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MELDUNG/025: Gesetzesentwurf zur Beschneidung - Terre des Femmes kritisiert Eckpunkte


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 4. Oktober 2012

Regierung legt Gesetzesentwurf zur Beschneidung vor -
TERRE DES FEMMES kritisiert Vorhaben: "Kind wird mit dem Bade ausgeschüttet"



Berlin, 04. Oktober 2012. TERRE DES FEMMES lehnt das von der Bundesregierung geplante Beschneidungsgesetz zur Straflosigkeit von medizinisch nicht erforderlichen Beschneidungen an nichteinwilligungsfähigen Jungen ab. Vorstandsvorsitzende Irmingard Schewe-Gerigk:" Es wird deutlich, dass dieser Entwurf mit heißer Nadel gestrickt ist, denn er wirft mehr Fragen und Ungereimtheiten auf als dass er Rechtssicherheit bietet. Immerhin geht es um nicht mehr aber auch nicht weniger als um eine Abwägung zwischen grundgesetzlich geschützten Rechtsgütern des Kindeswohls, der körperlichen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung."

Dass die Regeln der ärztlichen Kunst bei der Beschneidung nicht näher definiert werden, ist fatal. Die im Entwurf enthaltene Bestimmung "im Einzelfall gebotene und wirkungsvolle Schmerzbehandlung" wird ad absurdum geführt, wenn an einem Kind bis zum sechsten Lebensmonat eine Person den Eingriff vornehmen darf, die kein Arzt sein muss und daher keine Narkose geben darf.

Der Verzicht auf die ausdrücklichen Regelungen einer religiösen Beschneidungen hat zudem unerwünschte Nebeneffekte, indem er auch Beschneidungen aus sogenannten hygienischen Gründen oder aus Präventionsgründen gegen Prostatakrebs straffrei stellt.

Es ist auch in keiner Weise plausibel und widerspricht dem Gleichheitsgrundsatz, dass ein Gesetz nur für männliche Kinder erlassen wird. Natürlich kann die zu Recht als gefährliche Körperverletzung verbotene weibliche Genitalverstümmelung von der Art des Eingriffs und den Folgen nicht mit der männlichen Beschneidung verglichen werden. Aber es gibt Formen wie z.B. die Entfernung der Klitorishaut, die z.B. in einer der vier Gelehrtenschulen des Islam praktiziert werden, die durchaus vergleichbar sind. Irmingard Schewe-Gerigk: "Menschenrechte sind nicht teilbar - auch nicht zwischen Mädchen und Jungen. Deshalb setzt sich TERRE DES FEMMES für die Unversehrtheit aller Kinder ein."


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution und soziale Rechte für Arbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. Oktober 2012
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2012