Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → FAKTEN

INTERNATIONAL/009: Überlebenshilfe für Pygmäen - Hoffen auf Dividenden zertifizierter Wälder (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. April 2011

Afrika: Überlebenshilfe für Pygmäen - Hoffen auf Dividenden zertifizierter Wälder

Von Badylon Kawanda Bakiman


Bolenge, D.R. Kongo, 28. April (IPS) - Etwa 200.000 Pygmäen leben in den Wäldern von Kamerun, den beiden Kongos und der Zentralafrikanischen Republik. Kleinere Gemeinschaften finden sich auch in Ruanda und Burundi. Ihre Lebenssituation ist schwierig, da die Holzindustrie ihren natürlichen Lebensraum dezimiert. Sie hoffen nun, dass Waldzertifizierungsprojekte ihre Lage verbessern.

Bis jetzt werden die Indigenen von der Restbevölkerung meist als Feldarbeiter ausgenutzt. Die Arbeitgeber zahlen in der Regel mit Naturalien oder aber mit wertlosen Bezugsscheinen. Auch beim Tausch ihrer Waldprodukte werden die Pygmäen schamlos über den Tisch gezogen.

"Die Hütten in unseren Dörfern bestehen noch immer aus gesammelten Ästen. Unsere Hölzer und Heilpflanzen werden von Leuten gestohlen, die sich anderswo mit ihnen bereichern", berichtet Ampiobo Amuri, der Vorsteher des Pygmäendorfes Bolenge in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). "Ich bin es inzwischen leid, die vielen Leute anzuhören, die zu uns kommen, um unser Holz gegen Alkohol, gebrauchte Kleidung und Salz zu tauschen."

Mit der Situation der Waldbewohner hat sich das zweite Internationale Forum für Indigene Völker beschäftigt, das vom 16. bis 18. März in Ifondo in der Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) stattfand. Dort betonte Henri Ndjombo, der kongolesische Minister für Forstwirtschaft und nachhaltige Entwicklung, die Notwendigkeit, das Leben der Pygmäen zu verbessern. "Wir müssen angemessene Lösungen für die Probleme der Ureinwohner finden", erklärte er. "Sie haben mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, vor allem, was den Schutz ihres Lebensraumes angeht. Die Wälder müssen dringend besser geschützt werden."


Nachhaltigkeitssiegel für fünf Millionen Hektar Wald

Wie der Pygmäenführer Amuri berichtet, gibt es bereits einige viel versprechende Vorhaben, die die Gemeinschaften hoffen lassen. Die Genfer Umweltorganisation 'The Forest Trust' (TFT) will etwa 571.000 Hektar Wald vom 'Forest Stewardship Council' (FSC) als nachhaltig und sozial verträglich zertifizieren lassen. Insgesamt wären dann mehr als 5,3 Millionen Hektar Wald des Kongobeckens mit dem FSC-Siegel ausgewiesen.

Doch Scott Poynton von TFT befürchtet, dass eine mangelnde Nachfrage für umweltfreundlich produziertes Holz dazu führen könnte, dass selbst das Einlenken der Industrie am Ende nichts bringen wird. Nachhaltig erwirtschaftete Hölzer sind teurer als herkömmliches Material.

Auch Robert Hunink von CIB bestätigt, dass es an Absatzmöglichkeiten für das zertifizierte Holz fehlt. "Trotzdem sind wir von der Zusammenarbeit mit dem FSC überzeugt. Die Kunden werden es auf lange Sicht zu schätzen wissen, dass Firmen ihren forstwirtschaftlichen Betrieb zertifizieren lassen", ist er überzeugt.

Jerome Bokele, der als erster Pygmäe zum Abgeordneten der DRC-Provinz Äquator gewählt wurde, hält die Zertifizierung der 571.000 Hektar ebenfalls für eine gute Sache. "Allerdings ist das Projekt nicht mehr als eine Absichtserklärung. Mehr als 70 Prozent der Ureinwohner leben noch immer in schrecklicher Armut."(Ende/IPS/jb/2011)


Links:
http://www.tft-forests.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55341

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 28. April 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2011