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INTERNATIONAL/237: Marathon in Bethlehem - eher ein Spaziergang für das Recht auf Bewegungsfreiheit (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Marathon in Bethlehem - eher ein Spaziergang für das Recht auf Bewegungsfreiheit

Von Ina Darmstädter, 2. April 2017



Menschenmassen auf engem Raum und rosa Luftballons - Bild von Ina Darmstädter

Bild von Ina Darmstädter

Bethlehem, Palästina - 02.04.2017. Es ist der vermutlich kürzeste Marathon der Welt. Bethlehem ist durch die Trennungsmauer so eingekreist, dass es keine 42 km am Stück gibt, die die Sportler absolvieren können. Allerdings scheint es auch nur wenige SportlerInnen unter den TeilnehmerInnen zu geben. Die Mehrzahl der 6000 Starterinnen und Starter absolvierten die Streckenabschnitte mit Postern, Fahnen, Luftballons bestückt eher in Schrittgeschwindigkeit, als im Hinblick auf olympische Ergebnisse.

Der älteste Teilnehmer unterstützte mit seinen 87 Jahren das Motto des Marathons mit besonderer Überzeugung. Erfuhr er in seinem langen Leben die osmanische, britische, jordanische und israelische Fremdherrschaft tritt er energischen Schrittes für das "Right to movement" an.

Die Stimmung des mit Hunderten von Freiwilligen organisierten Events glich einem Volksfest. Musik begrüsste die TeilnehmerInnen vor dem Friedenszentrum Bethlehems. Über Videowände und Lautsprecheranlagen wurden die LäuferInnen beschallt, während Wasser, Äpfel und geschnittene Orangen die nötige Energie zum Durchhalten lieferten.

Mancher Rollstuhl wurde an bergigen Abschnitten angeschoben, israelische Soldaten in ihren Beobachtungstürmen mit freundlichem Winken bedacht, obwohl nur wenige Meter weiter die Fotos von inhaftierten palästinensischen Jugendlichen an eine von vielen Verletzungen fundamentaler Menschenrechte durch die Militärbesatzung erinnern.

Die Organisation stellte eine Glanzleistung der Sportdirektorin Eitedal Ismail dar, die den Marathon zum 5. Mal im Herzen Palästinas ausrichtete. Allein an den Streckenmarkierungen haperte es. Blieb doch das Gefühl nicht aus, den einen oder anderen Kilometer zu viel gelaufen zu sein. Doch spielten Zeit und Strecke nicht wirklich eine Rolle, denn auf vielen T-Shirts stand zu lesen:

We run for:
Peace
Happiness
Love
Freedom
Justice
Dignity
Identity
Humanity and Hope
WE RUN FOR PALESTINE


Über die Autorin

Ina Darmstädter ist seit 2001 engagiert in diversen Friedensprojekten. Sie hat sieben Friedensfestivals in Berlin organisiert, Kooperationsprojekte Israel-Palästina geleitet und den Parents Circle Freundeskreis Deutschland e.V. mitbegründet. Momentan reist sie im Sinne der Verständigung in den Iran und nach Israel Palästina, organisiert mit anderen Frauen Projekte wie den March of Hope 2016 und in Zukunft einen Frauengipfel in Berlin, Friedensforum für Deutschland und einen Friedensplan der Frauen aus Israel-Palästina.


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2017

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