Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → FIAN

AKTION/100: Guatemala - Gewaltsame Vertreibung von 50 Bauernfamilien


FoodFirst Nr. 2/2007
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Fian - Eilaktion Mai 2007 - 0709AGTM

Guatemala: Gewaltsame Vertreibung von 50 Bauernfamilien in Tecún Umán, San Marcos


Seit August 2006 lebten und arbeiteten fünfzig Bauernfamilien auf der Farm San Antonio Las Pilas in der Gemeinde Tecún Umán im Department San Marcos. Sie beanspruchen das Land für sich, da es sich ihrer Ansicht nach im Staatsbesitz befindet und für die Agrarreform zur Verfügung steht. Von dem Moment an, in dem sie begannen, das Land friedlich zu besetzen und zu nutzen, erhob eine Familie, die über große Ländereien in der Region verfügt, den rechtlichen Anspruch auf das Land und begann, die Bauernfamilien zu bedrohen. Sie stellte zudem rechtliche Forderungen gegen einige der Landbesetzer, die aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen nicht in der Lage waren, sich zu angemessen zu verteidigen. Zwei der Bauern sitzen wegen falscher Anschuldigungen in Haft. Die Bauernfamilien haben sich als Teil von CODECA (Comité de Desarrollo Campesino) organisiert. Von CODECA erhalten sie rechtliche Unterstützung.

Am 5. Mai 2007 stürmten unversehens etwa fünfzehn schwer bewaffnete Polizisten die Farm. Der Bauer Wilson Ramírez López wurde getötet, ein weiterer Bauer wurde verletzt und einer gefangen genommen. Die Polizisten zerstörten den gesamten Besitz der Familien, die um ihr Leben liefen. Die Vertreibung erfolgte auf Anordnung des Bezirksstaatsanwalts des Ministerio Publico, ohne dass der Ombudsmann für Menschenrechte konsultiert wurde um eine friedliche Vermittlung zu ermöglichen. Dieses gewaltsame Ereignis ist eines von vielen in Guatemala und zeigt das Leid, dem die Bäuerinnen und Bauern durch die Sicherheitskräfte ausgesetzt sind. Das Ministerio Publico hat zudem demonstriert, dass es sich offen auf die Seite der landbesitzenden Familie stellt. Es missbraucht seine Autorität indem es sich in einer so gewaltsamen Weise gegen die Bauernfamilien stellt.

CODECA fordert die Untersuchung des Todes von Wilson Ramírez López und der Übergriffe und Plünderungen, sowie die Ergreifung und Bestrafung der Verantwortlichen. Die in Haft genommenen Bauern sollen unverzüglich frei gelassen werden. Sie fordern zudem die Regierung auf, die gewaltsamen Vertreibungen zu beenden.


Zusammenfassung

Am 5. Mai 2007 wurden fünfzig Bauernfamilien gewaltsam von der Farm San Antonio Las Pilas vertrieben. Eine Gruppe schwer bewaffneter Polizisten stürmte die Farm. Der Bauer Wilson Ramírez López wurde getötet, ein weiterer Bauer wurde verletzt und einer gefangen genommen. Die Polizisten zerstörten den gesamten Besitz der Familien, die um ihr Leben liefen. Es ist dringend notwendig, dass die Regierung von Guatemala den Schutz der Familien gewährleistet und den Landkonflikt zu einem friedlichen Ende bringt. Bitte fordern Sie die Regierung zudem in Ihrem Schreiben auf, den Tod von Wilson Ramírez López, die gewaltsame Vertreibung, die illegale Festnahme, sowie die Zerstörung von Eigentum zu untersuchen.

Ende der Aktion: 31. August 2007


Menschenrechtliche Verpflichtungen von Guatemala

Guatemala ist Unterzeichnerstaat des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte sowie des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte. Daher sind sämtliche Behörden verpflichtet, die in diesen Pakten anerkannten Rechte zu achten, zu schützen und zu gewährleisten, insbesondere das Recht auf Nahrung und das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.


Aktion
Bitte schicken Sie einen Brief an den Vize-Präsidenten
von Guatemala mit einer Kopie an den Ombudsmann für
Menschenrechte und an CODECA.

Adressen
Dr. Eduardo Stein
Vicepresidente de la República Casa Presidencial
6a avenida 4-19, zona 1
Ciudad de Guatemala
Guatemala
Fax: +502-2253 0801
      +502-2238 0106

Kopien an:
Lic. Mariel Aguilar
Secretaría de Asuntos
Agrarios
12 Av. 19-01, Zona 1
Ciudad de Guatemala
Guatemala
Fax: +502-22852938
Email: mariel1aguilar@yahoo.com

CODECA
Comité de Desarrollo
Campesino
10a, Calle Prolongació 5-39
Zona 2
Mazatenango, Duch.
Guatemala C.A.
Email: codeca@qmx.net

Ein Brief nach Übersee kostet:
aus Deutschland 1,70 Euro,
aus Österreich 1,25 Euro,
aus Belgien 0,80 Euro.


