Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

EUROPA/480: Bosnien - EU bestraft Genozid-Überlebende


Presseerklärung vom 14. Juli 2009

Reisefreiheit für Serbien und Montenegro - Visumzwang für Bosnien-Herzegowina:

EU bestraft Überlebende des Genozids in Bosnien


Mit Empörung reagiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die Ankündigung von EU-Chefdiplomat Javier Solana, dass für Staatsbürger Serbiens und Montenegros von 2010 an der Visumzwang gegenüber den Ländern der Schengen-Zone aufgehoben wird. Dazu erklärt der GfbV-Vorsitzende Tilman Zülch:

"Vier Jahre lang haben Europas Regierungen dem Völkermord an den bosnischen Muslimen zugesehen: Der Einschließung und Beschießung von fünf bosnischen Städten, der Errichtung von Konzentrationslagern und der Ermordung tausender Gefangener, den Verbrechen in den Vergewaltigungslagern, in denen tausende Frauen monatelang täglich gequält wurden, dem Massaker an den 8.376 Knaben und Männern der UN-Schutzzone Srebrenica und der Zerstörung von 1.188 Moscheen.

Als "posthumen Sieg für Hitler" hatte Marek Edelmann, der letzte Überlebende Kommandeur der Freiheitskämpfer des Warschauer Ghettos, dieses Versagen bezeichnet. An Bestandteile des Holocaust fühlte sich Simon Wiesenthal erinnert, während Alfred Grosser als Konsequenz aus der Vernichtung des jüdischen Volkes eine Nichtintervention in Bosnien-Herzegowina als Heuchelei bezeichnete. Unvergessen ist uns das Engagement zahlreicher anderer jüdischer Persönlichkeiten für die eingeschlossenen bosnischen Muslime. Neben Simon Wiesenthal, Elie Wiesel und Marek Edelman seien nur einige Namen hier erwähnt: Daniel Cohn-Bendit, Alain Finkielkraut, Hajo Funke, Andre Glucksmann, Alfred Grosser, Roy Gutman, David Kamhi, Bernard-Henri Lévy, David Rohde, Shimon Samuels, Sharon Silber, Susan Sontag, Gregory Stanton, Milan Stern, Marc Ophüls.

Wir appellieren an die vier Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen, die während des Bosnien-Krieges im Bundestag vertreten waren und eine Intervention zur Befreiung von Sarajevo, zur Öffnung der Konzentrations- und Vergewaltigungslager abgelehnt und so das Leiden Bosniens verlängert und die Zahl der Toten vergrößert haben: Angesichts ihres eigenen Versagens dürfen Sie das großartige Engagement jüdischer Persönlichkeiten für Bosnien nicht vom Tisch wischen! Wir fordern diese vier Parteien und die amtierende Bundesregierung dazu auf, alles zu tun, damit der Visumzwang für Bosnien-Herzegowina aufgehoben wird im Gleichklang mit der Aufhebung des Visumzwanges für Serbien, Montenegro und Mazedonien. Zuvor muss Serbien jedoch eine Voraussetzung erfüllen:

der vom Kriegsverbrechertribunal gesuchte Serbenführer Ratko Mladic, dessen Verstecke seit Jahren bekannt sind, muss ausgeliefert werden."


Hinter diesem Appell und dieser Forderung stehen 74 bosnische Opferverbände:

