 13. Juni 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2012