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INTERNATIONAL/050: Indien - Landlose planen Protestmarsch für Gerechtigkeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. September 2011

Indien: Landlose planen Protestmarsch für Gerechtigkeit - Hoffen auf internationale Spenden

Von Isolda Agazzi


Genf, 15. September (IPS) - Mit einem 'Marsch für Gerechtigkeit' ('Jan Satyagraha') wollen Indiens ärmste Bevölkerungsgruppen - Landlose, Kastenlose (Dalit) und ethnische Minderheiten (Adivasi) - im Oktober nächsten Jahres ihrer Forderung nach einer gerechten Landreform und dem Schutz ihrer Rechte Nachdruck verleihen.

Initiatorin des Projektes ist die auf Gewaltlosigkeit setzende Nichtregierungsorganisation (NGO) 'Ekta Parishad' ('Solidarischer Bund'), die landesweit mehr als 900 zivile Gruppen und Bewegungen vertritt. Sie rechnet mit rund 100.000 Teilnehmern. Auf einer Konferenz für Landrechte und heimische Naturressourcen in Genf informierte sie europäische Mitstreiter über das Vorhaben, das auch finanziell auf internationale Unterstützung angewiesen ist.

In einem Interview mit IPS erklärte der Präsident von Ekta Parishad, P. V. Rajagopal: "In Indien werden viele Adivasi durch Bergbau- und Staudammprojekte, Tierschutzauflagen und Tourismus von ihrem Land vertrieben. Wo immer neue Industrievorhaben erschlossen werden, gehen sie auf Kosten der dort ansässigen indigenen Minderheiten, die sich gewaltlos oder bewaffnet dagegen wehren."


Land für Ladenketten

"In Indien vertreibt die Regierung Menschen von ihrem Land, auf dem dann Shopping Malls und Supermärkte hochgezogen werden. So etwa wurden wegen der Commonwealth-Spiele 2010 in der Hauptstadt Neu-Delhi 200.000 Menschen aus der Innenstadt vertrieben", berichtete Rajagopal. Betroffen waren vor allem Arme, fliegende Händler, Flickschuster und andere, die dort ihren Lebensunterhalt verdienten. Sie waren der Aufhübschung des Stadtbilds im Weg.

Der geplante Protestzug soll 35 Tage dauern. Er startet in Gwalior im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh und endet in Neu-Delhi. Verpflegung und medizinische Betreuung der Teilnehmer kosten pro Kopf und Tag umgerechnet einen Euro. 30 Prozent der täglich benötigen 100.000 Euro sollen in Indien zusammenkommen, 70 Prozent durch Spenden der internationalen Gemeinschaft.

Die Schweizer Soziologin Margrit Hugentobler, die die Schwesterorganisation 'Ekta Europa' koordiniert, sagte IPS: "Wir wollen uns bei den Vorbereitungen des Marsches von Institutionen, NGOs, Politikern und Aktivisten vor allem aus südamerikanischen und afrikanischen Ländern unterstützen lassen, in denen die Forderung nach Landrechten ebenfalls eine große Bedeutung hat."

Die Aktivistin betonte, ein ähnlicher Protestmarsch von 25.000 Menschen habe 2007 die indische Zentralregierung dazu gebracht, ein Gesetz zu verabschieden, das Menschen, die aus den heimischen Wäldern vertrieben werden, ein Recht auf Entschädigung einräumt. "Doch etliche der für die geforderte Landverteilung zuständigen Bundesstaaten halten sich nicht an das Gesetz", sagte sie. "Deshalb organisieren wir einen zweiten, noch größeren Protestmarsch." (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2011