Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

EUROPA/501: Karadzic bestreitet Genozid


Presseerklärung vom 1. März 2010

Karadzic bestreitet Genozid

Gesellschaft für bedrohte Völker erinnert:
Schwere Kriegsverbrechen belegen Völkermord an bosnischen Muslimen


Während der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic am heutigen Montag vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag den Völkermord an den bosnischen Muslime als "Selbstverteidigung" herunterspielen will, erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einmal mehr an die planmäßigen Verbrechen der von Karadzic geführten serbischen Truppen 1992 bis 1995:

1. Errichtung von über hundert Konzentrations-, Internierungs- und Vergewaltigungslagern mit über 200.000 zivilen Häftlingen

2. Ermordung von vielen Tausend Häftlingen in Konzentrationslagern wie Omarska, Manjaca, Keraterm, Trnopolje, Luka Brcko, Susica und Foca

3. Systematische Verhaftung und Ermordung von Angehörigen der akademischen und politischen Eliten.

4. Massaker und Massenerschießungen in zahlreichen Gemeinden und Städten Nord-, West- und Ostbosniens (Posavina, Raum Prijedor und Podrinje)

5. Ermordung von mindestens 8.376 Männern und Knaben der Stadt Srebrenica und deren Verscharrung in Massengräbern im Juli 1995

6. Vergewaltigung von mehr als 20.000 bosnisch-muslimischen Frauen in und außerhalb der Vergewaltigungslager

7. Flucht und Vertreibung von etwa 2,2 Millionen Bosniern und ihre Zerstreuung über vier Erdteile

8. Viele Tausend, von keiner Institution gezählte und nicht in die Statistiken eingegangene Todesopfer unter Kindern, Alten, Kranken und Verwundeten während Flucht und Vertreibung und deren Folgen

9. Einkesselung, Aushungerung, Beschießung und teilweise Liquidierung von 500.000 Bosniern in so genannten UN-Schutzzonen (fast vier Jahre lang in Tuzla, Gorazde, Srebrenica, Zepa, Cerska und Bihac)

10. Fast vierjähriges Bombardement der Stadt Sarajevo mit etwa 11.000 Toten, darunter 1.500 Kinder.

11. Verscharren der Leichen Ermordeter in Massengräbern oder Sekundärmassengräbern mit noch immer etwa 15.000 Vermissten. Die Suche, Exhumierung und Identifizierung werden fortgesetzt.

12. Planmäßige Zerstörung Hunderter Dörfer und Stadtteile

13. Totale Zerstörung der materiellen islamischen und weitgehend auch der katholischen Kultur, darunter 1.347 Moscheen und Medresen und bis zu 500 katholische Kirchen und Gemeindehäuser

14. Geiselnahme und Missbrauch von 284 UN-Soldaten als menschliche Schutzschilde


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Den Haag, den 1. März 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2010