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ATTAC/1682: Aktionsauftakt der Kampagne "Kühe und Bauern nicht verpulvern"


Attac Deutschland und Aktion Agrar
Pressemitteilung vom 12. März 2016

Aktionsauftakt der Kampagne "Kühe und Bauern nicht verpulvern"

Mit Riesen-Schachbrett gegen billige Milch und Milchpulverboom


Aktionsauftakt der bundesweiten Kampagne "Kühe und Bauern nicht verpulvern! Billige Milch zerstört Höfe weltweit": Aktive des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac und von Aktion Agrar haben am heutigen Samstag in der Syker Innenstadt gegen billige Milch und den Milchpulverboom protestiert. Sie platzierten ein riesiges Schachspiel auf dem Wochenmarkt. Die Türme waren zu Milchpulvertürmen und die Springer zu Kühen mit Eutern aus Pappmaché geworden.

"Bauern und Kühe haben auf dem Spielfeld gegen die großen Molkereien mit ihren Milchpulvertürmen keine Chance und werden zur Seite gefegt, "sagte Leonie Dorn von der Kampagne, "Die großen Molkereien setzen seit Jahren zusammen mit Bundesregierung und Bauernverband auf immer billigere Milch und massiven Export. Sie nehmen ein dramatisches Höfesterben in Kauf und zerstören ländliche Entwicklungsperspektiven zum Beispiel in afrikanischen Ländern südlich der Sahara."

Seit Monaten zahlen die Molkereien den Höfen oft weniger als 25 Cent pro Liter Milch, sodass die Bäuerinnen und Bauern nicht selten bis zu 20 Cent pro Liter draufzahlen müssen. Eine Folge: 2015 gingen pro Tag durchschnittlich acht Milchviehbetriebe zu Grunde, die meisten von ihnen eher kleine Höfe.

Insgesamt wird in Europa viel mehr Milch produziert als benötigt. Die großen Molkereien haben in den letzten Jahren über eine halbe Milliarde Euro in Milchpulveranlagen investiert. Die Milch, die die Molkereien so billig von den Höfen bekommen, wird in den Milchpulvertürmen verarbeitet und anschließend in die ganze Welt exportiert. Die Molkereien fahren große Gewinne ein, während verzweifelte Milchviehalter europaweit protestieren.

Milchpulverexport verdrängt kleine Kuhherden in Ländern des Südens

Auch global gesehen hat der Milchpulverboom schlimme Konsequenzen. Zusammen mit Freihandelsabkommen zwischen der EU und vielen Ländern des Südens, die keine oder nur ganz niedrige Zölle auf importierte Milch erlauben, verhindert billiges Milchpulver die Entwicklung lokaler Milcherzeugung.

Preisdruck und Exporthoffnung verdrängen die kleineren Kuhherden. Für viele Kühe ist der lebenslange Stallaufenthalt ohne Weidegang zur Realität geworden. Das eiweißreiche Kraftfutter besteht oft aus Soja, ist häufig gentechnisch verändert und führt beispielsweise in Südamerika zu Abholzungen des Regenwaldes. Dieses Kraftfutter hat einen großen Anteil daran, dass die Milchleistung der Kühe in wenigen Jahrzehnten von durchschnittlich 3.300 Liter auf 6.500 Liter pro Jahr gestiegen ist. Die Hochleistungsmilchkühe werden selten älter als fünf Jahre.

Gemeinsam setzen sich Attac und Aktion Agrar dafür ein, dass auch kleinere Milchviehbetriebe überleben können und Tier und Umweltschutz in der Milchviehhaltung gestärkt werden.

Wer sich den Forderungen anschließen möchte, kann dies tun unter:
www.attac.de/milchpulver


Weitere Informationen:
www.aktion-agrar.de/hoefe-retten
www.attac.de/milchpulver

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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. März 2016
Attac Deutschland, Pressestelle
Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-31; Fax: 069/900 281-99
E-Mail: presse@attac.de
Internet: www.attac.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2016

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