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MELDUNG/048: Chile - Angela Merkel soll sich für Mapuche einsetzen


Presseerklärung vom 23. Januar 2013

Bundeskanzlerin Angela Merkel beim EU-Lateinamerikagipfel in Chile (26./27. 01.2013)

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appelliert
"Bitte setzen Sie sich in Chile für einen fairen Dialog zwischen Mapuche und Chilenischer Regierung ein"



Mit einem Schreiben hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Bundeskanzlerin Angela Merkel gebeten, ihre Teilnahme am EU-Lateinamerikagipfel am kommenden Wochenende in Santiago de Chile zu nutzen, um sich bei Präsident Sebastián Piñera für die Anliegen der Mapuche und einen fairen Dialog einzusetzen. "In Chile droht der Konflikt zwischen den Mapuche und Landbesitzes, die traditionelles indianisches Land nutzen, zu Beginn des Jahres zu eskalieren", sagte Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker. Bei einem Brandanschlag kam erstmals ein Landbesitzerehepaar ums Leben. Die Regierung Piñera wies zunächst den Mapuche die Verantwortung dafür zu und verhängte den Ausnahmezustand, doch die Mapuche selbst weisen dies entschieden zurück.

"Wir begrüßen, dass inzwischen erste Gespräche zwischen Chiles Innenminister Andrés Chadwick und Vertretern der Mapuche stattgefunden haben", sagte Bangert. "Entscheidend wird sein, dass die Mapuche dabei als gleichberechtigte Verhandlungspartner respektiert und ernst genommen werden, wie es die Konvention ILO 169 der UN vorsieht, die Chile ratifiziert hat. Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Dazu kann die Kanzlerin durch ihre Fürsprache einen Beitrag leisten."

Präsident Piñera hat inzwischen erklärt, schnellstmöglich die Anerkennung der Ureinwohner des Landes in der Verfassung verwirklichen zu wollen und einen Rat der Ureinwohner zu schaffen, der ihre Traditionen und Kultur repräsentiert. " Die Mapuche fordern jedoch auch politische Mitbestimmung", so Bangert." Wenn dieser Dialog scheitert, wird das vermutlich neues Öl ins Feuer des Konflikts gießen, denn die Enttäuschung bei den Mapuche wäre dann sicherlich sehr groß", sagte Bangert.

Im Vorfeld des Gipfels hat die GfbV ein 12-seitiges Memorandum zum Mapuche-Konflikt, seinen Ursachen und dem Status quo vorgelegt. Demnach nimmt die Verbitterung unter den je nach Quelle 800.000 bis 1.400.000 Mapuche zu, denn ihre Probleme sind seit langem ungelöst. Angehörige der Landrechtsbewegung der Mapuche werden als Terroristen strafverfolgt und zu unverhältnismäßig hohen Haft- und Geldstrafen verurteilt. Minderjährige werden in diesen Fällen nach dem Erwachsenenstrafrecht behandelt. Immer wieder setzen inhaftierte Mapuche durch zum Teil monatelange Hungerstreiks ihr Leben aufs Spiel, weil sie kein anderes Mittel mehr sehen, um auf die Situation ihrer Gemeinschaften aufmerksam zu machen. Mapuche berichten von außerordentlich brutalen Hausdurchsuchungen, Misshandlungen und demütigender Behandlung in Haft.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. Januar 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2013