*


Übersetzung des Musterbriefs

Sehr geehrter Herr Vizepräsident,

Ich grüße Sie aufrichtig und möchte mit diesem Brief meine tiefe Besorgnis darüber ausdrücken, was sich auf der Farm San Antonio Las Pilas in der Gemeinde Tecún Umán im Department San Marco ereignet hat.

Am 5. Mai 2007 stürmten unversehens etwa fünfzehn schwer bewaffnete Polizisten die oben genannte Farm, auf der seit August 2006 fünfzig Familien lebten. Die Familien erheben Anspruch auf das Land, da sie es als Staatseigentum begreifen. Die Aktion erfolgte auf Anordnung des Bezirksstaatsanwalts des Ministerio Publico, ohne dass der Ombudsmann für Menschenrechte konsultiert wurde um eine friedliche Vermittlung zu ermöglichen. Hierdurch wurde der Tod des Bauern Wilson Ramírez López verursacht, zudem wurde eine Person verletzt und der gesamte Besitz der Familien zerstört wurde, die um ihr Leben laufen mussten.

Guatemala ist Unterzeichnerstaat des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte sowie des Internationalen Paktes für bürgerliche und politische Rechte und ist somit verpflichtet, diese Rechte zu respektieren, zu schützen und zu gewährleisten, insbesondere das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Nahrung.

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, Herr Vizepräsident, angemessene und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um folgendes zu erreichen:

Schutz der Gemeinschaft und sofortige Lösung des Agrarkonflikts zu Gunsten der Bauerngemeinschaft, damit ihr Lebensunterhalt gesichert ist;
Entschädigung der Bauernfamilien, deren Eigentum geplündert wurde;
Ermittlung, Ergreifung und Bestrafung der Verantwortlichen für den Tod von Wilson Ramírez López;
Unverzügliche Freilassung der inhaftierten Bauern;
Ermittlung und Bestrafung der Verantwortlichen für die am 5. Mai 2007 angeordnete Stürmung.

Hochachtungsvoll


Bitte informieren Sie FIAN über Reaktionen auf Ihre Briefe!


*


Dr. Eduardo Stein
Vicepresidente de la República
Casa Presidencial
6a avenida 4-19, zona 1
Ciudad de Guatemala
Guatemala

Estimado Sr. Vicepresidente,

Le saludo atentamente y con la presente quiero expresarle mi profunda preocupación por los hechos ocurridos en la finca San Antonio de Pilas, ubicada en el municipio de Tecún Umán, departamento de San Marcos.

El pasado sábado, 5 de mayo de 2007, aprox. 15 elementos de la Policía Nacional altamente armados, irrumpieron sorpresivamente en la finca arriba mencionada, donde 50 familias campesinas están viviendo desde agosto de 2006. Ellas reclaman esta finca, porque la consideran propiedad de la nacón. El desalojo ejecutado bajo el amparo del fiscal del Ministerio Público, quien no buscó la participación de la Procuraduría de Derechos Humanos para encontrar una mediación pacífica, causó la muerte del campesino Wilson Ramírez López, y que dejó una persona gravemente herida y conllevó al despojo total de las pertenencias de las familias campesinas ocupantes quienes tuvieron que huir para salvar sus vidas.

Guatemala es Estado Parte del Pacto Internacional de Derechos Económicos, Sociales y Culturales como también del Pacto Internacional de Derechos Civiles y Potíticos, por lo que ha asumido la obligación de respetar, proteger y garantizar los derechos consagrados en estos dos tratados, en particular el derecho a la vida, a la integridad de la persona y el derecho a la alimentación.

En este sentido, le solicito, Sr. Vicepresidente, adoptar las medidas apropiadas e inmediatas para lograr:

La protección de la comunidad y la pronta resolución del conflicto agrario a favor de la comunidad campesina para asegurar su sobrevivencia.
Una indemnización de las familias campesinas despojadas de sus pertenencias;
La investigación, captura y el castigo de los responsables de la muerte del Sr. Wilson Ramírez López;
La condena de la captura ilegal de los presos y su liberación inmediata;
La investigación y la condena de los responsables de la incursión violenta ocurrida el 5 de mayo de 2007.

Atentamente,


*


FIAN-Belgien
rue Van Elewijk 35,
1050 Bruxelles,
Tel / Fax: +32-26 40 84 17;
info@fian.be;
www.fian.be

FIAN-Deutschland
Düppelstr. 9-11;
50679 Köln;
Tel: +49-221-702 00 72;
Fax: +49-221-702 00 32;
eilaktionen@fian.de;
www.fian.de

FIAN-Österreich
Laudongasse 40;
1080 Wien,
Tel: +43-14 05 55 15-316,
Fax: +43-14 05 55 19,
fian-oe@oneworld.at,
www.fian.at

FIAN Schweiz
Bd du Pont-d'Arve 16;
1205 Geneve;
Tel: +41-22 321 58 44;
fian-ch@bluewin.ch


*


Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 2/2007,
Fian - Eilaktion Mai 2007 - 0709AGTM
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Düppelstraße 9-11, 50679 Köln
Tel. 0221/702 00 72, Fax 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de

Erscheinungsweise: drei Ausgaben/Jahr
Einzelpreis: 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2007