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ASIEN/593: Pakistan - Merkel soll sich für besseren Schutz von Christen einsetzen


Presseerklärung vom 10. November 2014

Bundeskanzlerin empfängt Ministerpräsident Nawaz Sharif (11.11.)

Merkel soll sich für besseren Schutz von Christen und für Abschaffung von Blasphemie-Paragraphen in Pakistan einsetzen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, sich bei ihrer Begegnung mit Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif am Dienstag für einen besseren Schutz von Christen und anderen religiösen Minderheiten sowie für eine Abschaffung der Blasphemie-Paragraphen in dem südasiatischen Land einzusetzen. "Nach der Ermordung eines unter Blasphemie-Verdachts stehenden christlichen Ehepaars in Pakistan und der Bestätigung des Todesurteils gegen die Katholikin Asia Bibi darf es in dem geplanten Gespräch mit Sharif nicht nur um Sicherheitspolitik gehen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Die Lage der nicht-sunnitischen Religionsgemeinschaften ist in Pakistan katastrophal. De facto werden diese Minderheiten massiv in ihrem in der Verfassung zugesicherten Recht auf freie Religionsausübung eingeschränkt."

"Christen fühlen sich als Freiwild in Pakistan, obwohl regelmäßig versprochen wird, dass Andersgläubige besser geschützt werden sollen", heißt es in dem Schreiben der Menschenrechtsorganisation an Merkel. "Diese Zusagen sind halbherzig, da die Behörden nicht bereit sind, sunnitischen Extremisten Grenzen aufzuzeigen und das Recht auf Religionsfreiheit tatsächlich umzusetzen."

Nach Auffassung der GfbV wäre die Abschaffung der umstrittenen Blasphemie-Paragraphen ein deutliches Zeichen an alle Extremisten, dass es der pakistanische Staat mit dem Schutz der religiösen Minderheiten ernst meint. Seit Jahren versprechen Pakistans Regierungen eine Abmilderung oder ersatzlose Streichung der Blasphemie-Bestimmungen. Unter dem Druck religiöser Extremisten wurden diese Pläne jedoch immer wieder zurückgenommen.

Nicht nur Christen leiden unter diesem Terror. So ermordeten sunnitische Extremisten seit Anfang des Jahres 2013 mehr als 400 schiitische Hazara. Ahmadiyyah-Muslime müssen um ihr Leben fürchten, wenn sie versuchen, ihren Glauben zu praktizieren. Auch Hindu werden aus der Gesellschaft ausgegrenzt und Opfer der zwischen Indien und Pakistan bestehenden Feindseligkeiten.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. November 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2014


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