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ASIEN/625: Außenminister Südostasiens beraten über Flüchtlingsdrama


Presseerklärung vom 19. Mai 2015

Außenminister Südostasiens beraten über Flüchtlingsdrama (20.5.)

Internationale Rettungsmission für Boatpeople gefordert
Boot mit 300 Flüchtlingen wird vermisst


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Außenminister Malaysias, Thailands und Indonesiens dringend dazu aufgefordert, das Schicksal von 300 Rohingya-Boatpeople aufzuklären, die in den vergangenen Tagen von der Marine ihrer Staaten wieder auf hohe See geschickt wurden und nun als vermisst gelten. Nachdrücklich forderte die GfbV außerdem eine internationale Rettungsmission für die insgesamt vermutlich mehr als 5.000 Flüchtlinge aus Burma (Myanmar), die sich noch auf dem Meer befinden. "Die letzten dramatischen Rettungsaktionen vor der Küste Indonesiens haben gezeigt, dass die Boatpeople ausgehungert und geschwächt sind, so dass ihre Abweisung einer Todesstrafe gleichkommt", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Rund 2.500 Boatpeople haben in den vergangenen zehn Tagen in den drei Staaten Aufnahme gefunden. Seit dem Wochenende fehlt jedoch von den 300 Bootsflüchtlingen, die zunächst von Thailand und später von Malaysia und Indonesien abgewiesen wurden, jedes Lebenszeichen.

Angesichts wachsender internationaler Proteste werden die Außenminister der drei Staaten am Mittwoch auf Initiative Malaysias zusammentreffen, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. Erst am 29. Mai soll es dann ein Gipfeltreffen aller Staaten in der Region und mehrerer internationaler Organisationen in Bangkok geben. Dabei soll über ein gemeinsames Vorgehen bei der Bewältigung des Flüchtlingsdramas entschieden werden. "Wir begrüßen die Initiative Malaysias, weil jeder Tag des Wartens auf den Flüchtlingsbooten Menschenleben kostet", sagte Delius. "Wenn die ASEAN als Staatengemeinschaft ihre Handlungsfähigkeit in humanitären Fragen zeigen will, dann muss sie eine Rettungsmission für die Rohingya-Boatpeople starten. Sie muss aber auch über die Ursachen der Flüchtlingskrise beraten, statt sich nur mit dem Symptom des Menschenhandels zu beschäftigen." Der Menschenhandel konnte in Südostasien nach Auffassung der GfbV nur expandieren, weil die muslimische Rohingya-Minderheit in Burma entrechtet, verfolgt und wirtschaftlich marginalisiert wird.

"Wenn die ASEAN weiterhin tatenlos zuschaut, wie in Burma buddhistische Nationalisten die Ausgrenzung nicht nur der Rohingya, sondern aller Muslime vorantreibt, wird die Massenflucht von Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft weiter zunehmen", warnte Delius. Buddhistische Nationalisten der "969 Bewegung" propagieren mit neuen diskriminierenden Gesetzen einen Muslim-freien buddhistischen Staat. Sie finden in den Behörden Burmas willfährige Helfer, die ihre nationalistische Propaganda aufgreifen und Muslimen demokratische Rechte vorenthalten. So wurde am vergangenen Wochenende bereits zum zweiten Mal eine nationale Konferenz aller Muslime des Landes verboten.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 19. Mai 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2015

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