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ATTAC/828: Lateinamerika - ALBA-Länder ergreifen Maßnahmen gegen Finanzkrise


Attac Deutschland - Pressemitteilung vom 27. November 2008

* Lateinamerika: ALBA-Länder ergreifen Maßnahmen gegen Finanzkrise
* Attac fordert Bundesregierung auf, Länder des Südens zu unterstützen


Das globalisierungskritische Netzwerk Attac begrüßt die Entscheidungen der ALBA-Länder (Alternativa Bolivariana para los pueblos de Nuestra América, / Bolivarianische Alternative für die Völker unseres Amerika) zur Finanzkrise. "Die Regierungsvertreter haben sich direkt auf Vorschläge der sozialen Bewegungen und das Treffen von globalisierungskritischen Ökonomen im vergangenen Monat in Caracas bezogen", sagte Kerstin Sack vom Attac-Koordinierungskreis. "Es ist zu begrüßen, dass Regierungen nicht Banker und Vertreter der Großunternehmen als Berater heranziehen, sondern diejenigen, die am meisten unter der Krise zu leiden haben."

Die Mitgliedsländer des ALBA - des alternativen Handelsbündnisses von Venezuela, Kuba, Bolivien, Nikaragua, Dominikanische Republik und Honduras unter Beteiligung von Ecuador - haben am gestrigen Mittwoch mehrere Maßnahmen beschlossen, um sich gegen die Auswirkungen der Finanzkrisen besser zu schützen.

Hauptanliegen der ALBA-Länder ist es, die regionalen Finanzmärkte vor den Folgen der globalen Finanzkrise zu schützen. Dazu soll eine virtuelle Währung als Zahlungsmittel dienen, die die Länder unabhängig vom US-Dollar und den Schwankungen der Währungen machen soll. Jeglicher Handel zwischen den Ländern soll ab sofort mit der virtuellen Währungseinheit "SUCRE" erfolgen. Vorbild ist der ECU, der Vorläufer des Euro. Längerfristig wird eine gemeinsame regionale Währung angestrebt. Des Weiteren planen die ALBA-Staaten einen regionalen Währungsfonds, der den Ländern in der Region bei akuten Finanzierungsproblemen hilft

ALBA unterstützt zudem eine Initiative Venezuelas, ein Treffen der Vereinten Nationen zur Finanzkrise einzuberufen. "Es kann nicht sein, dass die G7 jetzt bruchlos in die Gruppe der 20 überführt wird", sagte Kerstin Sack. Die am stärksten von den Krisen betroffenen Länder wären hierbei ausgeschlossen und undemokratische Institutionen wie der Internationale Währungsfonds IWF und die Weltbank blieben unangetastet. "Attac wird sich gemeinsam mit den globalen sozialen Bewegungen dafür einsetzen, dass die jetzige Umbruchsituation dazu genutzt wird, endlich eine Institution zu schaffen, die die Interessen aller Länder einbezieht und der neoliberalen Politik der Welthandelsorganisation WTO, des IWF und der Weltbank ein End setzt", kündigte Kerstin Sack an. "Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie den Antrag für eine gemeinsame Sitzung aller Länder zur Finanzkrise unterstützt."

Attac begrüßt auch die Initiative, eine Studie in Auftrag zu geben, um einen "Weltfinanzrat" zu gründen mit dem Ziel ein transparentes Instrument zur Regulierung der Finanzmärkte zu schaffen, das Stabilität garantiert und Ressourcen für Entwicklung zur Verfügung stellt.

"Und wir unterstützten die Entscheidung von Ecuador, fällige Zinszahlungen auf illegitime Schulden zu verweigern", sagte Steffen Stierle, ebenfalls Mitglied im Koordinierungskreis von Attac. "Das Instrument des Schuldenaudits, also der Prüfung, welche Schulden illegitim sind, wäre auch für andere Länder des Südens interessant, da zahlreiche Schulden auf Korruption und Wucher beruhen."


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Quelle:
Pressemitteilung vom 27.11.2008
Pressesprecherin Attac Deutschland
Frauke Distelrath
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2008