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ASIEN/653: Nepal - Grenzblockade gefährdet Überleben von Hunderttausenden Erdbeben-Opfern


Presseerklärung vom 21. Dezember 2015

Nepal: Seit drei Monaten ist die Grenze zu Indien blockiert (21.12.):

Grenzblockade und Winter gefährden Überleben von hunderttausenden Erdbeben-Opfern


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Partnerschaftsorganisation Ketaaketi haben ein sofortiges Ende der seit drei Monaten andauernden Grenzblockade zwischen Nepal und Indien gefordert, um die humanitäre Versorgung von 1,5 Millionen Menschen zu gewährleisten, die durch das Erdbeben im April 2015 ihre Häuser verloren haben. "Nepal droht eine humanitäre Katastrophe, wenn die Grenze nicht schnell geöffnet und der Wiederaufbau nicht wirksam vorangetrieben wird", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius in Göttingen. "Die humanitäre Lage hat sich dramatisch zugespitzt in den vergangenen Wochen, da es wegen der Grenzblockade an Medikamenten, Benzin und anderen Gütern mangelt", ergänzte Anneli-Sofia Räcker von Ketaaketi in Bremen. Ihre Organisation unterhält seit zehn Jahren ein Partnerschaftsnetzwerk zur Unterstützung der Grundschulbildung ärmster Dalit-Kinder (ethnischer Minderheiten) in Nepal. Allein der Mangel an Medikamenten ist für mehr als drei Millionen Kinder in Nepal lebensbedrohlich, warnte kürzlich das UN-Kinderhilfswerk UNICEF.

Nachdrücklich forderten die GfbV und Ketaaketi eine schnelle Verhandlungslösung zwischen der nepalesischen Regierung und den Minderheiten der Madhesi und Tharus. Die Minderheiten blockieren die Grenze mit indischer Unterstützung seit dem 21.September 2015, um dagegen zu protestieren, dass die neue Verfassung Nepals ihre Belange nicht berücksichtigt. Seit Jahrzehnten beklagen die Madhesi, Tharus und Dalits Diskriminierungen. "Dass Nepal nun nach Jahren der Verhandlungen eine neue Verfassung hat, ist ein großer Fortschritt. Aber sie muss nachgebessert werden, da die Interessen der Minderheiten nicht ausreichend berücksichtigt werden", forderte Delius.

"Wir rufen dringend zu einer internationalen Vermittlung in dem Streit auf, damit die Blockade bald friedlich beendet wird", erklärten die GfbV und Ketaaketi. "Um eine humanitäre Tragödie zu verhindern, muss nun schnell gehandelt werden. Es kann nicht angehen, dass trotz der katastrophalen humanitären Lage und des einbrechenden Winters die Gespräche zwischen den Konfliktparteien Woche um Woche ergebnislos bleiben und mit gegenseitigen Schuldzuweisungen enden." Erst am Sonntag hatten die Vertreter der Madhesi die Verhandlungen für gescheitert erklärt und eine Verschärfung ihrer Proteste angekündigt.

Bei dem Erdbeben in Nepal am 25. April und dem Nachbeben am 12. Mai 2015 wurden rund 8.900 Menschen getötet, 602.000 Häuser zerstört sowie 284.000 Häuser beschädigt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fehlt es vielen Überlebenden der Erdbeben an warmer Kleidung sowie am Nötigsten. Ihre ohnehin schwierige Versorgung wird durch den Mangel an Treibstoff zusätzlich erschwert.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Bremen, den 21. Dezember 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2015

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