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BERICHT/143: Uganda - Menschenrechtsmißbrauch auf Blumenfarmen (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 2/2007
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Menschenrechtsmissbrauch auf ugandischen Blumenfarmen

Von Manuela Meining


Vom 7. Mai bis zum 1. Juni informierten Flavia Amoding, Referentin der ugandischen Nichtregierungsorganisation Uganda Workers' Education Association (UWEA) und Steven Barasa, Generalsekretär der neu gegründeten ugandischen Gewerkschaft der BlumenarbeiterInnen UHAWU auf Einladung von FIAN-Deutschland bei Veranstaltungen in Deutschland und Österreich über Arbeitsrechtsverletzungen und gewerkschaftliche Organisation auf Blumenfarmen in Uganda. UWEA verfasste 2004 im Auftrag von FIAN die erste Studie über Arbeitsbedingungen im ugandischen Blumensektor. Mehr als 15 Organisationen, Verbände und Vereine gaben ihnen in diesen drei Wochen die Möglichkeit, über ihre Angelegenheiten zu berichten und brachten ihnen zugleich durch ein vielfältiges Programm die deutsche Lebensart näher.


Der ugandische Blumensektor

Im Jahr 1993 begann die kommerzielle Schnittblumenindustrie in Uganda aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen und gehört inzwischen zu den am schnellsten wachsenden Industriezweigen des ostafrikanischen Landes. Heute sind etwa 7.000 überwiegend weibliche Arbeiter auf den 21 Blumenfarmen in der Region um den Viktoriasee beschäftigt und kultivieren dort rund 45 verschiedene Blumensorten.


Unerträgliche Bedingungen auf den Blumenfarmen

Während die ugandische Regierung auf die Schaffung neuer Blumenfarmen durch ausländische Investoren setzt, berichten Flavia Amoding und Steven Barasa über die Situation hinter dem rosigen Bild dieses lukrativen Geschäfts. "Es ist untragbar, dass die ArbeiterInnen sechs Tage die Woche für einen Hungerlohn von weniger als einem Euro pro Tag arbeiten müssen, von bezahlten Überstunden und Krankheitstagen ganz abzusehen", erklärt Flavia Amoding ihren ZuhörerInnen. Die Mutter von acht Kindern will durch die Arbeit bei UWEA vor allem die Rechte von Frauen im Blumensektor stärken. "Es gibt viele Probleme, die insbesondere Frauen betreffen. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit. Schwangere haben nur unzureichenden Mutterschutz und müssen bis zur Geburt dieselben Tätigkeiten verrichten wie alle anderen. Besonders gefährdet sind stillende Mütter, die permanent den hochgiftigen Pestiziden ausgesetzt sind". Weiterhin waren die äußerst prekären Arbeitsbedingungen, die schlechten hygienischen Zustände, die mangelnde Schutzkleidung gegen die giftigen Pestizide sowie die Unwissenheit der Beschäftigten über ihre Rechte als ArbeiterInnen Gegenstand der Vorträge.


Die neue Gewerkschaft UHAWU

"Die Gründung der Gewerkschaft war eine unvermeidbare Reaktion auf die schlechten Bedingungen, die auf den Blumenfarmen in Uganda vorherrschen", erklärte Steven Barasa. Seit seinem 18. Lebensjahr arbeitete der 35-jährige auf sechs verschiedenen Blumenfarmen in Kenia und Uganda und ist daher mit den Ungerechtigkeiten bestens vertraut. Letztes Jahr wurde er aufgrund seiner Bemühungen die ArbeiterInnen gewerkschaftlich zu organisieren entlassen. Seither schlossen sich jedoch mehr als 2.000 ArbeiterInnen den Ideen und Visionen UHAWUs von mehr Mitbestimmung und einer Stärkung der Arbeiterschaft an. Kritik richten sie dabei vor allem an die Regierung, die die Einhaltung bereits bestehender Arbeitsgesetze nicht angemessen überprüft.


Der Kampf geht weiter

Informative Gespräche mit VertreterInnen des Flower Label Program (FLP), des Verbands des Deutschen Blumen-Groß- und Importhandels (BGI) sowie mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) motivierten die beiden Ugander mit neuen Anregungen und Ratschlägen, tatkräftig weiter für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf ugandischen Blumenfarmen zu kämpfen.

FIAN plant derweil anlässlich der Gipfelkonferenz des Commonwealth Ende November 2007 in Uganda eine gemeinsame Kampagne mit UHAWU und UWEA.

Flavia und Steven baten ihre ZuhörerInnen, einen Brief an die Dachorganisation der ugandischen Blumenindustrie UFEA abzuschicken, in dem sie die Einhaltung ethischer Aspekte in der Blumenproduktion durch Achtung internationaler Arbeitsstandards fordern. Der Musterbrief kann auf der Internetseite von FIAN heruntergeladen werden (www.fian.de).

Die Autorin absolviert zurzeit ein Praktikum bei FIAN-Deutschland.


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 2/2007, März 2007, S. 16
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Düppelstraße 9-11, 50679 Köln
Tel. 0221/702 00 72, Fax 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de

Erscheinungsweise: drei Ausgaben/Jahr
Einzelpreis: 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2007