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APPELL/069: Russland soll sich den Verhandlungen zum Atomwaffen-Verbotsvertrag anschließen (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 6. März 2017
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Russland soll sich den Verhandlungen zum Atomwaffen-Verbotsvertrag anschließen

IPPNW-ÄrztInnen schreiben an den russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew


Angesichts der jahrzehntelangen Weigerung der beiden größten und stärksten Atomwaffenmächte USA und Russland, Atomwaffen vollständig abzuschaffen, besuchte eine international besetzte IPPNW-Ärztedelegation ihre IPPNW-Partnerorganisation in Moskau. Die US-amerikanischen und russischen IPPNW-Co-Präsidenten forderten in einem Brief an den russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew, dass Russland sich an den im März beginnenden Verhandlungen über ein Atomwaffenverbot beteiligen und dabei eine Führungsrolle übernehmen solle.

In dem Schreiben heißt es: "Seit Jahrzehnten leben die Atomwaffenstaaten in der Illusion, dass Atomwaffen ihre Sicherheit erhöhen. Die neuen Daten, wonach selbst der "erfolgreiche" Einsatz eines kleinen Bruchteils des Atomwaffenarsenals Russlands oder anderer Staaten eine katastrophale Klimaveränderung zur Folge hätte, die die Existenz der Menschheit bedrohen würde, stellen die Wahrheit über diese Waffen bloß: Sie sind Selbstmordbomben, keine Mittel der nationalen Sicherheit".

Die IPPNW fordert darüber hinaus alle neun Atomwaffenstaaten auf, allen voran Großbritannien und Frankreich, ihre Blockadehaltung hinsichtlich der kommenden Verbotsverhandlungen endlich zu beenden. "Hier in Europa bergen der Ukraine-Konflikt und das fortwährende Säbelrasseln zwischen der NATO einerseits und Russland andererseits die große Gefahr einer nuklearen Eskalation", so Dr. Angelika Claußen, europäische IPPNW-Vizepräsidentin. Das Denken in den Kategorien von nuklearer Abschreckung täusche Sicherheit nur vor, aber menschliche Sicherheit lasse sich nur durch ein Engagement für das gemeinsame Überleben statt durch die Drohung gegenseitiger Auslöschung erreichen, wie schon der ehemalige Ministerpräsident Olaf Palme gewusst habe. "Im Atomzeitalter gibt es nur eine gemeinsame Sicherheit, die Staaten und Regierungen nur gemeinsam erreichen können", so Claußen.

In diesem Sinne begrüßt die IPPNW, dass führende Militärs der NATO und Russlands erstmals seit der Krim-Krise 2014 wieder Kontakt aufgenommen haben. Das könnte ein erster Schritt werden, um aus der Eskalationsspirale wieder heraus zu kommen.

Von der Bundesregierung, die sich bisher ebenfalls weigert, an den Verhandlungen in New York teilzunehmen, fordert die IPPNW Deutschland, diese Blockadehaltung noch einmal zu überdenken und durch eine Teilnahme ihren Willen zu atomarer Abrüstung zu bekräftigen.

Brief an den russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew in der Übersetzung [1] und im Original [2]:
[1] http://news.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/Brief_Medwedew_deutsch.pdf
[2] http://news.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/Letter_IPPNW_Medvedev.pdf

Die gesundheitlichen und humanitären Argumente für das Verbot und die Eliminierung von Atomwaffen:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/2016_05_02_OEWG_IPPNW_01.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. März 2017
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2017

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