Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

EUROPA/497: Weihnachten 2009 - nicht mit dem Schicksal christlicher Flüchtlinge aus Syrien spielen


Presseerklärung vom 23. Dezember 2009

WEIHNACHTEN 2009 - Appell an die deutschen Innenminister:

Nicht länger mit den Schicksalen christlicher Flüchtlinge aus Syrien spielen!


Am Vortag des Heiligen Abends appelliert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die deutschen Innenminister, nicht länger mit dem Leben und der Zukunft christlicher Flüchtlinge aus Syrien und anderer religiös Verfolgter aus diesem Land zu spielen. Dazu erklärt heute der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch: "So erfreulich es ist, dass Deutschlands Innenminister dem Drängen der Gesellschaft für bedrohte Völker und - von unserer Menschenrechtsorganisation angestoßen - auch der EKD nachgegeben haben, 2.500 verfolgte Christen sowie Angehörige der religiösen Minderheiten der Mandäer und Yeziden aus dem Irak aufzunehmen. So unmenschlich und absurd ist es gleichzeitig, bei uns langansässige christliche und yezidische Flüchtlinge in das diktatorisch regierte Syrien zu deportieren. Unsere Menschenrechtsorganisation appelliert an die Bundesregierung, das mit dem Folterstaat Syrien abgeschlossene sogenannte Rückführungsabkommen sofort außer Kraft zu setzen." Erste Abschiebungen wurden bereits vollzogen.

Der Bundesregierung ist seit langem bekannt, dass christlichen Assyro-Aramäern in Syrien Gefängnis und Folter drohen, wenn sie sich politisch engagieren, berichtet Zülch. Angehörige der yezidischen Religionsgemeinschaft werden wie auch die Kurden dort als Bürger zweiter Klasse behandelt. Den Yeziden droht darüber hinaus Diskriminierung von Teilen der muslimischen Bevölkerung. Die letzten 100 Juden - 1948 waren es noch rund 30.000 - schweben in ständiger Angst um ihre persönliche Sicherheit. Das diktatorische Regime in Damaskus reagiert immer wieder mit Verhaftungswellen auf Engagement für Bürger- und Minderheitenrechte sowie Religionsfreiheit.

"Besonders erschreckend ist die deutsche Abschiebepraxis, die auch hier geborene oder hier aufgewachsene Kindern der christlichen und yezidischen Minderheit nach Syrien nicht verschont", kritisiert der Menschenrechtler. Nicht selten leben sie schon acht, zehn oder gar zwanzig Jahre in der Bundesrepublik Deutschland.

So sollte beispielsweise die vierköpfige Familie D., christliche Assyro-Aramäer, die 1996 nach Bayern geflüchtet war, abgeschoben werden. Alle Mitglieder der Familie sprechen ausgezeichnet Deutsch. Die Tochter (17) besuchte ein Wirtschaftsgymnasium und möchte studieren, der Sohn (14) geht noch zur Schule.

Auf der GfbV-Weihnachtsaktion "Ein Licht für Flüchtlingskinder" sprach der Sohn einer siebenköpfigen, seit 20 Jahren in Niedersachsen geduldeten christlichen Familie: "Deutschland ist unsere Heimat, wir sind ganz und gar integriert, wir haben zahlreiche deutsche Freunde. Zu Syrien haben wir keinerlei Bezug mehr. Und doch sind wir jederzeit von Abschiebung bedroht."


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. Dezember 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2009