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ASIEN/686: Westpapua / Indonesien - Exzessive Gewalt gegen Papua-Ureinwohner


Presseerklärung vom 1. November 2016

Proteste indigener Papua werden blutig niedergeschlagen

- Exzessive Gewalt indonesischer Sicherheitskräfte gegen Papua
- Menschenrechtsverletzungen nehmen zu


Schwere Vorwürfe hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gegen Indonesiens Sicherheitskräfte erhoben. "Polizei und Militär gehen auf Westpapua mit so exzessiver Gewalt gegen Papua-Ureinwohner vor, als hätten sie einen Freibrief zum Töten", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation eine unabhängige Untersuchung der blutigen Niederschlagung von Papua-Protesten am vergangenen Donnerstag in der Stadt Manokwari. Dabei waren ein Papua getötet und zehn Menschen verletzt worden. Polizisten hatten willkürlich in eine Gruppe von Demonstranten geschossen, die sich vor ihrer Dienststelle versammelt hatten. Der 45 Jahre alte Onesimus Rumayom wurde am Oberschenkel getroffen und verblutete.

Die lokale Menschenrechtsorganisation "Manokwari Research, Study and Legal Aid Development Institute" hat diesen Zwischenfall als sehr ernst eingestuft und ihn dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen gemeldet. Auch die Nationale Menschenrechtskommission Indonesiens zeigte sich besorgt. Der Papua- Abgeordnete Dominggus Sani aus dem Regionalparlament Westpapuas forderte eine unabhängige Untersuchung.

"Der tragische Tod von Onesimus Rumayom ist leider kein Einzelfall", berichtete Delius. "Opfer exzessiver Gewalt von Polizei und Soldaten werden besonders häufig junge Papua im Alter zwischen 14 und 19 Jahren." Seit Januar 2015 wurden mindestens 18 junge Papua von Polizei oder Armee angeschossen, acht von ihnen erlagen später ihren schweren Verletzungen. So wurde der 16-jährige Otinus Sondegau am 27. August 2016 vor seinem Haus von Bereitschaftspolizisten erschossen. Er war verdächtigt worden, an der Blockade eines Marktes in Sugapa beteiligt gewesen zu sein. Nur selten müssen sich Sicherheitskräfte für ihre Taten später vor Gericht verantworten. Regelmäßig bleiben sie straflos. "Die Willkür der Sicherheits- und Justizbehörden schürt weiter die Spannungen zwischen der indigenen Bevölkerung und dem Staat Indonesien und lässt die Rufe nach einem Referendum über eine Unabhängigkeit Westpapuas lauter werden", warnte Delius.

Die Menschenrechtsverletzungen in den beiden Papua-Provinzen haben nach GfbV-Angaben deutlich zugenommen. So hat sich die Zahl von Verhaftungen von Papua in den vergangenen zwei Jahren mehr als verzehnfacht. Wurden im Jahr 2014 rund 300 Papua aus politischen Gründen festgenommen, so waren es 2015 bereits 1.083. 2016 wurden schon mehr als 4.000 Papua verhaftet. Die an Rohstoffen reiche ehemalige niederländische Kolonie Westpapua mit überwiegend christlicher Bevölkerung wurde von Indonesien in den 60er-Jahren annektiert. Seit Jahrzehnten engagieren sich Papua für einen unabhängigen Staat Westpapua.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. November 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2016

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