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BERICHT/256: PAX - Peace Action TraininX 2010 (ZivilCourage)


ZivilCourage Nr. 5/6 - Dezember 2009
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK

PAX - Peace Action TraininX 2010
Eine Konsequenz (nicht nur) aus den NATO-Protesten

Von Roland Blach


Was soll diese eher kryptisch anmutende Überschrift, werden sich manche der geneigten LeserInnen fragen.

"Peace Action TrainingX - PAX" ist ein vorläufiger Arbeitstitel, den die TeilnehmerInnen des DFG-VK-Landesaktiventreffens Baden-Württemberg am 8. November in Mannheim für eine bundesweite Aktionsakademie gewählt haben. Friedensarbeit soll wieder mehr Spaß machen und damit sowohl deutlich mehr Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen (als bisher), aber auch jung gebliebene ältere Semester, die mit Herz und Leidenschaft friedliche Protestformen mit Gleichgesinnten austauschen und trainieren wollen.

Der Bundeskongress Anfang Oktober in Hannover hatte die Initiative des DFG-VK-Landesverbands Baden-Württemberg nahezu einstimmig unterstützt und auch geeignete Geldmittel dafür in Aussicht gestellt.

Geplant ist PAX vom 30. Oktober bis 1. November 2010 in Heidelberg. Es soll durch landesweite und regionale Zusammenhänge vorbereitet sowie von der DFG-VK koordiniert werden und bundesweit ausstrahlen. PAX richtet sich an alle Menschen, die sich gegen Gewalt, Krieg und Militarismus engagieren wollen, also Interessierte in und außerhalb der DFG-VK. Angedacht sind sowohl zweitägige Seminare wie mehrstündige Workshops.

Mit PAX zieht die DFG-VK Konsequenzen aus der Überalterung der Bewegung, der oft fehlenden Kreativität und nicht zuletzt den Nato-Protesten im Frühjahr dieses Jahres, an der unser Verband in großem Maße mit beteiligt war. Die ZivilCourage ging damals in einer großen Bandbreite auf diese Ereignisse ein. In vielen regionalen, landesweiten und bundesweiten Nachbesprechungen haben Aktive der DFG-VK analysiert, bewertet und versucht, Konsequenzen daraus zu ziehen, auch der Bundesausschuss im Juli. Die Proteste haben trotz immenser Anstrengungen von Monty Schädel und vieler weiterer Aktiver sowie dem Aktionsbüro in Offenburg nicht den gewünschten Effekt für die DFG-VK in der Öffentlichkeit gehabt. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen und die entsprechende mediale Berichterstattung haben uns zudem das Heft aus der Hand gerissen.

Mit Blick auf die Netzwerke Attac und Campact, die im Bereich globalisierungskritischer und umweltpolitischer Themen und Aktivitäten besonders aktiv sind, und im Hinblick auf die von Attac einmal jährlich mit hohem Zuspruch stattfindende Aktionsakademie wird es Zeit, dass die DFG-VK ihre Einzigartigkeit, Vielfalt, ihre Erfahrung und ihr Potenzial im Hinblick auf Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im Engagement für Frieden und Abrüstung intensiv nutzt.

Die DFG-VK will mit PAX zur Förderung von Aktionslust und -erfahrung als untrennbare Schwestern von Bildung und inhaltlicher Expertise beitragen - damit unsere politische Kritik an Militarisierung und Krieg und unsere Visionen von einer friedlichen und gerechten Welt die Menschen auch erreichen und Druck zum gesellschaftlichen Wandel erzeugen.

Erste Gedanken für inhaltliche Schwerpunkte für 2010 sind: Anti-Rekrutierung im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsarbeit und Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Abzug der US-Truppen aus Mannheim/Heidelberg, Rüstungsexporte, zivile Konfliktbewältigung.

Ideen für Seminare und Workshops sind derzeit:

Clownarmy: Was ist ein Clown? Wie verhält sieh ein Clown? Wie arbeitet ein Team von Clowns zusammen? Wie können Clowns deeskalierend wirken?

Digitaler Aktivismus: Es dreht sich alles um die Frage: Wie kann ich Aktionen und Kampagnen im Internet umsetzen!?

Gewaltfreier ziviler Ungehorsam: Die TeilnehmerInnen lernen nicht nur, eigene Blockaden auf die Füße zu stellen, sondern auch, mit Gewalt und Aggression umzugehen. Wichtig ist dabei, mit den eigenen und fremden Emotionen umgehen zu lernen, um deeskalierend auftreten zu können.

Rhythm of Resistance: Die TeilnehmerInnen lernen die verschiedenen Musikinstrumente einer Samba-Gruppe kennen. Ziel: gemeinsam spielen lernen!

Pressearbeit: Die TeilnehmerInnen lernen die Chancen für Pressearbeit für NGOs kennen. Welche Hindernisse sind zu überwinden? Welche Chancen gibt es in Alternativ- und Minimedien?

Aktionsklettern: Soll Interessierten die Möglichkeit geben, eine langjährig bewährte Klettermethode, die von Greenpeace und Global 2000 im Rahmen ihrer Kletteraktivitäten verwendet wird, auszuprobieren.

Großpuppenbau, Banner-Workshop: Die TeilnehmerInnen lernen Techniken, wie man Großpuppen baut und Banner malt. Diese können dann auf Demonstrationen und Kundgebungen verwendet werden.

Kreativer Infostand - Street Pedagogy: Wie z.B. die Friedensradtour 2009 von Ansbach nach Büchel

Rechtliche Aufklärung/Versammlungsrecht: Die TeilnehmerInnen werden über ihre Rechte und Pflichten auf Demonstrationen, Kundgebungen oder im Alltag aufgeklärt.

Street Art und Adbusting: Welche Möglichkeiten gibt es, sich im öffentlichen Raum kreativ auszuleben? Wie kann man Plakate so gestalten, dass sie möglichst viel Aufmerksamkeit erregen?
Video: Wie gestaltet man Videos und setzt sie technisch um?
Kommunikationsguerilla: ist eine Aktionsform, bei der gezielt Information, Veränderung von Information bzw. Desinformation eingesetzt wird, um Ziele zu erreichen.

Weitere Ideen sind u.a. Geo-Casing, Parolen für Demos

Abgerundet werden soll die inhaltliche Arbeit durch ein vielfältiges Rahmenprogramm, z.B. Liveauftritte, Kabarett, gemeinsame Abschlussfeier/-aktion.

Üben wir uns also im positiven, bunten, aktionistischen, leidenschaftlichen, musikalischen und friedlichen Protestieren! Lernen wir praktisches "Handwerkszeug" zum aktiven Widerstehen! Denn "friedlich denken allein ändert nichts" - und macht auch keinen Spaß.


Roland Blach ist Geschäftsführer des DFG-VK-Landesverbands Baden-Württemberg.


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Quelle:
ZivilCourage Nr. 5/6 - Dezember 2009, S. 16-17
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK
Herausgeberin: Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK e.V.),
Kasseler Straße 1A, 60486 Frankfurt
Redaktion: ZivilCourage, Postfach 90 08 43, 21048 Hamburg
Tel. 040/58 96 61 61, Telefax: 03212-10 28 255
E-Mail: zc@dfg-vk.de
Internet: www.zc-online.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Jahres-Abonnement: 12,00 Euro einschließlich Porto
Einzelheft: 2,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2010