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ASIEN/623: Europa soll Druck auf ASEAN erhöhen, um Flüchtlingsdrama zu beenden


Presseerklärung vom 15. Mai 2015

Flüchtlingsdrama in Südostasien:
Burma/Myanmar will nicht an Gipfeltreffen teilnehmen

Flüchtlingsgipfel in Südostasien JETZT, um Massensterben zu verhindern
EU soll Druck auf ASEAN verstärken


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die sofortige Einberufung eines Flüchtlingsgipfels in Südostasien gefordert, um ein Massensterben von Rohingya-Flüchtlingen aus Burma auf hoher See zu verhindern. Nachdrücklich appellierte die GfbV an Außenminister Frank-Walter Steinmeier und an die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, den Druck auf die ASEAN-Staaten zu erhöhen, um eine humanitäre Lösung der Rohingya-Krise zu erreichen. Auch sollten die EU und Deutschland den ASEAN-Staaten Hilfe bei der Betreuung der Flüchtlinge anbieten. "Denn alle Staaten, die Burmas Regierung in den letzten Jahren hofierten und den Rohingya-Konflikt unterbewerteten, tragen eine Mitverantwortung für diese Massenflucht", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.

Thailand hat die ASEAN-Staaten zu einem Flüchtlingsgipfel am 29. Mai nach Bangkok eingeladen. "Doch dieses Treffen kommt zu spät, um die ausgezehrten Flüchtlinge auf den oft seeuntüchtigen Booten zu retten", warnte Delius. Thailand will seine Flüchtlingspolitik und das Vorgehen seiner Marine von den Ergebnissen dieser Konferenz abhängig machen. "Wir brauchen innerhalb der nächsten 72 Stunden eine internationale Rettungsmission, um wirksam Menschenleben zu retten. An Bord vieler Boote sind Nahrungsmittel und Trinkwasser nach wochenlanger Flucht zur Neige gegangen. Es ist ein Wettlauf mit der Uhr, um ein Massensterben zu vermeiden." Die ASEAN könne von einem schnellen Gipfeltreffen nur profitieren. Denn eine weitere Eskalation des Flüchtlingsdramas schade ihrem Ansehen. "Die hochgelobten Tiger-Staaten sind zahnlos gegenüber Burma, dem Verursacher der Krise. Und ihr Krisen-Management ist armselig und unmenschlich", erklärte Delius.

Nachdrücklich verurteilte die GfbV die Weigerung Burmas, an dem Flüchtlingsgipfel teilzunehmen. Ein Sprecher des burmesischen Präsidenten Thein Sein erklärte heute, nicht sein Land sei verantwortlich für die Krise, sondern der internationale Menschenhandel. "Diese Begründung ist absurd. Denn der Menschenhandel würde in Südostasien nicht aufblühen, wenn Burma die Menschenrechte der muslimischen Rohingya beachten würde."

Ein Großteil der Boatpeople sind Rohingya, selbst wenn ihre Flucht über das Meer zum Teil in Bangladesch begann und sie in Medien-Berichten oft als Bangladeschis bezeichnet werden. Denn im Südosten Bangladeschs leben mehr als 400.000 Rohingya-Flüchtlinge aus Burma unter meist unmenschlichen Bedingungen im Untergrund. Da ihnen in Bangladesch der Flüchtlingsstatus verweigert wird, fliehen sie weiter nach Thailand, Malaysia und Indonesien.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 15. Mai 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2015

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