1. "Srebrenica-Mütter" - Srebrenica, 2. "Bewegung der Mütter aus den Enklaven Srebrenica und Zepa" - Sarajevo, 3."Frauen aus Srebrenica" - Tuzla, 4. "Forum der Bürger von Srebrenica" - Srebrenica / Tuzla, 5. "Srebrenica 99" - Tuzla, 6. "Klub der Intellektuellen aus Srebrenica" - Srebrenica, 7."Gesellschaft für Prävention von Genozid" - Srebrenica, 8. "Studentenassoziation" - Srebrenica, 9. Frauenverein "Bosfam" - Srebrenica / Tuzla, 10. Verband ehemaliger Gefangener in Konzentrationslagern in BiH - Sarajevo, 11. Frauensektion beim Verband ehemaliger Gefangener - Kanton Sarajevo, 12. "Frauen - Opfer des Krieges" - Sarajevo, 13. "Izvor" - Verein für das Suchen nach Vermissten aus Prijedor, 14. "Mit dem Herzen zum Frieden" - Kozarac, Prijedor, 15. "Rückkehr", Verein der Rückkehrer nach Bijeljina, 16.Verein der Familien der Vermissten "Mostovi" - Bosanska Krupa, 17. "Verein für die Suche nach Vermissten" - Brcko, 18. "Lagerinsassenverein" - Brcko, 19. "Verein der Familien der gefangenen und vermissten Personen aus der Gemeinde Prozor" - Prozor, 20. "Verein der Familien von Opfern und Vermissten" - Hadzici, 21. "Verein der Familien von Opfern und Vermissten" - Kladanj, 22. "Verein der Familien von Opfern und Vermissten" - Kljuc, 23. "Verein der Familien der Gefangenen und Vermissten aus dem Herzegowina-Neretva Kanton" - Mostar, 24. "Vermisstenverein" - Mostar, 25. Vermisstenverein "Mostovi prijateljstva" - Prijedor, 26. Rückkehrerverein "Zepa" - Zepa, 27. Verein der Familien der Vermissten "Vrbanja" - Kotor Varos, Travnik, 28. "Verein der Familien der Vermissten aus Zvornik" - Tuzla, 29. "Rückkehrerverein Kotorsko" - Kotorsko - Doboj, 30. "Union Roma - BiH" - Sarajevo/Lukavac, 31. Romaverein "Sae Roma" - Tuzla, 32. "Romaverein - Zenica" - Zenica, 33. "Romaverein" - Kalesija, 34. Romaverein "Zukunft" - Sarajevo, 35. Verein "Roma-Frauen" - Tuzla, 36. Verband der Drina-Tal Vereine, 37. "Frauen des Drina-Tals" mit dem Sitz in Bratunac, 38. "Frauen des Drina-Tals" mit dem Sitz in Vlasenica, 39. "Frauen des Drina-Tals" mit dem Sitz in Sarajevo, 40. Rückkehrerverein "Vrbanja" - Banja Luka, 41 "Koalition für Rückkehr" - Banja Luka, 42.Verein der Familien der Vermissten aus Visegrad "Visegrad 92" - Sarajevo, 43. Frauenverein "Kraft der Frauen" - Tuzla, 44. Kongressrat der Bosniakischen Intellektuellen - Sarajevo, 45. Institut zur Erfassung von Kriegsverbrechen - Sarajevo, 46. Serbischer Bürgerrat - Sarajevo, 47. Serbischer Bürgerrat - Tuzla, 48. Serbischer Bürgerrat - Zenica, 49. Serbischer Bürgerrat - Mostar, 50. Kroatischer Volksrat - Sarajevo, 51. Stiftung "Gerechtigkeit für Bosnien und Herzegowina" - Sarajevo, 52. Bürgerverein "Obrazovanje gradi BiH" (Bildung baut BiH auf) - Sarajevo, 53. Jüdische Gemeinde - Sarajevo, 54. Jüdische Gemeinde - Mostar, 55. "Demokratischer Rat der Bosniakien" - Bijeljina, 56. Bürgerverein "Terra" - Sarajevo, 57. Frauenverein "Mak-Bosanka" - Sarajevo, 58. Humanitärer Verein "Merhamet" - Sarajevo, 59. Bürgerverein "Visegrad 92" - Sarajevo, 60. Verein der Eltern der ermordeten Kinder "Kinder von Sarajevo" - Sarajevo, 61. FOKUS-BiH - Verband der Frauenorganisationen aus Bosnien und Herzegowina, 62. Medica - Zenica / Visoko, 63. Verein "Eho" - Ljubuski, 65. Frauenverein "Frauen von BiH" - Mostar, 65. Bürgerverein "Jugendforum" - Stolac, 66. Rückkehrerverein "Rückkehr und Bleiberecht" - Bijeljina, 67. Frauenverein "Astra" - Bijeljina, 68. "Helsinki-Komitee von Republika Srpska", Bijeljina, 69. Frauenverein "Zukunft der Frau" - Kalesija, 70. Verein der Familien der Vermissten "Für Vermisste" - Hadzici, 71. "Rückkehrerverein Trebinje" - Trebinje, 72. Bürgerverein "Deblokada" - Sarajevo, 73. "Stiftung für Rückkehr und Wiederaufbau in Prijedor" - Prijedor, 74. Initiative der Jugendlichen für Menschenrechte - Sarajevo


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 14. Juli 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2009